Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
zwischen Arbeitskollegen können einfach nicht gut gehen. Eines Tages wird er eine tolle Frau außerhalb der Kanzlei kennenlernen. Sie werden heiraten, in eine wunderschöne Wohnsiedlung ziehen und viele Kinder haben. Und ich werde ... Ja, was eigentlich? Vermutlich werde ich mir dann die Augen ausweinen. Doch solche Opfer müssen einfach sein! Große Literaten predigen Derartiges schon seit Jahrhunderten. Bei Tristan und Isolde ist es so gewesen und bei Colleen McCulloughs „ Dornenvögel “ auch. Von Bella und Edward mal ganz zu schweigen! Gut, momentan weiß die hübsche Bella noch nichts von der Tragik ihrer zarten Liebe. Doch wie wird es erst sein, wenn sie sich Edwards pessimistisches Geschwafel zwei-, dreihundert Jahre lang angehört hat? Dem durchschnittlichen Kinobesucher raubt er schon nach einhundertzwölf Minuten den letzten Nerv. Im Allgemeinen wird zwar davon ausgegangen, dass Vampire physisch stärker und robuster sind als Menschen, doch ich habe noch nie gehört, dass so eine Verwandlung auch die Psyche härtet.
„Du hast ja einen Knall“, bemerkt Sunny strafend, als ich ihr in der Mittagspause meinen Plan und die damit zusammenhängenden Überlegungen darlege. Seltsam ... Genau das Gleiche hat Bernd gestern schon zu mir gesagt. Ob sie sich wohl abgesprochen haben?
„Zum einen sind das alles nur fiktive Figuren, von denen du da redest, und zum anderen solltest du wirklich mal darüber nachdenken, ob deine seltsamen Prinzipien möglicherweise vollkommen überholt sind. Immerhin leben wir nicht im Mittelalter. Und Männer, die eine Frau so sehr ansprechen, wie es bei dir mit Andreas der Fall ist, stehen auch nicht massenweise irgendwo am Straßenrand. Das ist etwas Besonderes, das man nicht leichtfertig aufgeben sollte.“
Ich mustere sie verwirrt. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Mit mir schon! Allerdings weiß ich nicht, wie es bei dir aussieht. Andauernd machst du dir dein Leben unnötig schwer. Und da wir ja mittlerweile dazu übergegangen sind, aneinander auch mal ein bisschen Kritik zu üben, muss ich das jetzt einfach mal loswerden. Du bist wirklich ein ganz großartiger und liebenswerter Mensch. Nichtsdestotrotz hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank!“
Ich überlege. Normalerweise halte ich mich für die vernünftigste Person, die unter der Sonne wandelt. Ich wäge ab, was für mich und andere das Beste ist und denke somit auch an die Zukunft. Natürlich ist es im Moment nicht einfach, doch auf lange Sicht wird es sich als richtig erweisen.
„Weißt du, was ich glaube?“, fragt Sunny gereizt. „Meiner Meinung nach hast du gar keine Angst davor, dass es nicht funktionieren könnte, sondern viel mehr davor, dass es genau das Richtige für dich ist. Du brauchst den Kummer in deinem Leben, weil du es gar nicht anders kennengelernt hast und demzufolge auch nicht weißt, wie es sich anfühlt, rundum glücklich zu sein. Es ist das Unbekannte, das dir so viel Kopfzerbrechen bereitet.“
„Sag mal, hast du in letzter Zeit irgendwie mit Bernd gesprochen?“, frage ich sie skeptisch.
Sunny zieht die Augenbrauen hoch. „Nein, warum sollte ich?“
„Weil er gestern etwas Ähnliches zu mir gesagt hat.“
„Na dann würde ich mir an deiner Stelle mal darüber Gedanken machen, ob es nicht vielleicht sogar zutrifft!“
„So, wie du das sagst, hört es sich ganz schön gemein an. Immerhin verbirgt sich ja auch jede Menge Tragik dahinter.“
„Das mag ja sein. Trotzdem bist du keine fiktive Figur in irgendeinem verhängnisvollen Roman, die ihre Geschichte von einem großen Schriftsteller zugeschrieben bekommt. Du bist real und für dein Glück selbst verantwortlich.“
„Hallo“, ertönt es plötzlich neben unserem Tisch.
Es ist Andreas, der eigentlich gar keine Mittagspause haben dürfte, weil sein Terminkalender gerappelt voll ist.
„Darf ich mich zu euch setzen?“
„Natürlich“, lädt Sunny ihn erfreut ein, woraufhin er neben ihr Platz nimmt.
„Hättest du jetzt nicht eigentlich in einem Termin mit den Walters sein müssen?“, frage ich verdutzt.
„Den haben wir auf die nächste Woche verschoben. Offenbar hat es bei der Familie heute einen Wasserrohrbruch gegeben. Momentan haben sie alle Hände voll zu tun.“
Na super! Mein toller Plan läuft ja ganz wunderbar. Da suche ich mir extra eine Pausenzeit aus, in der ich sicher bin, ihm nicht über den Weg zu laufen, und jetzt sitzt er auf einmal hier vor mir.
„Das trifft sich ja gut“, ich greife nach meiner
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