Wo niemand dich findet
und das billige Supermarktgeschirr schämen? Troy hatte zwar mehr Geld, als er jemals ausgeben konnte, aber das ließ er sich nie anmerken. Ein Charakterzug von ihm, den sie immer gemocht hatte.
»Bitte«, sagte sie und stellte einen Teller vor ihn. »Mit vollem Magen sagst du eher ja.«
Noch während sie sich setzte und einen Strohhalm in ihren Milch-Shake steckte, biss er herzhaft in seine Burgerhälfte.
»Ich hab da eine Mandantin«, begann sie, »der ich vor sechs Monaten geholfen habe unterzutauchen.«
Troys Miene verfinsterte sich. Er wusste, dass sie Frauen half, die vor ihren Ehemännern und Freunden fliehen mussten. Alex war ziemlich sicher, dass auch seine Mutter einmal in einer solchen Situation gewesen war, aber Troy sprach kaum über seine Kindheit, und Alex hatte nie danach gefragt.
»Das Problem ist Folgendes«, fuhr sie fort. »Sie ist nach Austin zurückgekommen, und ich fürchte, ihr Mann hat sie gefunden. Und jetzt ist sie wirklich weg.«
Troy aß schweigend, als sie ihm von den Ereignissen der letzten drei Tage berichtete. Als sie geendet hatte, holte sie die durchsichtige Plastiktüte aus ihrer Handtasche und legte sie vor ihn auf den Tisch.
Sie ging zum Kühlschrank, um Wasser zu holen. Im obersten Fach stand ein Sixpack mexikanisches Bier. Sogar an ihre Abneigung gegen Bier hatte er sich erinnert und selbst welches mitgebracht! Sie nahm eine Flasche und ärgerte sich, dass ihr Groll gegen ihn immer kleiner wurde. Dabei hatte er noch nicht mal begonnen, um Verzeihung zu flehen!
»Du willst das Blut untersuchen lassen, oder?«, fragte er.
Sie öffnete das Bier und reichte es ihm. »Kluges Kerlchen.«
Troy fuhr mit der Hand durch sein halblanges braunes Haar. Er hatte sie immer an Brad Pitt erinnert, nicht nur wegen des kurzen Vornamens.
»Hast du noch diese Bekannte im Delphi Center?«, erkundigte sie sich. »Diese Rechtsmedizinerin?«
»Du meinst Mia Voss? Ja, sie arbeitet dort als Fahnderin. Als forensische Molekularbiologin macht sie da Gentests.«
»Habt ihr noch Kontakt?«
»Wir haben erst vor einer Woche miteinander gesprochen. Sie hilft mir bei einer Recherche.«
Alex schlürfte den Rest ihres Shakes. »Ein neues Buch?«
»Immer noch dasselbe«, grummelte er. Mit gerunzelter
Stirn blickte er auf seinen leeren Teller. »Diesmal zieht es sich wirklich in die Länge. Ich komme einfach nicht vorwärts.«
Sie empfand Mitleid für ihn. Troys Bücher über echte Verbrechen waren Bestseller, und bei den Recherchen zu den Fällen, über die er schrieb, hatte er mit allen möglichen Behörden und Polizeistellen zu tun. Manchmal verließ er zur Informationsbeschaffung auch den offiziellen Dienstweg, weswegen er eine schier unglaubliche Menge an Kontakten zu allen möglichen Stellen hatte. Einer davon hatte ihn vor Jahren an Alex vermittelt. Troy wollte mit jemandem aus dem staatlichen Zeugenschutzprogramm sprechen und hatte Alex engagiert, eine geeignete Person für ihn zu finden.
Das war zweifellos der schwierigste Auftrag gewesen, den sie je übernommen hatte. Aber sie hatte Erfolg gehabt.
Ebenso wie Troys Buch, das sogar von Hollywood aufgegriffen und verfilmt worden war.
Nicht so erfolgreich war die Beziehung verlaufen, die sie vergangenen Dezember begonnen hatten. Troy war ein notorischer Schürzenjäger, was für Alex absolut inakzeptabel war.
»Meinst du, dass Mia sich das mal ansehen könnte?« Alex nickte in Richtung Kopfhörer.
»An sich ja«, antwortete er. »Aber das Delphi Center ist ein Privatlabor, also wird es ein bisschen was kosten. Vor allem wenn’s schnell gehen soll. Bis wann brauchst du’s denn?«
»Am besten sofort.«
»Dann müssen wir unseren Charme spielen lassen.«
»Da bist du doch in deinem Element«, sagte Alex und erhob sich. »Ich hatte gehofft, du würdest deine Freundin anrufen und für mich ein gutes Wort einlegen.«
Während sie die Teller spülte, trat er hinter sie.
»Ich mach dir einen besseren Vorschlag«, sagte er, als sie sich umdrehte. »Ich stell dich ihr vor. Mit dem Auto ist es etwa eine halbe Stunde von hier nach Süden, das Labor ist bei San Marcos. Wir könnten gleich morgen hinfahren.«
Sie betrachtete ihn mit verschränkten Armen. Troy lebte unten an der texanischen Küste. Das hieß, er hatte eine lange Fahrt auf sich genommen, um ihr diesen Gefallen zu tun. Nun hoffte er wohl, dass sie ihn bei sich übernachten ließ. Was sie nur zu gerne tat.
»Hast du für heute Nacht ein Hotel?«, fragte sie.
Er schob die Daumen
Weitere Kostenlose Bücher