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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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Sie war immer online gewesen, wenn sie es gesagt hatte, und wie sie selbst zugegeben hatte, war sie geradezu nervtötend vernünftig. Ich dachte mir alle möglichen plausiblen Gründe aus, warum sie nicht gekommen war, aber wenn sie sich nicht bald bei mir meldete, würde ich den Tatsachen ins Auge sehen müssen: Sie wollte sich nicht mit mir treffen.
    Die vielen Abende, an denen wir uns die Finger wund getippt hatten, hatten ihr bestimmt etwas bedeutet. Komisch, wie wichtig dieses Mädchen, das ich noch nie gesehen hatte, plötzlich für mich war. Eine Weile überlegte ich, ob Ros vielleicht nicht die war, für die sie sich ausgegeben hatte, aber ich brachte es nicht fertig, diesen Gedanken ernsthaft weiterzuverfolgen.
    Wenigstens hatte ich etwas, auf das ich mich freuen konnte. Dass ich Freya sehen würde, munterte mich ein bisschen auf. Dieses Wochenende musste einfach besser werden als das letzte, denn schlimmer konnte es nicht werden. Vielleicht war es ja bald nicht mehr so wichtig, dass Ros nicht aufgetaucht war.
    Tante Phils Haus war ein Doppelhaus, das in einer ruhigen Straße nicht weit vom Fluss lag. Eine schlanke Frau mit modischer Brille und sorgfältig frisiertem Haar machte die Tür auf.
    Â»Bist du Jonathan? Freya ist nicht da«, informierte sie mich knapp.
    Â»Ich hab angerufen und gesagt, ich würde früher kommen.« Ich lächelte und hoffte, so das Eis brechen zu können. »Wissen Sie, wo sie sein könnte?«
    Â»In einem der Cafés an der Highstreet, nehme ich an. Sie hat gesagt, sie wolle sich da mit jemandem treffen. Ich weiß nicht, mit wem, und mein Taxi kommt gleich. Du wirst deine Sachen hierlassen und dich auf die Suche nach ihr machen müssen.«
    Ich beschloss, nicht zu fragen, ob ich im Haus warten könnte. Ihr Ton ließ darauf schließen, dass das nicht zur Diskussion stand. Also setzte ich meine Tasche im Flur ab.
    Â»Mit Highstreet meinen Sie doch die Gegend rund um den Bahnhof, oder?«
    Tante Phil nickte und ich machte mich auf den Weg. Freya ging nicht ran, als ich sie auf dem Handy anrief, ich hinterließ eine Nachricht. Sie würde bestimmt bald zurückrufen, Freya machte ständig an ihrem Handy herum. Und so viele Cafés, in denen ich sie suchen konnte, gab es wahrscheinlich auch nicht.
    Ein Starbucks, ein Coffee Republic und zwei Costas später hatte ich sie immer noch nicht gefunden. Es kam mir vor, als wäre ich an einer Million Läden vorbeigekommen und schon viel zu weit gelaufen. Freya ging immer noch nicht ans Telefon, und es wäre völlig sinnlos, irgendwelche Leute zu fragen, ob sie sie gesehen hatten. Vielleicht hatte sie sich ja von einem Klamottenladen ablenken lassen? Ich spähte durch einige Fenster, hatte aber kein Glück. Inzwischen waren anderthalb Stunden vergangen und ich war ziemlich bedient. Erst Ros und jetzt auch noch Freya. Und damit dieser Tag, der so schön hatte sein sollen, auch so richtig scheiße wurde, fing es auch noch an zu regnen.
    Gegen halb sechs klingelte mein Handy.
    Â»Jonathan, wo bist du?«, fragte Freya.
    Â»Im Coffee Republic bei einem ziemlich späten Mittagessen«, sagte ich. »Wo zum Teufel steckst du? Ich lauf hier schon seit Stunden rum.«
    Â»Sei nicht sauer. Ich war bei meiner Freundin Emma und dann ist was dazwischengekommen.«
    Â»Warum hast du mich nicht angerufen? Du wusstest doch, dass ich früher komme.«
    Â»Jonny, tut mir leid. Ich mach es wieder gut, das verspreche ich. Emma und ich sind in einer Stunde beim Konservatorium, wollen wir uns vor der U-Bahn-Station Embankment treffen? Heute Abend ist ein Konzert, eine Studentenaufführung, total dein Ding. Ist das ein guter Plan?«
    Unheimlich schlau, deine Freundin mitzubringen, damit ich dir nicht sagen kann, wie sauer ich bin, dachte ich. Ich machte mich auf zum Bahnhof Embankment und blieb am Eingang stehen. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde ich wütender. Als ich Freyas Kopf eine halbe Stunde später in der Menge auftauchen sah, war ich drauf und dran, sie anzuschreien. Aber als sie näher kam, verrauchte mein Zorn. Sie schob einen Rollstuhl.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, als wir vor dem Konservatorium Schlange standen. Obwohl ich es gar nicht wollte, schaute ich immer wieder zu Emma rüber. Sie war ziemlich hübsch. Ihre Haare waren beinahe weiß, und mit dem hellblauen Mantel, den sie trug, wirkte sie fast ein bisschen

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