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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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wird. Obwohl ich an Ihrer Stelle dieses Haus nicht ohne die Unterstützung des Überfallkommandos betreten würde. Ein Tobsuchtsanfall, wie er im Buch steht. Tut mir leid, daß ich nicht bleiben kann, um Ihnen zu helfen - mit ein bißchen Glück werd’ ich mich selbst, bevor es finster wird, am Ufer des Kennet einer kleinen Beruhigungstherapie unterziehen. Hätten Sie Lust auf ein paar hübsche Forellen?«
     

10
     
    »Ah!« schrie der Dean. »Nicht noch eins! Um Himmels willen, nicht noch eins!«
    »Lionel!« rief seine Frau.
    »Das sind zwei komplette Teams, ein Schiedsrichter und zwei Linienrichter.«
    »Lionel!«
    Der Dean hob seinen Kopf vom Kissen. »Du liebe Güte! Ich muß wieder einen von meinen Träumen gehabt haben.«
    »Du hast laut gezählt.«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich. Ich war im St. Swithin und wurde plötzlich in die Gebärklinik gerufen, um einer Wöchnerin beizustehen. Ich war in einem panikartigen Zustand, denn ich hatte alles, was ich über Geburtshilfe weiß, vergessen - es war ein genauso schrecklicher Traum wie der, wo man vor einem riesigen Publikum auf der Bühne steht, seinen Text vergessen hat und noch dazu vollkommen nackt ist.«
    »Lionel, vielleicht solltest du doch Dr. Bonaccord aufsuchen?«
    »Und da lag die Wöchnerin, stöhnend und jammernd. Ich erinnere mich genau: ich setzte mich zwischen ihre Beine, in der Lithotomie-Stellung - und die Babys kamen heraus wie Kaninchen aus ihrem Stall.«
    »Wie heißt es doch in meinen Lieblingsbuch: >Nichts ist so uninteressant wie die Träume anderer Leute.<«
    »Das Komische ist, sie waren alle im Fußballdreß. Insgesamt fünfundzwanzig Babys. Ich erinnere mich ganz genau, daß ich dachte, es wäre Chelsea gegen Arsenal. Seltsam. Das muß vom Fernsehen am Samstag kommen. Ich weiß keinen anderen Grund, warum ich so ausgefallene... O Gott!«
    Seine Frau stieg aus dem Bett. »Es ist fast acht Uhr.«
    »Josephine, ich hab’ mich gerade erinnert. Diese schreckliche Sache mit Muriel.« Hoffnungsvoll setzte er hinzu: »Hab’ ich das vielleicht auch nur geträumt?«
    »Muriel hat das Haus bereits verlassen.«
    Der Dean stützte sich auf einen Ellbogen und zupfte ärgerlich am Leintuch. »Ich wünschte, sie wäre nicht so davongelaufen. Ich wollte mit ihr reden. Gestern, als sie plötzlich nach oben rannte und die Tür ins Schloß warf, hatte ich keine Gelegenheit mehr dazu.«
    »Kannst du ihr einen Vorwurf machen, nachdem du dich so auf geführt hast?«
    »Sie darf das im St. Swithin nicht publik werden lassen. Es würde meine Autorität bei den Studenten restlos untergraben. Sie aufrechtzuerhalten ist ohnehin schwer genug.«
    »Hoffentlich hat Muriel gefrühstückt.«
    »Warum nimmst du so offensichtlich Partei für sie?«
    »Sie braucht jede mögliche Unterstützung, das arme Kind.«
    Josephine öffnete die Tür und ging ins Badezimmer. Der Dean brummte, blieb liegen und blickte wütend um sich. Er griff nach seiner großen Brille und nach den vier Bogen Schreibpapier, die er am gestrigen Abend durchgelesen hatte, nahm seinen Kugelschreiber und strich ein paar Zeilen auf der letzten Seite durch. Er ersetzte sie durch folgendes: Seine letzten Jahre wurden seinen Freunden zur Pein - infolge einer üblen Angewohnheit, die ihn dazu trieb, junge Menschen des andren Geschlechts erfolgreich zu korrumpieren, statt sie vor den schamlosen Versuchungen des Zeitalters zu beschützen. Der Dean, in einem weiß und blau gepunkteten Pyjama, stieg aus dem Bett.
    »Sie wird wohl keine Abtreibung an sich vornehmen lassen wollen?« fragte der Dean in gedrückter Stimmung. »Ich könnte das leicht im Spital veranlassen. Man braucht dazu, glaube ich, ein grünes Formular. Das einzige, sagen die Leute von der Frauenklinik, das per Post nicht offen zugestellt wird.«
    »Nein. Das wird sie nicht tun.« Josephine lag in der Badewanne und planschte mit ihren hübschen Beinen im Wasser.
    »Ich kann Muriel nicht verstehen, wo fünfzig Prozent der europäischen Frauen speziell zu diesem Zweck hierher pilgern.« Er lehnte sich an den Rahmen der Badezimmertür. »Sie könnte das Kind auch adoptieren lassen. Nein, das sollte sie nicht tun. Der Gedanke an ein Gesicht, das meinem ähnelt, inmitten einer Familie, die ich nicht kenne, ja vielleicht gar nicht kennen möchte, gefällt mir nicht.«
    »Dieses ganze Herumgerede ist gänzlich überflüssig, Lionel. Sie wird Edgar heiraten.«
    »Das wird sie nicht.«
    »Du bist absolut unmöglich.« Josephine seifte sich mit einem

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