Wo Licht im Wege steht
erschien mir aus jeder Perspektive schief.
Ich rief Bertha an. »Hast du schon die Zeitungen gelesen?«
»Du Narr!« zeterte Bertha. »Ich habe inzwischen nur versucht, meinen Schlaf nachzuholen.«
»Schau dir mal die Morgenblätter an«, sagte ich lakonisch, »letzte Ausgabe, Titelseite. In der unteren Ecke, rechts, mit Fortsetzung auf der dritten Seite!«
»Was ist denn nun schon wieder los?«
»Etwas, was du wissen solltest. Ruf mich an, wenn du es gelesen hast. Aber sei ein bißchen vorsichtig am Telefon.«
Ich konnte noch hören, wie Bertha fauchte und dann den Hörer auf die Gabel warf. Es dauerte ziemlich lange, fast fünfzehn Minuten, ehe sie mich wieder an rief.
Anscheinend wollte auch sie mir eine Lektion erteilen. Aber nachdem sie dann die Zeitung gelesen hatte, war ihr Ärger wohl verflogen.
»Donald«, sagte sie, »was soll das bedeuten?«
»Ich weiß es auch nicht.«
»Du fuhrst den zweiten Wagen, nicht wahr?«
»Vorsichtig!« unterbrach ich sie.
»Und der Name auf dem Hotelmeldezettel — ist es deine Handschrift?«
»Ja, das ist es.«
»Warum gabst du denn seinen Namen an?«
»Weil ich meinen nicht hinschreiben wollte!«
»Und du hast die richtige Nummer hingeschrieben, die auch in den Wagenpapieren stand?« fragte sie nach einer Pause.
»Ja.«
»Und warum?«
»Ich hatte so meine Gründe.«
»Glaubst du, daß noch irgendwelche Rückfragen deswegen kommen werden?«
»Ich nehme es durchaus an!«
»Du hast dich ja in eine schöne Situation gebracht.«
»Leider weißt du erst die Hälfte«, sagte ich vorsichtig. »Es besteht die Möglichkeit, daß die Geschäftskarte in jener Geldbörse eine von meinen ist.«
»Du lieber Himmel!«
»Ich weiß es nicht bestimmt, aber möglich ist es. Nun halte du dich nach Möglichkeit aus allem heraus, aber sag mir, wo ich diese Claire Bushnell finden kann. Ich muß mit ihr sprechen.«
Bertha dachte nach. »Ich schrieb die Notizen auf ein Blatt, ja -und ich schob es unter meinen Löscher.«
»Auch die Telefonnummer?«
»Weiß ich nicht mehr, aber ich glaube nicht, Donald. Es war schon ziemlich spät, als sie kam, Sonnabendvormittag. Ich nahm nur die wichtigsten Daten auf und wollte alles bis Montag liegenlassen...«
»Hast du den Scheck eingelöst?« unterbrach ich sie.
»Sei nicht närrisch. Natürlich habe ich mich erkundigt.«
»Und? War er gedeckt?«
»Ich habe dir doch den Fall übergeben, nicht wahr? Und wenn der Scheck nicht gedeckt gewesen wäre, läge der Auftrag im Papierkorb. Was meinst du? Wäre es nicht am besten, zur Polizei zu gehen und über die ganze Geschichte zu berichten?«
»Im Moment noch nicht. Später vielleicht. Wenn ich es schon der Polizei melde, möchte ich ihr auch einen Hinweis geben können, etwas, woran sie sich halten kann.«
Ich hängte ein. Eilig lief ich die Treppen hinunter und fuhr zu unserem Büro. Dort angekommen, schloß ich die große Glastür auf, an der das Schild hing Cool & Lam, Detektivbüro. Mit hastigen Schritten durchquerte ich den Vorraum, ging in mein Büro und schließlich in Berthas Arbeitszimmer. Jedes Möbelstück hier war der Eigenart von Bertha Cool angepaßt, vom knarrenden Drehstuhl hinter ihrem Schreibtisch bis zum doppelt verschlossenen Kassenschrank auf der anderen Wandseite. Bertha pflegte jede Kleinigkeit unter Verschluß zu halten. Sie traute weder der Sekretärin noch dem Pförtner oder gar einem Geschäftspartner wie beispielsweise mir.
Der Drehstuhl ächzte, als ich mich darauf niederließ. Es schien mir, daß dieser Ton in den Stuhl hineinkonstruiert sei, denn ich mußte sofort an Bertha denken.
Unter dem Löscher fand ich Berthas Aufzeichnungen, die ich sorgfältig studierte. Die Adresse, die ich suchte, lautete: 1624, Veronica Way. Darunter stand in Berthas kräftigen, fast männlichen Schriftzügen: Wünscht, daß ihre Tante beobachtet wird.
Später hatte Bertha das Wort Tante durchgestrichen und darüber >Aktienhändler< gekritzelt. Zunächst waren 100 Dollar in Worten niedergeschrieben, daneben dann in Zahlen, drei- oder viermal. Dann war das wieder durchgestrichen, und die Summe erhöhte sich auf 150 Dollar. Weiter las ich: >Sie glaubt, daß der Aktienhändler ein intimer Freund der Tante ist - glaubt, Grund zur Beunruhigung zu haben - verschweigt etwas! - wünscht Donald persönliche
Und wiederum folgte Berthas Zahlenmalerei, spielerisch hingeworfen. Hinter den Worten >Donald persönlich< standen bereits 175 Dollar. Es folgte die Adresse der Tante: >Amelia
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