Wo niemand dich findet
Firmenanschluss. Von A. L. Enterprises.«
»Ja?«
»Das ist eine Strohfirma«, erwiderte Hodges. »Und sie gehört Alexandra Lovell.«
Alex hätte es nicht für möglich gehalten, dass eine der führenden Kapazitäten im Bereich Gentechnik so hübsch war. Doch genau dieses Wort kam ihr als Erstes in den Sinn, als Mia Voss im Foyer auf sie zukam.
Alex zwang sich, mit ihrem Urteil zumindest so lange zu warten, bis die Frau den Mund aufgemacht hatte. Als
Mia bei ihnen war, umarmten sie und Troy sich wie zwei gute Bekannte. Danach richtete sie ihre blauen Augen neugierig auf Alex.
»Sie müssen Alex sein.« Mia sprach freundlich, doch am Tonfall merkte Alex, dass Mia einen Mann erwartet hatte.
Die Frauen gaben sich förmlich die Hand. »Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig Zeit für uns haben«, sagte Alex.
»Troy hat erwähnt, dass Sie aus Austin sind. Sind Sie von der Polizei?«
»So ungefähr«, antwortete Troy für sie. »Hey, wie wär’s erst mal mit ’ner kleinen Führung? Alex war noch nie hier.«
»Aber gerne.« Mia warf einen Blick auf den Besucherausweis an Alex’ Bluse. »Ihr seid ja auch schon angemeldet.«
Sie geleitete sie durch das großzügige Foyer bis zu zwei dorischen Säulen. Alex war nicht ganz klar, was sie von dem Gebäude halten sollte. Und von ihrer Führerin. Abgesehen von dem unvermeidlichen Laborkittel trug Mia ausgewaschene Jeans und Stiefeletten; ihr rotblondes Haar hatte sie mit einem schwarzen Haargummi zu einem Pferdeschwanz gebunden. Alex fragte sich, ob diese schöne junge Wissenschaftlerin eine von Troys vielen Geliebten gewesen war.
Beim Gehen warf Alex ihm einen Blick zu. Statt sich wie Alex offiziell anzumelden und den Führerschein zur Prüfung zu hinterlegen, hatte er bloß seine Hand auf einen Bildschirm an der Empfangstheke gelegt. Danach wurde er von der Empfangsdame durchgewunken. Woher
hatte er die Zugangsberechtigung? Sie hatte nachgefragt, doch er hatte das einfach ignoriert – und so ihre Neugier nur noch mehr angestachelt.
Sie gingen an den Säulen vorbei und betraten einen langen Gang. Zugleich wandelte sich der Baustil: Aus der Antike wurde das 21. Jahrhundert.
»Dieser Gebäudeflügel heißt bei uns ›Strauch und Krauch‹«, schmunzelte Mia, »weil hier die Botaniker und Entomologen arbeiten.«
Während sie zahllose Glastüren abschritten, blickte Alex unentwegt nach links und rechts. Hinter jeder Tür befanden sich Edelstahltheken und -waschbecken, eine Menge sperrig wirkende Gerätschaften und Wissenschaftler, die sich mit Spezialbrillen über Mikroskope beugten.
»Bilde ich mir das ein«, flüsterte sie zu Troy, »oder gehen wir bergab?«
»Nein, das ist richtig«, antwortete Mia. »Wir sind auf dem Weg in den, tja, Leichenkeller.«
Je weiter sie nach unten kamen, desto kühler wurde es. Alex hatte die Anlage schon auf der Eingangstreppe groß gefunden, aber dass sie auch unterirdisch so weitläufig war, hätte sie nie vermutet.
Sie erreichten eine zweiflügelige Glastür. Mia legte die Handfläche auf einen Bildschirm, der rechts an der Wand angebracht war, und die beiden Türflügel öffneten sich. Dahinter erwartete sie eine Wand aus eiskalter Luft.
»Hier werden Leichen untersucht«, sagte Mia. »Sämtliche Arbeitsräume sind abgeschottet, aber auch der ganze Bereich wird auf konstant zehn Grad heruntergekühlt.«
Alex rieb sich die nackten Arme und wünschte, sie hätte einen Laborkittel wie Mia. Während sie den Gang weiterliefen, spähte sie durch ein großes Fenster, hinter dem Menschen mit Klemmbrettern und Schutzbrillen um einen Tisch saßen.
»Das ist die Osteologie.« Mia blieb stehen und nickte in Richtung Glas. »Anscheinend ist gerade Unterricht.«
Alex reckte ihren Hals, konnte jedoch nicht viel erkennen. »Was sehen die sich an?«
»Ein Skelett«, antwortete Mia. »Es kam heute Morgen von der Body Farm.«
Alex guckte sie fragend an.
»Südöstlich von diesem Gebäude gibt es eine Freifläche von etwa vierzig Hektar. Da wird erforscht, wie der menschliche Körper verwest. Also wie sich die sterblichen Überreste unter verschiedenen Bedingungen verhalten – etwa im Kofferraum eines Autos, in einem Teich oder auf freiem Feld.«
In flottem Gang setzte Mia die Führung fort. »Früher befand sich die bekannteste Body Farm in Tennessee. Aber hier haben wir ein ganz anderes Klima und auch andere Pflanzen und Tiere, sodass unsere Body Farm den staatlichen Behörden im Südwesten bessere Informationen liefert.«
Mia
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