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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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ihren Rindern und Schafen um und erfasste wie von selbst die Rangordnung und die natürlichen Bewegungen innerhalb einer Herde. Sobald Rebecca reiten konnte, gab es für sie nur noch die Arbeit mit den Tieren. Im Alter von zehn Jahren konnte sie glückselig von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Sattel sitzen. Sie liebte es, wenn ihr Großvater von jedem einzelnen Tier erzählte, sei es von den Vorzügen der pigmentierten Lider bei den Herefordrindern, den genetischen Merkmalen, die sich am ehesten vererbten, wie weißen Gesichtern, oder den Hörnern oder von sonst was.
    Ihr Vater hingegen fand seine Erfüllung umgeben von Zahnrädern, Nieten, Kolben, Zylindern und Bolzen. Er mied die Arbeit mit den Tieren und erledigte freiwillig alles, was auf der Farm an Wartungsarbeiten anfiel. Er war ein »Maschinenmann«. Ein »Werkzeugmann«. Ein »Diesel-Dick«, wie die Männer im Pub es nannten. Doch es war nicht so, als hätte Harrys Vater seinen Sohn für diese Eigenschaften respektiert oder bewundert. Das wusste Rebecca nur zu gut. Und Mick war von Kindheit an ein Abziehbild seines Vaters gewesen. Als kleiner Junge hatte er endlos im Schuppen gewerkelt. Bec sah ihn noch mit dem Schraubenschlüssel in der kleinen Hand vor dem Rasenmäher stehen, dessen Innenleben über den ganzen Boden ausgebreitet war.
    »Was wird Dad dazu sagen?«, hatte sie zu ihrem älteren Bruder gesagt und dabei gegen die Räder des Rasenmähers getreten.
    »Halt die Klappe, Erbsenhirn«, hatte Mick geantwortet und ihr einen Streifen Öl auf die Wange geschmiert. Als sie noch Kinder waren, hatte Mick Bec manchmal so wütend gemacht, dass ihre Wangen rot aufleuchteten und sie ihn von hinten angesprungen hatte, um mit ihren kleinen Fäustchen
auf ihn einzudreschen. Tom war Bec jedes Mal zu Hilfe gekommen und hatte versucht, sie zu beruhigen und von Mick wegzuziehen.
    Aber eines teilten sie alle – ihre Liebe zum Fluss. Diese Liebe schien zeitweise die ganze Familie zu verbinden. Während der Hochwasserzeit. Während der Dürre. In den guten Zeiten. Während der langen Sommertage, in denen sie darin geschwommen hatten. Der Fluss hatte sie zusammengehalten. Ein langer, feuchter Strang, der sich durch ihre Seelen zog.
    Auch jetzt sehnte sich Bec nach dem Fluss. Sie ging vom Gas und fuhr von der Schotterstraße ab auf das grasbewachsene Ufer. Mit einem Fußtritt stieß sie die quietschende Fahrertür ihres Pick-ups auf und stieg aus, um die Hunde loszumachen.
    »Runter mit euch«, sagte sie, und alle drei Kelpies sprangen von der Ladefläche. Bec zwängte sich zwischen den rostbraunen Drähten des durchhängenden alten Zaunes hindurch. Auf dem steilen Uferhang rutschten ihre Blundstone-Lederstiefel über das trockene Eukalyptuslaub, bevor sie griffen. Die Hunde tollten voraus, schnüffelnd, markierend, niesend. Mossy blieb stehen und nahm mit hochgereckter Schnauze Witterung auf, während Dags und Stubby raschelnd durch das nahe Unterholz zogen. Rebecca ging geradewegs zum Fluss hinab. Ihrem Fluss. Dem Fluss, der ihren Namen trug und an Tagen wie diesen, fand sie, auch ihre Seele.
    Der Rebecca River war für einen australischen Fluss in bemerkenswert guter Verfassung. Sein sauberes, frei fließendes Wasser strich über goldbraune Felsbrocken und an riesigen alten Eukalyptusbäumen vorbei. An den steileren Uferabschnitten tunkten junge, graublaue Akazien und staubgrüne Teebäume ihre Blätter ins kühle Wasser.
    Die Homestead der Saunders stand mit Blick auf den
Ursprung des Rebecca River, an dem sich zwei Oberläufe vereinten, die sich ihren Weg um eine massive, zerklüftete Bergkette gebahnt hatten. Von hier an öffnete sich der Rebecca River hin zu den üppigen Flussebenen von Waters Meeting. Vom Haupthaus aus konnte man zwischen dem offenen Buschland am Berghang die roten und weißen Rücken der Herefords aufleuchten sehen, und die schwarzerdigen Flusswiesen, auf denen fast das ganze Jahr über Grün spross, waren getupft mit Fleischlämmern und Merinos. Doch schon wenige Kilometer weiter schloss sich die Bergkette wieder. Die steilen Felsen zwangen das Flusswasser, düster durch steile Schluchten zu tosen. Oberhalb von Waters Meeting spendete der verlässliche Bergregen dem Fluss Leben und kontrollierte seine unzähligen Launen.
    Eines, was ihr Vater beim Farmmanagement richtig machte, war der Wasserhaushalt. Er liebte den Fluss. Die Berge schieden ihr Land von anderen Farmen, weshalb das Unkraut am Flussufer leichter zu kontrollieren und

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