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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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aufgesprungen und den Gang hinuntergerannt, dabei waren wir erst in gut zehn Minuten in Ipswich. Was zum Teufel sollte das eigentlich? Ich drehte und wendete die Sache ein paar Minuten lang, ehe ich zu dem Schluss kam, dass Lucy es schlicht nicht kapierte. Vielleicht war ich jetzt tatsächlich mehr auf mein Image bedacht als früher, aber ohne Freya und die Musik hatte ich nichts anderes mehr als das, was ich geworden war. Warum fingen Mädchen überhaupt an, für Typen mit fester Freundin zu schwärmen? Es war doch wohl ziemlich bescheuert, hinter jemandem her zu sein, der nicht zu haben war.
    Mein Zug kam pünktlich in Liverpool Street an. Ich ging zum Treffpunkt am AMT -Kaffeestand. Ros war noch nicht da, also wartete ich – freudig und gleichzeitig merkwürdig nervös.
    Rosalind
    10.25 Uhr
    Meine Retro-Mütze war weg. Das stellte ich fest, als ich – zu aufgeregt, um etwas anderes zu tun – mich viel zu früh zum Gehen fertigmachte. Ich musste sie bei den Nicht-Künstlern liegen gelassen haben. Na großartig, noch ein Problem, um das ich mich kümmern musste.
    Ich guckte bei Olivia rein. Sie saß auf ihrem Bett, hörte die Killers und simste ihrem Freund.
    Â»Livy, kannst du mir einen Zehner leihen?«
    Â»Frag doch Dad.«
    Beim Frühstück hatte Dad kein Wort mit mir gesprochen. Jetzt war er bei einem Treffen des Nachbarschaftsvereins, zum Glück, sonst hätte er mir womöglich verboten, wegzugehen. Und es war auch ein Glück gewesen, dass er gestern Nacht nicht näher an mich rangekommen war. Heute Morgen hatte ich nämlich gemerkt, dass meine Haare nach Dope und Zigarettenrauch rochen. Daraufhin hatte ich sie gründlich gewaschen.
    Â»Dad ist weggegangen«, sagte ich. »Bitte.«
    Sie seufzte. »In meiner Jackentasche ist noch Geld.«
    Â»Danke, das ist total nett von dir. Und es wäre noch viel netter, wenn ich mir ein paar Klamotten von dir leihen könnte. Darf ich?«
    Olivia zog die Augenbrauen hoch. »Du weißt doch, dass die dir nicht passen.«
    Â»Daran brauchst du mich nicht zu erinnern.«
    Sie beobachtete mich, wie ich ihre Sachen durchforstete, und ich fühlte mich wie ein Kleinkind mit klebrigen Fingern. Ich nahm einen Jeansrock und ein gestreiftes Top aus dem Schrank. Wenn ich das mit einer Halskette und meiner Schulstrumpfhose kombinierte, sah es vielleicht ganz okay aus. Ich ging zurück in mein Zimmer und schloss die Tür ab. Ohne Gürtel war der Rock untragbar, und das Top schlabberte, wenn ich mich bückte, aber die Sachen waren immer noch besser als alles, was ich selber im Kleiderschrank hatte.
    Als ich mir die Strumpfhose aus dem Wäschekorb holen wollte, stieß ich auf dem Treppenabsatz mit Olivia zusammen.
    Â»So willst du doch hoffentlich nicht rausgehen, oder?«
    Â»Wieso, was ist denn?«, sagte ich trotzig.
    Sie packte mich am Handgelenk. »Boah, hast du denn überhaupt keine Ahnung? Komm mit.«
    Sie zog mich in ihr Zimmer, machte eine ihrer Schubladen auf und ließ einen BH vor meiner Nase baumeln.
    Â»Zieh den an.«
    Â»Der passt mir nicht.«
    Â»Weiß ich, zieh ihn einfach an.«
    Ich drehte mich zur Wand und gehorchte. Als ich mich wieder umdrehte, hatte Olivia sich mit einer Packung Taschentücher bewaffnet.
    Â»Stopf ihn damit aus. Das gibt dir ein bisschen Form.«
    Ich tat, was sie gesagt hatte. Dann stellte ich mich vor den Spiegel.
    Â»Wow«, machte ich und drehte mich, damit ich mich von allen Seiten betrachten konnte. »Ich hab tatsächlich was Weibliches.«
    Â»Du siehst besser aus, wenn du dich ein bisschen schminkst. Komm her, lass mich das machen.«
    Ich musste mich auf ihr Bett setzen und sie holte einen Eyeliner aus ihrem Kosmetiktäschchen. Damit umrahmte sie meine Augen, dann trug sie Wimperntusche auf und drohte damit, sofort aufzuhören, sollte ich es wagen zu blinzeln.
    Â»Ich seh ja kaum mehr aus wie ich selbst. Ich glaub, so gefall ich mir«, sagte ich, als ich das Ergebnis bewunderte. »Danke, Livy.«
    Â»Kein Problem. Wo willst du überhaupt hin?«
    Ich lächelte und gab keine Antwort.
    Mit ein bisschen mehr Selbstvertrauen probierte ich diverse Schuhe und Haarspangen aus, bis es Zeit war zu gehen. Da ich wusste, dass Dad Fragen stellen würde, wenn er mich so sah, verließ ich das Haus schnell.
    Ich war schon halb beim Bahnhof, als mich die Zweifel einholten, die ich bisher erfolgreich

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