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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: treasure
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auszumerzen war als weiter flussabwärts. Jedes Jahr wurden Bec, Tom und Mick mit Pestizidtornistern beladen und ausgeschickt, um Brombeeren aufzuspüren und zu vernichten.
    Bec rief dabei regelmäßig in Richtung der Berge: »Who ya gonna call?« Worauf ihre Brüder, die Sprühdüse in der Hand, ihr zur Seite sprangen und im Chor antworteten: »Berry-Busters! « An den langen Sommertagen konnte Bec Harrys Motorsäge über die Hügel schallen hören, wenn er die Weiden ausschnitt, die einst die sandigen Ufer des Rebecca River erstickt hatten.
    Jetzt hörte Rebecca durch die dicke Hitze des Busches hindurch den Fluss über die glatten Felsen sprudeln und schießen. Der Regen hatte den Fluss gerade erst aufgefüllt, sodass sie im Näherkommen das süße Wasser riechen konnte. Die Hunde rannten spritzend ins kühle Wasser und schwammen mit angelegten Ohren und zurückgezogenen Lefzen, als
würden sie lächeln. Rebecca setzte sich auf einen Stein, legte den Kopf schief und lächelte wehmütig.
    »Ihr kennt wirklich keine Sorgen …« Mossy schlug einmal mit dem nassen Schwanz, als er Becs Stimme hörte. Stubby, ein kleiner schwarzer Kelpie mit braunen Flecken über den Brauen und braunen Pfoten, der clownhafteste unter ihren Hunden, kam aus dem Wasser zu ihr gelaufen und schüttelte einen Sprühregen von silbrigen Tropfen aus dem kurzen Fell. Silberne Flussperlen landeten in Rebeccas Haar und befleckten ihr Hemd.
    »Verzieh dich, Stubby!« Sie lächelte den Hund an und schickte ihn mit einer knappen Handbewegung fort. Der Hund sprang schwanzwedelnd ins Wasser.
    Während die Hunde am Ufer spielten und sprangen, füllten sich Rebeccas Augen mit Tränen. Salzige Tropfen fielen in die frischen, flachen Pfützen, die an den Steinen leckten. Sie dachte an ihr Zuhause weiter flussaufwärts. Heute Morgen hatte sie Hass in den Augen ihres Vaters gesehen. Als sie an ihr Pferd Ink Jet dachte, begannen die Tränen zu fließen. Vielleicht hätte sie den Anhänger ankuppeln und sie mitnehmen sollen. Sie stieß mit der Stiefelspitze gegen die Flusskiesel. Ihre tränenverschmierten Wangen juckten so, dass sie ihr Gesicht mit beiden Händen massierte und danach die Strähnen zurückstrich, die aus ihrem Pferdeschwanz entkommen waren. Den Blick in das kühle, grüne Flusswasser gerichtet, schälte sie die papierdünne Borke von einem Stock.
    Ihre Gedanken wanderten in die Zeit, als sie noch zu Hause gewohnt hatte. Bevor sie ins Internat geschickt worden war. Bevor ihre Mum weggegangen war.
    Für Bec war Frankie eine Art Legende gewesen. Schon um halb sechs war sie aufgestanden und hatte in dem großen, alten Farmhaus herumgeklappert. Holz für den Ofen. Mittagessen für die Kinder und für Dad. Das Abendessen in der Gefriertruhe unter einer Klarsichtfolie mit der Aufschrift:
»Abendessen – nur warm machen«. Um sieben Uhr dreißig hatte sie ihre drei Kinder zum Schulbus gefahren, dann war sie arbeiten gegangen. Hatte Kälber zur Welt gebracht, Schafen Blut abgenommen, um es auf Paratuberkulose zu testen, Katern die Eier abgeschnitten.
    An manchen Abenden hatte ihre Mum bei Freunden in der Stadt übernachtet, damit sie am nächsten Morgen früh aufbrechen konnte, um die Kühe im Nachbartal auf Trächtigkeit zu prüfen. An anderen Tagen kam sie erst in der Dunkelheit heim, lange nachdem die Hennen auf ihre Stangen geklettert waren und sich die Hunde in die Wärme ihrer hohlen Baumstämme verkrochen hatten. Dann war Frankie in ihrem besprenkelten Kittel durch die Tür gestürmt, gefolgt von einem kalten Luftzug und einer leichten Kuhdungschwade. Die kastanienbraunen Haare standen in einem lockigen Heiligenschein um ihren Kopf, und ihre Wangen waren lieblich gerötet. Aber schon wenige Minuten nach ihrem beschwingten Auftritt hatten der stille Groll und die Ablehnung ihres Mannes das Rosa von ihren Wangen vertrieben, die Haare waren flach gekämmt, und sie stand am Spülbecken, um abzuwaschen. Inzwischen wusste Rebecca, dass der brodelnde Groll ihres Vaters auf eine Affäre zurückzuführen war, die es nie gegeben hatte.
    Manchmal hörte Bec im hohen Hausflur das tiefe Brummen ihres Vaters, unterbrochen von dem leisen Flehen ihrer Mutter. Sie schnappte nur Bruchstücke auf, doch schon als Kind ahnte sie, was ihre Mutter empfinden musste. Er hatte sich eine Landfrau gewünscht und eine Tierärztin geheiratet. Er hatte die Farm groß aufziehen wollen, aber dann waren die Wollpreise gesunken, die Rindfleischpreise waren ins Bodenlose gefallen,

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