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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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seit du gehört hast, daß dein Test positiv ist.«
    »Wozu hast du Zeit gebraucht? Ich hätte gedacht, der positive Test erspart dir jede weitere Überlegung.«
    »Nun ja.« Er steckte seine kleinen, dicken Hände in die Hosentaschen. »Muriel, bist du sicher, daß du... bist du wirklich sicher, daß du sicher bist?« Sie funkelte ihn an. »Ich meine... nun ja, es gibt einfachere Auswege...«
    »Es gibt sie nicht. Oder meinst du, daß es die qualvollste Form der Sühne ist, mich zu heiraten?«
    »Nein, nein, das nicht... aber heutzutage... Natürlich haben verschiedene Leute aus religiösen oder moralischen Gründen Einwände gegen eine Schwangerschaftsunterbrechung. Ich wäre der erste, diese Gründe zu respektieren. Aber wie die meisten Mediziner glaube ich nicht, daß du oder ich Gewissensbisse hätten, selbst wenn wir sie eigentlich haben sollten.«
    »Ich habe nicht die Absicht, eine Schwangerschaftsunterbrechung durchführen zu lassen. Ich finde einfach, daß es falsch ist. Der Ausweg eines Feiglings. Es ist mir verhaßt, etwas anzufangen, das ich nicht bis zum Ende durchstehe.«
    »Du weißt sicherlich am besten, was du willst«, sagte er gepreßt.
    »Richtig, Edgar. Das weiß ich. Und wenn ich entschlossen bin, etwas zu tun, kann nichts in der Welt mich davon abbringen. Du hast mich in diesen Zustand versetzt und du mußt mich heiraten.«
    »Das leuchtet mir ein...«
    »Schließlich ist kaum anzunehmen, daß irgend jemand anderer dich oder mich heiraten würde...«
    »Stimmt, stimmt...«
    »Wohingegen du und ich einander in Geschmack, Aussehen und Intelligenz ebenbürtig sind.«
    »So ziemlich, ja...«
    »Worüber machst du dir dann Sorgen?«
    »Ich mach’ mir eigentlich keine.«
    »Dann schau ein bißchen fröhlicher drein, bevor Vater zurückkommt. Jeder, der dich sieht, könnte glauben, du gehst ins Spital und nicht auf Flitterwochen. Wir werden sehr glücklich sein.«
    »Oh, sicher werden wir das. Wirklich sehr glücklich.«
     

9
     
    »Meine Lieben!« Josephine erschien hinter dem Dean. Beide trugen ein breites Lächeln zur Schau.
    »Das ist bestimmt die kälteste Flasche Champagner in ganz London.« Der Dean stellte sie auf den Tisch neben den Nachruf auf Sir Lancelot, während seine Frau das verlobte Paar unter mütterlichem Gemurmel des Entzückens abküßte. Er nahm vier eher kleine Gläser aus dem Eckschrank, in dem er seine Karaffe mit Sherry aufbewahrte.
    »Ich bin entzückt, meine liebe Muriel, und natürlich auch was dich betrifft... hm, wie heißt du eigentlich? Ich kann dich ja nicht mehr Sharpewhistle nennen?«
    »Edgar, Sir.«
    »Ein reizender Name«, sagte Josephine.
    »Eure Nachricht war eher eine Überraschung. Meine zweite, heute. Zu Mittag wurde mir aus heiterem Himmel der Posten eines Vizekanzlers angetragen. An der Hampton-Wick-Universität.« Der Dean kicherte. »Wäre ich abergläubisch, so müßte ich jetzt auf der Hut sein vor einem dritten Schock, bevor der Tag vorüber ist.« Er begann den Stanniolüberzug des Champagnerkorkens zu entfernen. »Seltsam, daß ihr zwei mir so jung für diesen folgenschweren und ernsten - ja fast feierlichen - Schritt ins Eheleben vorkommt. Ich erinnere mich, man hat mich für weiß Gott was für einen Kerl gehalten, weil deine Mutter eine so junge Braut war. Dabei seid ihr ja nach heutigen Begriffen sehr reif für die Sache. Ich muß euch sagen, daß ich nicht sehr viel von den heutigen Ansichten über Heirat und eine ganze Menge anderer Dinge halte. Aber es ist wohl nicht
    Sache eines Arztes, zu moralisieren. Nur zu diagnostizieren, was ja beträchtlich mehr Intelligenz erfordert. Man sagt, daß die jungen Leute jetzt viel früher sexuell aktiv werden, weil man sie in ihrer Kinderzeit besser füttert. Vielleicht...«
    »Lionel, das interessiert sie doch sicherlich nicht...«
    »Das viktorianische Dienstmädchen, das vom schurkischen Gutsbesitzer verführt wurde, war wahrscheinlich nach einer vitaminarmen Diät, bestehend aus Brot und Kartoffeln, weitgehend unfruchtbar, was jedermann eine Menge Scherereien ersparte. Aber die heutigen molligen, gesunden Mädchen… eins, zwei, drei, und schon geht’s los bei ihnen, noch ehe sie, mit Verlaub gesagt, lesen und schreiben können. Fangen an, sich zu vermehren, bevor sie multiplizieren gelernt haben. Hab’ ich recht?« Er lachte kurz auf. »Was war das, Muriel?«
    »Ich hab’ nur gehustet, Vater.«
    Der Dean hantierte weiter am Champagnerkorken herum. »Ich glaube zwar, daß die jungen Leute heute

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