Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)
in New York gebeten haben, ihr das Material über die Abtreibungsklinik zu schicken, anders konnte er es sich nicht erklären. Und sie hielt es scheinbar nicht einmal für nötig, ihn, ihren eigenen Ehemann, nach seiner Meinung zu fragen. Warum sonst sollte sie ihre Schwangerschaft verheimlichen, wenn nicht, um Diskussionen mit ihm aus dem Weg zu gehen?
Sander holte tief Luft. Wie hatte er bloß so dumm sein können, zu glauben, Finja habe sich geändert? Nach allem, was zwischen ihnen in der Vergangenheit vorgefallen war? Und obwohl er genau wusste, dass er für sie von Anfang an nur ein Mittel zum Zweck gewesen war. Dass sie ihn nie wirklich geliebt hatte.
In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Finja stürmte ins Zimmer. Sie war kreidebleich, doch ihre Wangen schienen zu glühen. Aus weit aufgerissenen Augen blickte sie Sander an. “Du glaubst nicht, was ich gerade herausgefunden habe!”
“Was immer es ist”, entgegnete er kalt, und es gelang ihm kaum, den Zorn in seiner Stimme zu unterdrücken, “es kann warten. Erklär mir lieber, was es hiermit auf sich hat!” Er hielt ihr die Unterlagen der Frauenklinik hin. “Das hat deine Assistentin Kelly dir aus New York geschickt,
min älskling!
Du bist also schwanger, ja? Wann hattest du vor, mir die Wahrheit zu sagen?”
Erschrocken starrte Finja ihren Mann an. Sie konnte sich nicht erinnern, Sander je zuvor so wütend gesehen zu haben. Seine grauen Augen wirkten so klirrend kalt wie Gletschereis, seine Finger gruben sich in ihre Schultern, doch sie spürte den Schmerz kaum. Wieder und wieder stellte sie sich dieselbe verzweifelte Frage: Wie konnte es sein, dass er es wusste? Seine Reaktion jedoch übertraf selbst ihre schlimmsten Befürchtungen.
Sie machte sich von ihm los, trat einen Schritt zurück und fuhr sich mit einer Hand übers Haar. “Sander, ich … Bitte lass mich erklären.”
“Kelly schickt dir Informationsmaterial über eine Abtreibungsklinik!”, unterbrach er sie brüsk. “Ich wüsste nicht, was es da noch zu erklären gäbe!” Er stieß ein bitteres Lachen aus. “Versuch gar nicht erst, es zu leugnen,
min älskling
.” Seine Miene drückte eine solche Abscheu aus, dass es Finja schier den Atem raubte. “Du willst unser Kind abtreiben – aber da spiele ich nicht mit!”
Sanders Worte schienen in der Stille, die nun herrschte, widerzuklingen. Fassungslos schaute Finja ihn an. “Denkst du das wirklich von mir?” Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie spürte, wie ihr die Tränen kamen. Alles, selbst das, was sie über Susanna und die Bjorkmans herausgefunden hatte, schien plötzlich nebensächlich. “Dass ich unser Kind umbringen könnte? Glaubst du das tatsächlich?”
“Was sollte ich sonst glauben?”
Ein Schluchzen kroch Finjas Kehle empor. Sie schluckte heftig, doch es ließ sich nicht vertreiben. In diesem Moment zerbrach etwas in ihr, und sie wusste nicht, ob der Schmerz, den sie empfand, jemals verschwinden würde. Die Kälte, der Zorn und die Verachtung in Sanders Blick trafen sie tief bis ins Herz.
“Wenn du mir das wirklich zutraust, dann hat das mit uns wirklich keinen Sinn mehr”, stieß sie heiser aus. “Ich hoffe, wir sind uns trotzdem einig, dass wir uns um Linus’ willen weiterhin zusammenreißen müssen.”
Er nickte knapp. “Natürlich.”
“Gut, dann interessiert dich vielleicht, was ich vorhin herausgefunden habe.” Es kostete sie große Mühe, nicht einfach davonzulaufen, doch sie musste das jetzt hinter sich bringen. Ihre Liebe zu Linus kettete sie an diesen Mann, der sie verabscheute. “Die Bjorkmans haben Susanna dafür bezahlt, dass sie gegen uns intrigiert und uns in Misskredit bringt. Sie ist jedoch bereit, zu unseren Gunsten vor dem Vormundschaftsgericht auszusagen. Leitest du bitte alles Notwendige in die Wege?”
Ohne Sander noch eines Blickes zu würdigen, wandte sie sich ab. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht aus dem Zimmer zu stürmen – doch die Blöße wollte sie sich vor ihm nicht geben.
“Was soll das heißen: Sie werden gegen uns aussagen?”, brüllte Mats Bjorkman ins Telefon. “Haben Sie schon vergessen, dass wir es waren, die Ihnen in der Stunde der größten Not einen Ausweg angeboten haben? Ohne uns wären Sie in der Gosse gelandet!”
Susanna kämpfte mit den Tränen, doch sie hatte sich fest vorgenommen, Linus’ Großvater die Stirn zu bieten. Es stimmte, sie hatte sich von den Verlockungen des schnellen Geldes blenden lassen, doch damit war jetzt
Weitere Kostenlose Bücher