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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Nähe meiner Arbeitsstätte ein spätes Frühstück verzehrte. Die Welt flackerte, bebte kurz und blieb stehen. Der Besitzer des Cafés erstarrte mitten im Satz, und das Bild auf dem Fernsehschirm gefror. Vögel hingen bewegungslos am Himmel. Auch der Ton stoppte und wurde durch ein stumpfes Summen ersetzt: Das Geräusch der Welt verharrte an einem bestimmten Punkt und blieb auf einer gleichmäßigen Lautstärke und Tonhöhe stehen.
    »Hallo, meine Kichererbse.«
    Ich drehte mich um. Mein Vater saß an einem Tisch hinter mir und stand auf, um mich liebevoll zu umarmen.
    »Hallo, Dad.«
    »Gut siehst du aus«, sagte er.
    »Du aber auch«, erwiderte ich. »Du siehst jedes Mal jünger aus, wenn ich dich sehe.«
    »Das bin ich auch. Kennst du dich mit Geschichte aus?«
    »Einigermaßen.«
    »Weißt du, wie der Herzog von Wellington starb?«
    »Na klar«, sagte ich. »Er wurde gleich zu Beginn der Schlacht von Waterloo erschossen. Von einem französischen Scharfschützen. Warum fragst du?«
    »Ach, nur so«, brummte mein Vater mit Unschuldsmiene und kritzelte etwas in sein kleines Notizbuch. Als er fertig war, zögerte er einen Moment.
    »Dann hat Napoleon in Waterloo also gewonnen?«, fragte er langsam und mit großer Nachdrücklichkeit.
    »Natürlich nicht«, erwiderte ich. »Marschall Blüchers rechtzeitiges Eingreifen hat die Sache zu unseren Gunsten entschieden. Das ist doch alles Stoff der achten Klasse, Dad. Worauf willst du hinaus?«
    »Na ja, das ist doch alles ein bisschen   …«
    »…   warten Sie mal«, sagte mein Vater, oder genauer, der Typ, der im Buch meinen Vater spielte. »Ich glaube, jetzt sind sie weg.«
    Ich hob die Nase und witterte. Er hatte recht. Unser einsamer Leser hatte uns verlassen, und wir hingen erzählerisch in einer Totzone. Das ist ein eigenartiges Gefühl: Man meint, auf eine Stufe zu treten, die nicht mehr da ist, oder mit jemandem zu sprechen, der den Hörer längst aufgelegt hat, oder ins obere Stockwerk gegangen zu sein, ohne zu wissen, warum. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Spaniels ihr ganzes Leben in diesem Zustand verbringen.
    »Also,
ich
war hervorragend«, erklärte mein Buch-Vater, womit er gleichzeitig andeuten wollte, dass es meine Schuld gewesen sei, dass der Leser nicht mal bis zum Ende der zweiten Seite bei uns geblieben war. »Sie sollten sich mehr ins Zeug legen, Schätzchen, um die Leser zu fesseln. Sie müssen die Figur
lebendig
werden lassen, verstehen Sie?«
    Ich war zwar keineswegs der Ansicht, dass ich etwas falschgemacht hatte, aber ich hatte keine Lust, mit ihm zu streiten. Er hatte meinen Vater schon weitaus länger gespielt als ich Thursday Next, und das höhere Dienstalter verschaffte ihm eine gewisse Autorität, obwohl ich die Hauptfigur und obendrein noch die Ich-Erzählerin war.
    »Manchmal wünsche ich mir die alten Zeiten zurück«, sagte er zu Hector, seinem Garderobier, aber laut genug, dass ich es hören konnte.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Er starrte mich einen Augenblick an. »Das kann ich Ihnen sagen: Als wir noch die vorige Thursday hatten, war es viel besser.«
    »Die frühere Thursday war gewalttätig und unmoralisch. Wie können Sie sagen, das wäre besser gewesen?«
    »Sie war vielleicht ein hochgradiges Miststück, Schätzchen, aber sie hat ’ne Menge Leser gebracht. Ich bin dann in meiner Garderobe. Komm, Hector.« Und mit diesen Worten verließ er die Café-Kulisse, gefolgt von seinem allgegenwärtigen Garderobier, der eine unverschämte Schnute in meine Richtung zog, als sie abrückten.
    Mein Vater hatte natürlich nicht unrecht, aber ich hatte mich nun mal der Aufgabe verschrieben, die Rolle so zu spielen, wie sich die
echte
Thursday das wünschte. Die Serie war ursprünglich um eine gewalttätige Schlampe namens Thursday Next herum konzipiert worden, die überall in der BuchWelt herumschlief und jede Menge Morde, Unglück und Verzweiflung verursachte. Das genau wollte ich ändern, war dabei aber auf heftigen Widerstand der übrigen Figuren gestoßen. Sie empfanden meinen Versuch, ein etwas realistischeres Bild der Heldin zu zeigen, als völlig verfehlt, weil er angeblich die
Lesbarkeit
in Gefahr brachte   – und für eine Romanfigur ist es weitaus besser, als »böse« gelesen zu werden, als böse ungelesen zu bleiben.
    Ich seufzte. Meine Rolle zu spielen war nicht halb so schwer, wie die Leute in meiner Serie alle bei Laune zu halten. Manche Bücher hatten dafür einen PageManager, der den ganzen langweilen Kram

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