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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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Mistress Roydon anspricht.« Françoise hatte mich streng ermahnt, dem hohen Rang des Earl Respekt zu erweisen.
    »Nun denn, Diana«, sagte Henry und reichte mir seinen Arm.
    Er führte mich über einen zugigen Korridor in ein gemütliches Zimmer mit niedriger Decke, das von einer Reihe von Südfenstern erhellt wurde. Obwohl es relativ klein war, hatte man drei Tische mitsamt Schemeln und Bänken hineingequetscht. Leises Rumoren, akzentuiert von kurzem Topf- und Pfannenscheppern, verriet mir, dass die Küche in der Nähe war. Jemand hatte eine Seite aus einem Almanach an die Wand geheftet, und auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers lag eine Karte, deren eine Ecke von einem Kerzenständer, die andere von einer flachen Schale mit Obst niedergehalten wurde. Das Arrangement wirkte so anheimelnd, dass es aus einem holländischen Stillleben zu stammen schien. Ein betörender Duft schlug mir entgegen, der mich innehalten ließ.
    »Die Quitten.« Ich strich mit den Fingern darüber. Sie sahen genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte, als Matthew mir in Madison die Old Lodge beschrieb.
    Dass ich auf eine ganz gewöhnliche Obstschale so heftig reagierte, schien Henry zu verwirren, aber er war zu wohlerzogen, um etwas zu sagen. Wir setzten uns an den Tisch, und ein Diener ergänzte das Stillleben vor uns um frisches Brot, einen Teller mit Trauben und eine Schale mit Äpfeln. Es war ein beruhigendes Gefühl, so vertraute Kost zu sehen. Henry bediente sich, und ich folgte seinem Beispiel, wobei ich mir genau merkte, was er sich nahm und wie viel er davon aß. Fremde verrieten sich meist durch Kleinigkeiten, und ich wollte so gewöhnlich wie möglich erscheinen. Während wir unsere Teller füllten, schenkte Matthew sich ein Glas Wein ein.
    Während der gesamten Mahlzeit behandelte mich Henry mit ausgesuchter Höflichkeit. Er stellte mir keine einzige persönliche Frage und erkundigte sich nur sehr taktvoll nach Matthews Angelegenheiten. Stattdessen unterhielt er uns mit Anekdoten über seine Hunde, seine diversen Landgüter und seine strenge Mutter, wobei er uns ununterbrochen mit Nachschub an im Kamin geröstetem Brot versorgte. Er wollte gerade etwas von einem Umzug in London erzählen, als es im Hof laut wurde. Der Earl, der mit dem Rücken zur Tür saß, merkte nichts.
    »Sie ist unmöglich! Ihr habt mich allesamt gewarnt, doch ich konnte nicht glauben, dass jemand so undankbar sein könnte. Nachdem ich ihre Schatzkammern mit solchen Reichtümern gefüllt habe, hätte sie doch wenigstens … Oh.« Die breiten Schultern unseres neuesten Gastes füllten den Türrahmen aus. Eine dieser Schultern war in ein Tuch gehüllt, das so dunkel war wie die Locken, die unter dem gefiederten Hut hervorquollen. »Matthew. Seid Ihr krank?«
    Überrascht drehte sich Henry um. »Einen guten Tag, Walter. Warum seid Ihr nicht bei Hofe?«
    Ich hätte mich um ein Haar an meinem Brot verschluckt. Der Neuankömmling war mit Sicherheit Sir Walter Raleigh, das fehlende Mitglied aus Matthews Schule der Nacht.
    »Ich wurde aus dem Paradies verstoßen, weil ich nach Höherem strebte, Hal. Und wer ist das?« Bohrende blaue Augen richteten sich auf mich, und aus dem dunklen Bart strahlten mich weiße Zähne an. »Henry Percy, Ihr seid ein schlauer Bock. Kit hat mir erzählt, dass Ihr Euch in den Kopf gesetzt habt, Euch die schöne Arabella zu unterwerfen. Hätte ich jedoch geahnt, dass es Euch auch nach reiferem Fleisch als dem von fünfzehnjährigen Maiden gelüstet, hätte ich Euch schon längst an eine reife, lüsterne Witwe gekettet.«
    Reif? Witwe? Ich war eben dreiunddreißig geworden.
    »Sie hat Euch also betört, diesen Sonntag die Kirche zu schwänzen. Wir müssen der Lady dankbar sein, dass sie Euch von den Knien geholt und auf ein Pferd gesetzt hat, wo Ihr hingehört.« Raleighs Akzent war dick wie der Rahm in Devonshire.
    Der Earl of Northumberland legte die Gabel ab und betrachtete seinen Freund. Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder seinem Teller zu. »Geht hinaus, kommt noch einmal herein und fragt Matt, was es Neues gibt. Und gebt Euch zerknirscht dabei.«
    »Nein.« Walter starrte Matthew mit offenem Mund an. »Sie gehört zu Euch?«
    »Und dieser Ring beweist es.« Matthew schubste mit einem langen, gestiefelten Bein einen Schemel unter dem Tisch hervor. »Setzt Euch, Walter, und trinkt ein Bier.«
    »Ihr habt geschworen, Ihr würdet niemals heiraten«, sagte Walter verwirrt.
    »Es bedurfte einiger

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