Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
ihnen.
Die Kinder waren Alfie zufolge häufig von zu Hause weggelaufen, angezogen von Londons hellen Lichtern. Molly fand sie auf den Straßen von Soho, freundete sich mit ihnen an und bot ihnen ein Bad, eine Mahlzeit und ein Bett für die Nacht an.
Roper konnte sich gut vorstellen, was für eine glaubwürdige Mutterfigur Molly sein konnte, wenn sie es darauf anlegte. In der Vergangenheit hatte sie ihn beinahe davon überzeugt, dass sie eine freundliche, ziemlich naive Frau war. Mike, Alfies Neffe, hatte ebenfalls anfangs geglaubt, sie sei »richtig nett«. Das hatte er Roper während eines Verhörs erzählt.
Inzwischen gab es für Alfie kein Halten mehr, und sie erfuhren weitere Einzelheiten. Molly suchte im Allgemeinen donnerstags die Kinder aus, machte viel Aufhebens um sie und schenkte ihnen sogar neue Kleider. Wenn dann der Freitag kam, erzählte sie ihnen, dass am Abend eine Party stattfinden würde. Bevor die Gäste kamen, gab sie den Kindern ein paar Drinks, um sie gefügig zu machen, und in den meisten Fällen glaubten die jungen Menschen bei den ersten Annäherungsversuchen von Seiten eines der Gäste, es geschehe aus reiner Zuneigung. An dieser Stelle flößte Molly ihnen einen Drink ein, in den sie zuvor einige Tropfen Beruhigungsmittel gegeben hatte.
»Keine Ahnung, was das für ein Zeug war«, behauptete Alfie, »ich weiß bloß, dass sie es von jemandem in Soho bekommen hat.«
»Einmal war nachts ein Junge da, und sie haben ihn einer nach dem anderen gebumst, bis er blutete«, erklärte Alfie entrüstet. »Ich konnte es nicht mehr ertragen und hab gesagt, es müsse endgültig Schluss damit sein. Aber Trueman hat sich ein Messer gegriffen und geantwortet, er werde mir den Schwanz abschneiden und ihn mir ins Maul stopfen, wenn ich ihm Ärger mache. Und es war sein Ernst. Ich hab gehört, dass jeder, der ihm in die Quere kommt, irgendwie verschwindet.«
»So wie John Bolton im Fluss gelandet ist?«, fragte Wallis.
»Er ist was?«, rief Alfie.
»Das wussten Sie nicht?«, erwiderte Roper, dem durchaus klar war, dass es so sein musste. Alfie wurde zu seiner eigenen Sicherheit die meiste Zeit über in Einzelhaft gehalten, daher war es unwahrscheinlich, dass ihm irgendwelche Gerüchte oder Neuigkeiten von außen zu Ohren kamen. »Nun ja, ich nehme an, hier drin hören Sie solche Dinge nicht. Es ist Sonntag letzte Woche passiert. Es heißt, er sei drauf und dran gewesen, Trueman zu verpfeifen.«
Zu Ropers Überraschung wirkte Alfie aufrichtig erschüttert. »John war ein guter Kerl, ich hab ihn mein Leben lang gekannt«, antwortete er mit zitternden Lippen. »Er hat mir gesagt, dass ich mich mit Trueman übernehme. Und Recht hatte er, da braucht man sich nur anzusehen, wo ich jetzt bin!«
»Aber er hat Trueman mit Ihnen bekannt gemacht, nicht wahr?«, hakte Roper nach.
»Nein, wer hat Ihnen denn das erzählt? Es war irgendein Kerl, den Molly kannte. Der hat Trueman das erste Mal mitgebracht.«
»Aber Bolton wurde gesehen, wie er zusammen mit Trueman Ihr Haus betrat.«
»Die beiden waren ein Mal zusammen da, ja. John hatte irgendetwas für Trueman erledigt und ihn bei mir abgesetzt. Ich hab John auf einen Drink um der alten Zeiten willen eingeladen. Doch er ist nicht lange geblieben.«
Das war vermutlich die Wahrheit, denn John Bolton hatte etwas Ähnliches ausgesagt, als man ihn nach Angelas Tod zu einer Routinebefragung vorgeladen hatte. Er hatte zugegeben, als Junge mit Alfie befreundet gewesen zu sein, und er hatte unumwunden eingestanden, dass er aufgrund ihrer früheren Verbindung im Juni ein Mal in Nummer elf Karten gespielt habe. Es hatte jedoch kein zweites Mal gegeben, weil ihm Alfies Lebensweise und das, was aus ihm geworden war, nicht gefiel. Aber es war ihm schwergefallen, den Mann gänzlich zu ignorieren, da sein Freund aus Kindertagen aufgrund seiner familiären Umstände niemals eine Chance gehabt hatte.
»Was glauben Sie, was Bolton uns über Trueman erzählen wollte?«, fragte Roper.
»Wahrscheinlich hat er erraten, was vorgegangen ist.« Alfie blickte ein wenig töricht drein. »John mochte solche Sachen nicht. Er war immer irgendwie ein Gentleman, selbst damals, als wir Kinder waren. Außerdem waren er und Trueman einander ohnehin nicht grün. Trueman hat ihn aus seinem Club rausgeworfen, weil John keinen Kotau vor ihm machen wollte. Verstehen Sie, John war kein Lakai, für niemanden, wenn Sie wissen, was ich meine?«
Genau diesen Eindruck hatte auch Roper immer von John
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