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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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Pick-up zu. Er musste hier weg.
    Seit sein jüngerer Bruder Glen endgültig von der Schule auf die Farm zurückgekommen war, hatte sich vieles für Charlie verändert. Inzwischen ignorierte ihn seine Mutter mehr oder weniger und bemutterte stattdessen Glen. Wie kaum zu übersehen, war sie so froh, wieder einen ihrer Jungen im Haus zu haben, dass sie Charlies Verfall praktisch nicht wahrnahm.
    Nach Rebeccas Fortgang hatte Charlie den Protesten seiner Mutter zum Trotz darauf bestanden, in der Hütte zu
wohnen. Das hatte ihm Zeit gegeben, mit seiner Trauer, seinem Zorn und seiner Verwirrung allein zu sein. Außerdem hatte er auf diese Weise die Freiheit bewahrt, zu kommen und zu gehen, wie es ihm gefiel. Die ganze Woche arbeitete er sich für seinen Vater auf, aber am Wochenende gab er sich die Kante im Pub oder im Golf Club oder auf einer Feier in der Gemeindehalle. Am nächsten Tag fuhr er gnadenlos betrunken nach Hause zurück, zog dabei Schlangenlinien über den schmalen Asphaltweg, legte Zaunpfosten um und kam auf dem Schotterstreifen ins Schleudern. Inzwischen spielte er jedes Wochenende den Partykönig, nicht nur ab und zu wie früher.
    Die Sonntage verbrachte er im Halbkoma auf der Couch unter dem Deckenventilator in seiner Hütte.
    An den meisten Wochenenden griff er irgendwann zum Stift und verfasste lange Briefe an Rebecca, doch im Lauf der Monate hatte Charlie das Gefühl bekommen, von einer Wolke niedergedrückt zu werden. Einer feuchten, dunklen Wolke, die jede Erinnerung an Rebecca erdrückte. Irgendwann schmerzten die Worte so sehr, dass er nicht mehr schreiben konnte. Ihren Namen zu schreiben, tat weh. An sie zu denken, tat weh. Die Zeit entfernte sie unerbittlich von ihm, und bald klammerte er sich nur noch an die wöchentlichen Alkoholgelage. Trunkene Nächte mit euphorischen Glanzlichtern, wenn er mit seinen Kumpeln sang oder auf dem Tisch tanzte. Manchmal besuchten ihn seine Kumpel mit noch mehr Bier, und dann erinnerte seine Hütte so an ein wildes Jackaroo-Quartier, dass sogar seine Mutter sich weigerte, gegen das Chaos anzukämpfen. Gelegentlich las ihm sein Vater die Leviten, wenn er am Montagmorgen in die stickige, stinkende Hütte trat, weil Charlie sich zu elend zum Arbeiten fühlte. Missbilligend musterte sein Vater die leeren Bierflaschen und seinen bleichen Sohn.
    Seit Glen wieder daheim war, lastete weniger Druck auf
Charlie, den Mustersohn zu spielen. Glen war das Goldtöpfchen seiner Eltern. Er trank nicht gern, er war besessen von Landmaschinen und Feldanbau, konnte sich darum nicht vorstellen, je von der Farm wegzugehen, und zu guter Letzt ging er noch mit einer Tochter von Mr und Mrs Lewis’ Freunden aus der Kirche. Die Beziehung war letztes Jahr nach der Kirchenfeier erblüht, auf der Glen und Kathlene gebeten worden waren, die Stühle aufzustapeln und die Tapeziertische wegzuräumen. Glen war mit ihr im Veteranenclub chinesisch essen gegangen, und seither hatte sich ihre Beziehung nahtlos in das Alltagsleben beider Familien eingefügt.
    Seit Glen ihm einen Großteil der Arbeit abnahm, spürte Charlie, wie seine Leidenschaft für die Farm erlahmte, und seit Rebecca nicht mehr bei ihm war, versuchte er sich zu überzeugen, dass er trotz seines monotonen Alltags glücklich sei. Beim Traktorfahren, Trinken, Fußballspielen, Partyfeiern mit den Kumpels, in seiner unermesslichen Freiheit. Das ideale Leben, versuchte er sich einzureden.
    Auf seiner Fahrt in Richtung Stadt jagte er die grauen Rosakakadus vom Asphalt zu den Ästen der durstig wirkenden Eukalyptusbäume hoch. Dort saßen sie mit ihren staubrosa Bauchfedern und krächzten dem Pick-up nach, der eben vorbeigerast war.
    Ohne auch nur den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, schoss Charlie an dem 60-km/h-Schild vorbei. Er wusste, dass Arnie, der bierbäuchige Polizist, im Nachbarort die Kinder der Cricket-Jugendliga trainierte. Charlie wollte schon vor dem Pub anhalten, als ihm einfiel, dass der drinnen aufgestellte Geldautomat kaputt war. Verschwommen entsann er sich, letzte Woche ein Glas Bier darüber ausgekippt zu haben. Rog hatte mit zorniger Miene hinter der Bar gestanden, bis Charlie ihm die Bankkarte zugeworfen und betreten erklärt hatte: »Ich zahle dafür«; erst dann war ihm eingefallen, dass
er die Maschine brauchte, um an das nötige Geld zu kommen. Die Tatsache hatte einen Lachanfall ausgelöst, der ihn einknicken ließ, sodass er sich wenig später auf dem Boden liegend wiedergefunden hatte, die Hände auf den Bauch

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