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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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heiße Liebesszenen folgen sollen …« Matthew schüttelte den Kopf.
    »Du hast mich auch schon herumgeschleppt, wie du es so charmant ausdrückst. Ich meine mich zu erinnern, dass ich auf Sept-Tours mehr als einmal auf deine Arme gehoben wurde«, wandte ich ein.
    »Nur wenn du verletzt warst!«, wehrte sich Matthew entrüstet. »Oder müde.«
    »Oder wenn du mich irgendwo haben wolltest und ich gerade woanders war. Oder wenn das Pferd zu groß war oder das Bett zu hoch oder die Wellen zu heftig. Ganz im Ernst, Matthew. Wenn es dir gefällt, hast du eine sehr selektive Erinnerung. Und was die Liebesszenen angeht, die sind keineswegs immer der zärtliche Akt, den du beschreibst. Nicht in den Büchern, die ich gesehen habe. Manchmal ist es einfach ein guter, harter …«
    Bevor ich meinen Satz zu Ende sprechen konnte, hatte mich ein großer, gutaussehender Vampir über die Schulter geworfen.
    »Wir werden dieses Gespräch in unserem Gemach fortsetzen.«
    »Hilfe! Ich glaube, mein Ehemann ist ein Vampir!« Lachend trommelte ich mit den Fäusten gegen seine Schenkel.
    »Ruhe«, knurrte er. »Sonst darfst du dich mit Mistress Hawley herumstreiten.«
    »Wenn ich ein Mensch wäre und keine Hexe, würde ich bei deinem Knurren verzückt dahinschmelzen. Ich wäre ganz dein, und du dürftest mit mir machen, was du willst«, kicherte ich.
    »Du bist schon mein«, rief Matthew mir ins Gedächtnis und lud mich auf dem Bett ab. »Übrigens werde ich diesen lächerlichen Handlungsablauf jetzt abändern. Im Interesse der Originalität – und Wahrhaftigkeit – lassen wir das Dinner ausfallen und machen direkt mit dem Date weiter.«
    »Ein Vampir, der so etwas sagt, wäre der Held jeder Leserin!«, eröffnete ich ihm.
    Matthew schien sich nicht für meine Leseerfahrungen zu interessieren. Er war zu sehr damit beschäftigt, meine Röcke hochzuschlagen. Wir würden uns lieben, ohne uns auszuziehen. Wie köstlich elisabethanisch.
    »Einen Moment noch. Lass mich wenigstens den Weiberspeck ablegen.« So hieß der gepolsterte Stoffring um meine Hüften, der meine Röcke voll und aufgebauscht wirken ließ, hatte Annie mir erklärt.
    Aber Matthew wollte nicht länger warten.
    »Ich liebe deinen Weiberspeck.« Er löste die Bänder seiner Hose, packte meine Hände und zog sie über meinen Kopf. Mit einem Stoß hatte er sich in mich versenkt.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass eine Unterhaltung über Trivialliteratur so auf dich wirkt«, keuchte ich, während er sich zu bewegen begann. »Erinnere mich daran, das öfter mit dir zu besprechen.«
    Wir wollten uns gerade zum Abendessen setzen, als ich in Goody Alsops Haus gerufen wurde.
    Die Rede war zu einem Beschluss gekommen.
    Als Annie und ich mit unserer Eskorte von zwei Vampiren und einem uns hinterherschlendernden Jack eintrafen, wartete Goody Alsop mit Susanna und drei mir unbekannten Hexen in der vorderen Stube. Sie schickte die Männer in den Golden Gosling und führte mich zu der Gruppe vor dem Kamin.
    »Kommt, Diana, und lernt Eure Lehrerinnen kennen.« Goody Alsops lebender Schatten deutete auf einen freien Stuhl und zog sich dann in den echten Schatten seiner Herrin zurück. Alle fünf Hexen sahen mich aufmerksam an. In ihren dicken Wollgewändern in dunklen Winterfarben wirkten sie wie ein Teekränzchen von wohlhabenden Stadtfrauen. Nur das Kribbeln ihrer Blicke verriet, dass sie Hexen waren.
    »Die Rede hat also Euren ursprünglichen Plan gebilligt«, sagte ich langsam und versuchte ihnen ins Gesicht zu sehen. Einem Lehrer gegenüber sollte man nie Angst zeigen.
    »Allerdings«, antwortete Susanna resigniert. »Ihr müsst mir verzeihen, Mistress Roydon. Ich habe für zwei Jungen zu sorgen, und mein Mann ist zu krank, um eine Stütze zu sein. Nachbarschaftliche Nächstenliebe ist unter solchen Umständen schnell vergessen.«
    »Ich will Euch den anderen vorstellen«, sagte Goody Alsop und wandte sich der Frau rechts von ihr zu. Sie war um die sechzig, klein, rundgesichtig und, ihrem Lächeln nach zu schließen, ein großmütiger Geist. »Das ist Marjorie Cooper.«
    »Diana«, sagte Marjorie unter einem leisen Nicken, bei dem ihre schmale Halskrause raschelte. »Willkommen in unserem Zirkel.«
    Während ich der Rede vorgestellt worden war, hatte ich erfahren, dass die Hexen im elisabethanischen Zeitalter das Wort Zirkel ähnlich verwendeten wie die modernen Hexen das Wort Konvent – um eine anerkannte Gemeinschaft von Hexen zu bezeichnen. Wie alles andere waren in London auch die

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