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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Brustkorb. »Wie traust du dich überhaupt, um die Hand meiner Tochter zu bitten, du... du Gauner. Du Dreckskerl, der in der Gegend herumläuft und unschuldige Mädchen schwängert...«
    »Aber, Sir...«
    »Halt den Mund! Verschwinde sofort aus meinem Haus. Ich weiß noch nicht, ob ich dich nicht morgen vormittag in mein Büro bestelle und dich wegen Bruchs der studentischen Disziplin zur Verantwortung ziehe. Gott sei Dank, daß ich den Champagner nicht auf gemacht habe!«
    »Vater, bitte, sei vernünftig!«
    »Du bist nicht viel besser, mein Kind. Nicht nur für einen Streit, auch für ein Baby bedarf es zweier Personen. Wann ist denn das alles passiert? Nicht unter meinem Dach, hoffentlich!«
    »In der Nacht des Maiballs.«
    »Oho! Bei deiner Freundin Tulip? Du kannst dich darauf verlassen, daß ich sie morgen in mein Büro zitiere.«
    »Es war in Edgars Bude. Ich ging nicht zu Tulip.«
    »Du hast mich also angelogen.«
    »Ich... ich hab’ wohl zuviel Champagner getrunken.«
    »Blau warst du also? Nicht deiner Sinne mächtig? Hemmungslos? Ein bequemes Ziel für häßliche kleine Schmalspurganoven wie diesen Sharpewhistle... Und wer hat den Champagner in dich hineingegossen? Das muß ich gar nicht erst fragen.« Er lachte bitter auf. »Ich hab’s ja gesehen. Glaub nicht, daß ich’s nicht bemerkt hab’. Sir Lancelot hat dich ganz bewußt unter Alkohol gesetzt.«
    »Vater, warum mußt du jedermann in Sichtweite beschuldigen? Sir Lancelot war ganz reizend zu mir. Er meinte, ein scheues Mädchen wie ich brauche eine gute Ladung Alkohol, um in Stimmung zu kommen.«
    »In Stimmung? In was für eine Stimmung?«
    »Sir Lancelot sagte, voreheliche Beziehungen seien weit weniger geeignet, einen umzubringen, als das Zigarettenrauchen - erfreulicher und billiger. Das einzige Vergnügen, das die Regierung noch nicht mit einer Steuer belegt hat.«
    »Ein etwas außergewöhnlicher Rat, den Sir Lancelot da ungefragt einem jungen Mädchen gibt - noch dazu der Tochter seines ältesten und teuersten Freundes.«
    »Du tust ihm unrecht. Wenn du es wissen willst, ich habe Sir Lancelot während der Party um seinen Rat gebeten. Und den hat er mir gegeben.«
    Eine Tür fiel ins Schloß. Der Dean drehte sich um seine Achse und starrte aus dem Fenster. Sir Lancelot war im Begriff wegzugehen, in rehbraunen Tweed-Knickerbockers, eine Sherlock-Holmes-Mütze auf dem Kopf, in der einen Hand zwei Angelruten in Stoffhüllen, auf dem Rücken den Weidenkorb und das Netz und in der anderen Hand einen kleinen Koffer. Der Dean riß das Fenster auf.
    »Lancelot.«
    Der Chirurg blickte ärgerlich auf. »Du machst einen Riesenkrach da drinnen. Klingt wie ein letzter Akt in Covent Garden.«
    »Ich möchte mit dir sprechen.«
    »Tut mir leid, Meister. Ich habe mich plötzlich entschlossen, fischen zu gehen.«
    »Guten Abend, Dean. Ich läute schon eine Zeitlang bei Ihnen, aber anscheinend hat niemand die Glocke gehört.«
    Der Dean wandte den Kopf und bemerkte Dr. Bonaccord vor seiner Tür.
    »Was, zum Kuckuck, wollen Sie hier?«
    »Ich komme wegen meiner Verdauungsstörungen.«
    »Wie zum Teufel können Sie es wagen, Bonaccord, in diesem höchst kritischen Augenblick zu mir zu kommen, um sich mit mir über Ihre blöden Verdauungsstörungen zu unterhalten?... Allerdings«, fügte er hinzu, »es wäre vielleicht ganz gut, wenn Sie hereinkämen und meine Tochter auf ihren Geisteszustand untersuchten… Lancelot! Wage nicht, so davonzuschleichen! Ich verlange eine Erklärung.«
    »Um Himmels willen, Dean, was ist denn los? Rauscht es vielleicht schon wieder in meinen Installationsrohren? Ich kann dir versichern, daß ich genügend eigene Probleme habe.«
    »Dein Benehmen ist schändlich, einfach schändlich. Ich ziehe mein Angebot für diesen großartigen akademischen Posten zurück.«
    Sir Lancelot runzelte die Stirn. »Was für ein Posten? Du hast mir nie im Leben etwas angeboten - nicht einmal einen Drink.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Halt! Ich möchte über Muriel reden.«
    »Das ist sicherlich ein reizvolles Thema, aber kein Grund, mich beim Fischen zu verspäten.«
    »Du hast sie ruiniert.«
    »Wie bitte?«
    »Der Ausdruck ist nicht zu stark gewählt. Du bist verantwortlich für die Zeugung meines Enkelkindes.« Sir Lancelot richtete einen starren Blick auf den Psychiater. »Hören Sie zu, Bonaccord. Seien Sie ein braver Junge. Gehen Sie zu den zuständigen Behörden und veranlassen Sie, daß der arme Kerl in eine geschlossene Anstalt verfrachtet

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