Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
rollt mit den Augen. „Bitte, Lilli! Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Ich sehe doch, dass du etwas auf dem Herzen hast.“
Ich halte inne und überlege, wie ich es ihr am besten so erkläre, dass es nicht danach klingt, als wäre ich vollkommen übergeschnappt. Aber vermutlich könnte ich auch die nächsten zehn Jahre damit verbringen, nach einer einleuchtend klingenden Begründung zu suchen und würde sie doch nicht finden.
„Rudi ist vermutlich mein Vater“, erkläre ich antriebslos, schlendere anschließend zum Sofa und lasse mich ebenso kraftlos auf das selbige fallen.
„Hä?“, runzelt Sunny begriffsstutzig die Stirn.
Während sie aufmerksam zuhört, berichte ich ihr die ganze Geschichte. Weder stellt sie mir zwischendurch irgendwelche Fragen noch nickt sie oder gibt sonstige Zeichen, dass sie folgen kann.
„Das ist ja krass!“, bemerkt sie nach einer zweiminütigen Schweigepause plötzlich fassungslos. „Und wie soll es jetzt mit euch weitergehen?“
„Wir wollen uns nächste Woche hinsichtlich einer Vaterschaftsanalyse treffen. Sobald das Ergebnis vorliegt, sehen wir weiter.“
„Ja, und wie hat er es aufgenommen? Würde er sich freuen, dich als Tochter zu haben oder will er dich in dem Fall lieber auf Abstand halten?“
„Keine Ahnung! Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Allerdings weiß ich ja selbst noch nicht einmal, wie ich damit umgehen soll. Ich meine, er ist nett, witzig und hat sich mit dem Bistro durchaus etwas aufgebaut. Von meiner Mutter kenne ich so etwas gar nicht. Die ist andauernd nur kratzbürstig gewesen, und den größten Teil ihres Geldes hat sie sich ständig irgendwo zusammengeklagt. Darüber hinaus hat ihr bescheuerter Humor in mir immer nur die Vorstellung ausgelöst, wie ich ihre hässlichen Sammeltassen in hübsch fliegende Tontauben umfunktioniere.
Im Grunde habe ich gar keine Ahnung, wie es ist, ein normales Elternteil zu haben. Ich persönlich sehe mich eigentlich immer als Gratisprobe aus dem Supermarkt.“
„Hm, das kann ich verstehen. Vermutlich würde es aber auch nicht schaden, der Sache einfach mal eine Chance zu geben. Wenn es nicht funktioniert, könnt ihr ja danach immer noch getrennte Wege gehen.“
„Das könnte gut sein. Aber bevor ich mir diesbezüglich den Kopf zerbreche, würde ich lieber gern das Testergebnis abwarten.“
„In Ordnung!“, sagt Sunny mit einem Lächeln. „Dann machen wir das so! Und damit ich dir nicht auf die Nerven gehe, werde ich dich bis dahin nicht weiter zu dem Thema befragen. Allerdings musst du mir versprechen, mir ein Zeichen zu geben, wenn du irgendwann doch darüber reden möchtest.“
„Abgemacht!“, ich versuche ebenfalls, mir ein Lächeln abzuringen.
„Gut. Dann erzähle mir doch jetzt einmal, was es mit diesem Oliver auf sich hat. Hat er irgendeine seltsame Angewohnheit? Wohnt er vielleicht doch noch bei seinen Eltern oder arbeitet er nebenbei als Stripper?“
„Also wenn er irgendwelche Eigenarten hat, sind mir diese bisher nicht bekannt. Seinen Worten zufolge, wohnt er wirklich allein, und davon, dass er irgendwo strippt, hat er auch nichts erwähnt. Im Grunde ist er ein richtig netter Kerl, der ziemlich viele Eigenschaften besitzt, wie ich sie mir bei einem Mann wünschen würde.“
„Und wo genau liegt dann das Problem?“
„Er ist nicht Andreas Schneemann!“
21
Obwohl ich am Wochenende ziemlich viel über Rudi und mich nachgedacht habe, hat es dennoch einen anderen Menschen gegeben, der mich weitaus mehr beschäftigt hat: Andreas.
Als ich Bernd in einem Skype-Gespräch von meinem eventuellen Vater berichte, klappt ihm natürlich auch die Kinnlade runter. Nachdem er sich dann aber von diesem Schock erholt hat, beneidet er Rudi schließlich dafür, noch nie die Bekanntschaft mit dem Anwalt meiner Mutter gemacht zu haben.
Zu guter Letzt erzähle ich ihm dann endlich auch von meiner Schwärmerei für Andreas.
„Hast du nicht vielleicht einen guten Tipp für mich, wie ich ihn mir aus dem Kopf schlagen kann?“, frage ich Bernd betrübt. „Ich meine, da lerne ich schon mal einen netten Mann kennen und treffe nur wenig später meinen potenziellen Vater, denke aber dennoch fast ausschließlich über diesen hinreißenden Anwalt nach.“
„Du hast ja einen Knall! So wie ich dich kenne, hast du gar keine Angst davor, dass es mit Andreas in die Hose gehen könnte. Genau genommen kämest du gar nicht damit klar, wenn es zwischen euch funktionieren würde.
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