Wo die Wasser sich finden australien2
Starrte traurig auf das Foto von Dags. Sogar ihre Hunde vermisste er.
Er kniff die Augen zusammen, weil er sich schämte, Tränen aufsteigen zu spüren. Schließlich klappte er die Zeitschrift zu. Als er endlich dazu kam, seine Pommes zu essen, waren sie kalt. Er kaute langsam und las dabei die örtliche Zeitung, obwohl er mühsam der Versuchung widerstehen musste, die Zeitschrift wieder aufzuschlagen und sie anzusehen. Als er zu den Stellenangeboten kam, überflog er kurz die Jobanzeigen. Dann stach ihm eine ins Auge. Er las sie noch einmal. Wieder bekam er eine Gänsehaut. Er sprang auf und rannte zu seinem Pick-up.
Mrs Lewis traute ihren Augen kaum, als Charlie gerade mal zwei Stunden nach seiner Abfahrt wieder auf der Farm auftauchte. Anders als sonst verschwand er nicht sofort in seiner Hütte. Stattdessen rumpelte er mit weit aufgerissenen Augen in die Küche.
»Mum«, sagte er, »ich muss an den Computer.«
»Warum um Himmels willen?« Mrs Lewis wischte stirnrunzelnd die Hände an einem Geschirrtuch ab und folgte ihm durch den Flur ins Arbeitszimmer.
Kapitel 49
Durch das Fenster in Sallys Büro sah Rebecca auf den Verkehr, der auf der Straße unten vorbeifloss. Ihre Freundin probierte es erneut.
»Komm schon, Bec.«
Sie drehte sich zu Sally um und sagte noch einmal mit weit aufgerissen blauen Augen: »Nein, nein, nein. Nein!«
»Doch!«, widersprach Sally mit zusammengebissenen Zähnen.
»Du hast behauptet, ich müsste in die Stadt kommen, um einen Exportvertrag zu unterschreiben, nicht um Gespräche mit möglichen Bewerbern zu führen! Du hast mich angelogen. «
Sally seufzte und spreizte die Finger auf der Schreibtischfläche. »Bec, es ist nur in deinem Interesse und im Interesse eurer Farm. Du kannst so nicht weitermachen. Wenn ich mit offenen Karten gespielt hätte, wärst du gar nicht erst hergekommen. Wenn du nicht so ein Workaholic wärst, hättest du dir die Zeit genommen, die Zeitung zu lesen. Dann hättest du gesehen, dass wir eine Anzeige aufgegeben haben. Es zahlt sich aus, in geschäftlichen Dingen auf dem Laufenden zu bleiben.«
»Wo sollen wir deiner Meinung nach einen neuen Manager unterbringen? Noch dazu einen mit Familie?«
»Hör zu, das sind doch nur Details. Dein Vater hat vorgeschlagen, eine zweite Hütte zu bauen, außerdem ist reichlich Platz in – «
»Du hast mit meinem Dad darüber gesprochen!«
»Aber selbstverständlich. Er hat mir geholfen, die Anzeige zu verfassen. Natürlich sieht er das genauso. Er kann nicht
mehr mit dir mithalten. Ihr beide braucht einen Manager für den Feldanbau und die Bewässerung.«
Rebecca seufzte und plumpste in einen Sessel. »Na schön … du hast ja immer recht, Sally Carter.«
»Verfluchte sture Ziege«, murmelte Sally vor sich hin.
Rebecca hockte kochend in ihrem Sessel und musterte mit finsterer Miene die vielen Bewerber, die nacheinander in den Raum traten und den Job als Manager für die Bewässerung und den Feldanbau haben wollten. Manchmal stellte sie unmögliche Fragen, bei den meisten weigerte sie sich, Interesse zu zeigen, stattdessen stand sie nur am Fenster und starrte hinaus. In ihrem Kopf lief der immer gleiche Film ab. Sie sah sich mit dem neuen Manager streiten. Er würde es nicht ertragen, von einer jungen Frau Anweisungen zu erhalten, er würde in ihre Privatsphäre eindringen, er hätte eine Frau und laute Kinder. Er wäre nicht gut zu den Tieren. Er wäre ein Schmiersack oder ein Voyeur. Sie hatte das Gefühl, dass jemand in ihre Welt einzudringen drohte. Doch gleichzeitig wusste Rebecca, dass Sally recht hatte. Sie brauchte jemanden, der nicht nur Hirn hatte, sondern auch anpacken konnte. Schon jetzt hatte sie ihrer Freundin verheimlicht, dass ihre Schulter ständig schmerzte und sie nachts vor Rückenschmerzen kaum schlafen konnte. Physisch, emotional und geistig hatten die letzten Jahre auf Waters Meeting sie ausgezehrt. Obwohl ihre Familie Rebecca unterstützte und Sally ihr beistand, spürte sie doch die Last der Verantwortung auf ihren Schultern. Sie vermisste es, sorgenfrei und locker zu sein. Nachts auf eine Party zu gehen oder bis zum Sonnenaufgang durchzutanzen. Sie wusste, dass Sally recht hatte, aber sie war fest entschlossen, dass niemand, der nicht perfekt zu ihr passte, in ihre Privatsphäre eindringen sollte.
Nachdem der vierte Bewerber die Hose über den Wanst hochgezogen und aus dem Raum marschiert war, knurrte Rebecca ihre Freundin an: »Wo sollten wir den unterbringen,
falls wir ihn
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