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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Mensch?«
    »Anscheinend schon. Nur in letzter Zeit war er ein wenig niedergeschlagen, mehr nicht.«
    »Ich meine: hat er ein starkes Herz?«
    »Ja. Er hat sich vor ein paar Wochen untersuchen lassen.«
    »Er würde nicht einem plötzlichen Schock erliegen?«
    »Dagegen scheint er abgehärtet zu sein, der Arme.«
    »Gut, ich ruf’ dich morgen an, mein Liebes. Ganz bestimmt.« Und er gab ihr einen keuschen Kuß.
     

13
     
    Sir Lancelot Spratt stellte in diesem Augenblick in der Garage gegenüber dem Haus Lazar Row Nummer 3 den Motor seines Rolls ab. Die Sorgen, die er hinter sich lassen wollte, waren ihm, seit er heute früh am Ufer des Bratpfannentümpels seine Angel wieder in Besitz genommen hatte, nicht mehr in den Sinn gekommen. Erst als er, die riesige Forelle ehrfurchtsvoll auf einem Brett tragend, vor seiner Haustür ankam, zuckte er bei dem Gedanken zusammen, daß er jetzt eine wütende Haushälterin zu beschwichtigen hatte. Wie er sie kannte, würde sie zweifelsohne in einem Anfall von Trübsinn schwelgen und Beleidigtsein geschickt mit Servilität mischen - vielleicht auch noch mit einem unerträglichen Hauch großzügigen Vergebens. Er sperrte die Tür auf und betrat die Vorhalle. Stille. Plötzlich fiel ihm ein, daß sie auf und davon sein könnte. Das wäre noch ärger - sich selbst das Mittagessen zubereiten zu müssen, und obendrein hatte sich Frankie zum Abendessen eingeladen. Aber zunächst ging es um wichtigere Entscheidungen.
    Sir Lancelot durchschritt die Halle und stieß eine Tür in die kleine Küche auf. Er öffnete einen Schrank und entnahm ihm eine massive Federwaage. Mit klopfendem Herzen stellte er sie auf den Tisch, justierte den Zeiger auf Null und legte den Fisch behutsam auf die Waagschale. Er hielt den Atem an, als der Zeiger ausschlug. Acht Pfund, zwei Unzen. Er berührte die Waagschale mit dem Finger und zog ihn schuldbewußt zurück. Acht Pfund genügten vollkommen. Beinahe ein nationaler Rekord für Regenbogenforellen. Sein Gesicht glühte; er sah sie bereits vor sich in ihrem Glaskasten, lackiert und mit gläsernen Augen. Darunter eine Messingplakette mit der Aufschrift »Gefangen von Sir Lancelot Spratt, FRCS«. Bewundert nicht nur vom Major und vom Vikar, sondern von Generationen noch ungeborener Sportfischer. Er hörte das sanfte Klirren von Besteck im Nebenraum und gab sich einen Ruck. Am besten, ihr hier und jetzt entgegenzutreten.
    Miß MacNish war im Speisezimmer und nahm gerade den Deckel von einem Teller mit kaltem Schinken und Zunge. Daneben stand eine Schüssel mit Glashaussalat, Tomaten und in Scheiben geschnittenen harten Eiern. Miß MacNish hob zerknirscht den Blick. »Da ich dachte, daß Sie vielleicht erst spät kommen, Sir Lancelot, habe ich etwas Kaltes hergerichtet. Ich hoffe, das wird genügen.«
    »Es sieht sehr einladend aus, Miß MacNish.«
    Sie begann den Salat anzurichten. »Hatten Sie ein bequemes Nachtquartier, Sir Lancelot?«
    »Durchaus bequem, Miß MacNish. Ein Ausflug ist besonders genußreich, wenn man nicht darauf eingestellt war.«
    »Das freut mich sehr, Sir Lancelot.«
    »Danke, Miß MacNish.«
    Er setzte sich, und plötzlich kam ihm zu Bewußtsein, daß er hungrig war. Sie beschäftigte sich, ins Leere blickend, weiter mit dem Salat.
    »Oh, Sir Lancelot...«
    »Ja, Miß MacNish?«
    »Ich habe gestern abend etwas unüberlegt gesprochen.«
    Er sah sie mit mitfühlender, aber leicht gequälter Miene an. Wie der Engel mit dem Sündenregister, der einen neuen Anfang erlaubt. »Ich glaube, wir sollten die Angelegenheit am besten vergessen, Miß MacNish.«
    »Das Frikassee, Sir Lancelot, ist zur Gänze im Abfallkübel gelandet.«
    »Ich glaube, das wird unsere Haushaltskasse nicht sehr erschüttern.«
    »Nachdem Sie weggegangen waren, hätte ich mir den Kopf abschneiden können, Sir Lancelot.«
    »Ich glaube nicht, daß derlei radikale Chirurgie am Platz gewesen wäre, Miß MacNish.«
    Er machte sich über den Schinken her und wünschte, sie würde endlich aufhören, mit dem Salat herumzuwerken, und ihm etwas davon geben. »Es war sehr schwer mit meinen Katzen, Sir Lancelot.« Er zog eine Augenbraue hoch und hoffte einen Augenblick lang, sie hätte die Biester hinausgeschmissen oder sie in einen Sack gesteckt und in die Themse versenkt. »Sehen Sie, ich hatte sowenig Gesellschaft. Ich habe nirgendwo Angehörige... Ich habe nie geheiratet...«
    »Sicherlich nicht, weil es Mangel an Bewerbern gegeben hat...«
    »Oh, Sir Lancelot...« Zu seinem

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