Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
eine kleine Insel im Meer der Paarsamkeit war. Nur gut, dass der Fernseher so laut dröhnte, dass die Geräusche vom Sofa übertönt wurden.
Ich versuchte, mich auf die Comedy-Show zu konzentrieren, die sich endlos hinzuziehen schien, aber ich verstand die Witze nicht. Jedes Mal wenn Hugh lachte, zuckte ich zusammen. Ich kam mir vor wie in einem komischen Albtraum gefangen.
Aber wenigstens sorgte Hund für Ablenkung. Er fing an, weitere Lieferservice-Kartons zu beschnüffeln. Als ich sie vom Boden aufhob, stellte er sich auf die Hinterbeine und bettelte so süÃ, dass ich ihn mit übrig gebliebenen Rindfleischbrocken fütterte, obwohl ich selber langsam Appetit kriegte.
Zwischendurch sah ich immer wieder hoffnungsvoll zu Abby rüber, aber sie warf keinen Blick in meine Richtung. Als es nach halb zwölf war, wusste ich, dass ich mich entweder durchsetzen oder damit abfinden musste, die ganze Nacht hier festzusitzen. Ich stand auf und rüttelte Abby am Arm.
»Abby, der letzte Zug fährt gleich. Wir müssen los.«
Sie schaute auf. »Oh, stimmt.«
»Warum bleibt ihr nicht hier?« Brian strich mit der Hand über ihre Schultern. »Sieht ganz so aus, als ob eure Freundin das auch tun würde.« Er wies mit dem Kopf auf Claudia, die immer noch mit Gabe beschäftigt war. Ich fragte mich, wann die beiden wohl Zeit zum Atmen fanden.
Zu meiner Erleichterung schüttelte Abby den Kopf. »Ãh, ich hab Ros versprochen, dass ich mit ihr zurückfahre.«
»Sie kann auch hierbleiben. Für diesen Sitzsack scheint sie ja was übrig zu haben.«
Was für ein Idiot!, dachte ich wütend.
Er nahm Abby in den Arm. »Du musst nicht wirklich gehen, oder, SüÃe?«
Sie kicherte, ohne ihn anzusehen.
»Ich hab mein Werkzeug oben. Ich zeig dir, wie ich Ohrringe mache. Du kannst ein Paar behalten, wenn du willst.«
»Das wäre toll, aber ⦠vielleicht ein anderes Mal? Es ist so, dass ich Ros gesagt hab â¦Â«
»Warum nicht jetzt? Du brauchst deine Freundin nicht, um Entscheidungen zu treffen. Komm, Abby. Du willst bleiben, also bleibst du â so einfach ist das.«
Warum kapierte der Typ es denn nicht? Mir wurde klar, dass ich einschreiten musste. Ich nahm Abbys Arm.
»Nein, wir müssen jetzt wirklich gehen. Sofort.«
Einen Moment lang dachte ich, Brian würde sie nicht loslassen. Aber er tat es. Schmollend wie ein Kind, das seinen Willen nicht gekriegt hatte. Ich ignorierte ihn und zog Abby die Treppe runter zur Haustür. Die kalte Luft drauÃen fühlte sich wunderbar an, so stickig, wie es im Haus gewesen war.
»Das war aber eine verdammt lange halbe Stunde!«, schrie ich. »Was sollte das?«
»Ich hatte Spaë, sagte Abby. »Brian ist doch unheimlich cool, findest du nicht?«
»Ist er also jetzt dein Freund? Oder war er so damit beschäftigt, dich vollzusabbern, dass zum Reden keine Zeit war?«
»Er sabbert nicht! AuÃerdem mag er mich echt. Er hat gesagt, dass ich wunderschöne Augen habe.«
»Abby, das ist der unoriginellste Spruch der Welt.«
»Woher willst du das wissen? Hat das schon mal jemand zu dir gesagt?«
Ich guckte weg.
»Komm schon, Ros«, sagte Abby bittend. »Vielleicht war das für dich nicht der tollste Abend, aber freust du dich denn nicht für mich? Jetzt haben wir beide einen Freund â ist das nicht Wahnsinn?«
»Ach, halt die Klappe, Abby«, knurrte ich und war sauer, besorgt und gemein, alles auf einmal. »Wir müssen jetzt einfach sehen, dass wir nach Hause kommen. Okay?«
Bin jetzt raus, schrieb ich an Jonathan. Hoffe nur, Dad ist noch nicht da.
Ich drück die Daumen. Bin online, wenn du nach Haus kommst, falls du chatten willst.
Auf dem Heimweg war eine ziemlich wilde Truppe in unserem Waggon; wir wurden zwar nicht belästigt, trotzdem war ich froh, nicht allein zu sein. Abby plapperte pausenlos; seit sie aus dem Haus raus war, hatten sich in ihre Ist-mir-doch-egal-Haltung ein paar Zweifel gemischt. »Es geht schon alles klar«, sagte sie immer wieder. »Dein Dad ist sicher noch ewig unterwegs. Wir werden nicht erwischt.«
Aber Dads Auto stand in der Auffahrt.
»Oh ScheiÃe«, flüsterte Abby.
Auf meinem Handy sah ich, dass ich mehrere Anrufe verpasst hatte. »Er muss versucht haben, mich anzurufen, als wir in der U-Bahn waren«, sagte ich, atmete langsam aus und versuchte, die Ruhe zu
Weitere Kostenlose Bücher