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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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haben meinen Fisch aufgefressen.« Sie schenkte den Resten auf der Waage einen kurzen Blick. »In diesem Fall tut es mir außerordentlich leid, Sir Lancelot. Ich bin natürlich willens, Ihnen die Kosten aus meinem Lohn zu ersetzen.«
    »Die Kosten? Geht es Ihnen nicht ein, Weib, daß dieser Fisch absolut unersetzlich war? Es ist, als hätten diese Katzen die Mona Lisa aufgefressen.«
    »Sie waren so hungrig, Sir Lancelot. Sie wollten die neue Sorte Katzenfutter, die ich ihnen heute morgen vorsetzte, nicht einmal anrühren.«
    »Mir würde es nichts ausmachen, wenn sie verhungern.«
    »Es war sehr grausam von Ihnen, Chelsea so hochzuheben. Wahrscheinlich hat es ihren Schwanzgelenken gar nicht gutgetan.«
    Sir Lancelot sagte etwas, das ihn sogar in diesem Augenblick erstaunte: »Sie sind entlassen.«
    Sie starrte ihm ins Gesicht. »Wie können Sie das sagen?«
    »Warum nicht? Ist doch das Glück meines Lebens von diesen Katzen konsumiert worden.«
    »Vor einem Augenblick machten Sie mir noch unsittliche Anträge...«
    »Was?«
    »Sie nennen sich einen englischen Gentleman. Nun, die ganze Welt weiß, was das bedeutet: ein schamloser englischer Heuchler. Glauben Sie ja nicht, daß ich nicht die hungrigen Blicke bemerkt habe, die Sie mir zugeworfen haben...«
    »Wie soll ich denn dreinschauen, wenn ich so lang auf mein verdammtes Mittagessen warten muß?«
    »Dann haben Sie mir, vor einem Augenblick noch, Intimitäten vorgeschlagen...«
    »Lieber Gott! Sie müssen verrückt sein. Total verrückt. Wie der Dean. Es wäre mir angenehm, wenn Sie sich bis zum Ende des Monats strikt auf Ihre Wohnung beschränkten.«
    »Danke. Ich ziehe noch heute aus. Sie können doch wohl kaum von mir erwarten, daß ich die Nacht unter einem Dach mit einem alten Mann verbringe, der schmutzige Gedanken hegt? Obwohl meiner Meinung nach Grausamkeit gegen Menschen weit weniger abstoßend ist als Grausamkeit gegen stumme Kreaturen, die sich nicht wehren können. Kommt, ihr armen Lieben...«
    Sie hob die beiden Katzen vom Boden auf und verließ das Zimmer.
    Sir Lancelot starrte auf die auf der Waagschale verbliebenen Reste. Er schüttelte langsam den Kopf. »Die enorme Geschicklichkeit, die ich für diesen Fang benötigte«, murmelte er gebrochen, »diesen Fang unter der Brücke...«Er zog das Taschentuch heraus und schneuzte sich vernehmlich. Dann ging er zurück in den Salon und ließ sich auf seinen Sessel fallen. Er starrte ins Leere. Eine halbe Stunde verging, bis er Miß MacNish mit ihren Koffern nach unten stapfen hörte. Er sah aus dem Fenster. Sie drückte einen braunen Weidenkorb an sich, der sich aus eigenen Kräften zu bewegen schien. Er nahm an, daß sie um ein Taxi telefoniert hatte. Sicherlich war er nicht willens, sie im Auto nach King’s Cross zu bringen. Die Tür fiel heftig hinter ihr ins Schloß. Er machte die Augen zu und hoffte, daß den Katzen die frische, von Fischgeruch durchtränkte Luft Aberdeens gefallen würde.
     

14
     
    Als die Haustür von Nummer 3 hinter Miß MacNish ins Schloß fiel und die silbernen Sportpokale schon wieder in ihrer Vitrine klirrten, zuckte der Dean zusammen. »Ich wollte, der Kerl würde ein einziges Mal sein Haus in einer zivilisierten Manier verlassen«, murmelte er gereizt. »Man hat den Eindruck, daß er sich jedesmal, wenn er ausgeht, auf den Mond schießen läßt.«
    Er wandte sich wieder dem Sofa in seinem Salon zu. Dort lag Doktor Bonaccord mit entblößter Mittelpartie.
    »Es ist also nichts Ernstes?« fragte der Psychiater besorgt.
    »Ich glaube nicht. Die Krankengeschichte läßt kaum auf ein Magengeschwür schließen oder auf etwas anderes deutlich Erkennbares. Ich habe nicht die Absicht, Sie in diesem Stadium einem Barium-Test oder einer ähnlichen Quälerei zu unterwerfen. Warten wir erst einmal ab. Schauen Sie in vierzehn Tagen wieder vorbei.«
    Dr. Bonaccord setzte sich auf und stopfte sein lila gestreiftes Hemd in die Hose. »Was ist also der Grund meiner Schmerzen?«
    »Soweit man überhaupt einen Grund für so etwas feststellen kann, würde ich sagen: unregelmäßige und unsachgemäß zubereitete Mahlzeiten.«
    »Das ewige Problem des Junggesellen.«
    »So scheint es. Sogar in diesen Tagen, in denen man alles tellerfertig vorgekocht kaufen kann. Könnten Sie nicht jemanden engagieren, der für Sie kocht?«
    »Es ist nicht so leicht, jemanden zu bekommen. Ich habe schon Ausschau gehalten, aber ohne viel Erfolg.«
    Der Dean lachte auf. »Dann kann ich nur vorschlagen, daß Sie

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