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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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»Da sind Sie gewaltig im Irrtum«, sagte er leise. »Verschwinden Sie mit Ihrem komischen Fahrzeug. Wenn ich wollte, könnte ich Sie anzeigen. Die lokale Strafkammer würde Ihr Betragen äußerst streng beurteilen. Wahrscheinlich würde man Sie auf Monate ins Gefängnis schicken... Heute ist mir wirklich schon genug zugestoßen. Jetzt muß ich nach Hause. Lassen Sie doch einen alten Mann in Frieden. Bitte, lieber Freund!«
    »In Ordnung, Papi!« Der junge Mann grinste wieder. Sir Lancelot sah ihm schweigend zu, wie er seinen Roller bestieg und mit laut auf heulendem Motor davonraste. Er stieß einen Seufzer aus und begann, die Angelrute aus dem unruhigen Wasser einzuziehen.
    »Der verdammte Idiot ist schuld, daß sich mein Angelhaken an irgendeinem Unterwasserunkraut verfangen hat. Oder in einem Holzblock, den jemand hier ins Wasser geworfen hat.«
    Er hielt inne. Der Mund blieb ihm offenstehen. Die Angelrute begann plötzlich von selbst zu schwimmen.
    »Pilcher!«
    Der Kopf des Aufsehers tauchte hinter dem Brückengeländer auf.
    »Pilcher! Ich glaub’, ich hab’ einen jungen Seelöwen an der Angel!«
    »Großer Gott!«
    Ein riesiger Fisch sprang in die Luft und schoß mit voller Wucht über den Tümpel.
    »Pilcher!« Sir Lancelots Angelrute ächzte. »Stehn Sie doch nicht herum, Mensch, kommen Sie, helfen Sie mir!« Die Pfeife im Mund, kletterte der Aufseher das Ufer hinunter. »Das Netz, Mensch, das Netz!« rief Sir Lancelot, als verlangte er in höchster Eile nach der Arterienpinzette.
    »Das Netz wird nicht groß genug sein, Sir.«
    »Dann springen Sie ins Wasser und holen Sie ihn mit bloßen Händen heraus!«
    »Ich kann nicht schwimmen, Herr Doktor!«
    »Mein Gott, Pilcher! Wenn mir dieser Fisch flußabwärts entkommt, dann werden Sie ihm nachschwimmen, aber mit zwei Ziegeln am Hals!«
    Der Kampf begann. Der riesige Fisch wandte alle Tricks an, die seine Spezies in Millionen Jahren entwickelt hatte, um von der Angel loszukommen. Sein Verfolger wandte, um ihn am Haken zu behalten, jeden Trick an, den er im Laufe einiger Jahre als Sportfischer erlernt hatte. Jeder von ihnen kämpfte in seinem eigenen Element, der eine mit dem besseren Verstand, der andere mit dem besseren Instinkt. Eine halbe Stunde lang tobte der Kampf, ohne nachzulassen; der Fisch bäumte sich auf, tauchte unter, vergrub sich unter Algen, sprang in die Luft, wand sich um die Brücke, schoß plötzlich flußabwärts oder drehte sich und nahm Sir Lancelots Stiefel aufs Korn, als dieser gerade durch das Schilf stapfte, bis zu den Knien im Wasser und von einem Kampfgeist beseelt, der stieg und sank wie die Kurve einer bösen Fieberkrankheit. Schließlich ergab sich der große Fisch, drehte sich müde auf seinen schönen Rücken und ließ sich widerstandslos ans Ufer ziehen. Pilcher hatte ein größeres Netz gebracht und sprang, Ratschläge schreiend, aufgeregt umher. »Mein Gott!« murmelte Sir Lancelot, als die Forelle ihren letzten Weg vom Wasser ins Gras antrat. »Jetzt weiß ich, was Ahab fühlte, als er Moby Dick erblickte.«
    »Acht Pfund, Sir!« rief Pilcher baß erstaunt.
    »Mehr als das. Mindestens zehn. Möglicherweise fünfzehn.«
    »Der größte in diesem Fluß, soweit ich mich erinnere, Herr Doktor.«
    »Und auch soweit sich Ihr Großvater erinnert, nehme ich an.«
    »Wie haben Sie ihn gefangen, Sir?«
    »Nun, ich...« Sir Lancelot hielt inne. Er strich sich den Bart. »Als ich vom Telefonieren zurückkam, erspähte ich ihn plötzlich drüben an der Brücke. Ich warf die Angel flach unter der Brückenwölbung aus.«
    Pilcher kaute nachdenklich an seiner Pfeife. »Langer Wurf.«
    »Sehr lang.«
    »Schwer noch dazu. Gegen den Wind.«
    »Pilcher, Sie wissen, daß ich eine jahrelange Erfahrung in diesem Sport habe.«
    »Meiner Meinung nach war das ein Wurf, der auf Grund der Entfernung einen Meisterschaftsrekord einbringen könnte.«
    »Vielleicht war es ein bißchen näher, als es aussieht.« Sir Lancelot hatte das Gefühl, daß Pilcher mehr vom Angeln verstand als er selbst von der Chirurgie.
    »Komisch, daß Ihr Angelhaken sich nicht an diesen überhängenden Weiden verfangen hat, Herr Doktor.«
    »Geschicklichkeit, mein lieber Pilcher, reine Geschicklichkeit. Hier, kaufen Sie sich zur Feier des Tages eine Flasche Scotch.«
    »Danke, Herr Doktor. Nun, an dieser Forelle werden Sie eine hübsche Mahlzeit haben.«
    »Gott behüte! Die werde ich nicht verspeisen. Ich binde sie an ein Brett und nehme sie mit nach London, um sie

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