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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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anders und nahm die Zigarette unangezündet wieder aus dem Mund.
    Sophie blickte sich auf dem tristen Schulhof um. Was ließ sich schon darüber sagen? In den Mauerritzen wuchs Baldriankraut und an den Fenstersimsen blätterte die Farbe ab. Der Asphalt sah aus, als ob er schwitzte. Und in Gegenwart dieser glamourösen Dame, die so wenig in diese triste Umgebung passte, wirkte die Schule noch hässlicher und unfreundlicher als sonst.
    »Also das hier«, fing Sophie an, »ist unser Pausenhof. Der naturwissenschaftliche Block …«
    Die Frau hörte gar nicht zu, sondern wühlte schon wieder in ihrer Handtasche. »Ich mache Foto!«, verkündete sie und hob eine kleine Kamera an ihr Gesicht.
    »Ich glaube, das ist auch gegen die Regeln.« Sophie verstummte und wurde rot.
    »Um meiner Tochter zu zeigen. In St. Petersburg.«
    »Was? Sie sind aus Russland?«, platzte Sophie heraus. Ja, klar! Warum hatte sie das nicht gleich gemerkt? Der unverwechselbare Akzent, das Seidentuch, ihr Charme, das alles verriet ihre Herkunft. Sophies Vater hatte immer gesagt, Russland sei das romantischste Land der Welt. Und dass diese Besucherin nicht aus Barnes oder Chiswick angereist war, sah man auf den ersten Blick. Nein, sie konnte nur aus dem Land der Zarenpaläste und der Poesie stammen.
    Blitz!
    »Dreh mal Kopf zur Seite!«
    Sophie fuhr aus ihren Gedanken hoch und gehorchte automatisch.
    Blitz!
    »Wie alt ist Ihre Tochter?«, fragte Sophie.
    Die Frau wedelte abwehrend mit der Hand. »Zehn … oder vielleicht elf. Natalja sehr klug. Alle Lehrer mir sagen, dass sie schätzen sich glücklich, so ein Kind in Klasse zu haben. Sie kann rechnen wie Teufel. Addieren.« Die Frau schnalzte mit den Fingern. »Einfach so! In Kopf!«
    Sophie fragte sich, was so ein Mathe-Wunderkind zu Mr Webb, dem einzigen Mathelehrer an der Schule, sagen würde, der in letzter Zeit nur noch über den Wahnsinn der Zahlen redete und wie sie ihn verfolgten und fertigmachten.
    Die Frau rückte ihr Seidentuch zurecht, so dass das übergroße Designerlogo besser zur Geltung kam. »Ich sage ihnen, das kommt daher, dass ich mache ihr Essen alles selber. Bestes Essen. Aus Import. Alles organiiisch!« Sie schaute zum Himmel auf. »Jetzt es wird regnen. Ich mag nicht Regen.«
    »Na ja, vielleicht können wir in den Naturwissenschaftsblock gehen …«, fing Sophie an, obwohl der Regen aufgehört hatte und es nicht so aussah, als ob er gleich wieder anfangen würde.
    »Ich mag nicht Naturwissenschaftsblock. Ich muss sprechen mit nette Englischmann. Uuuuutschiiitjel. Das ist Wort für ›Lehrer‹ in meiner Sprache.« So wie die Frau ihre Lippen kräuselte, als sie das Wort sagte, klang es nach einem hochinteressanten Job, viel spannender, als Sophie es sich jemals hätte vorstellen können, oder vielleicht sogar Mr Tweedie selber. »Aber zuerst … Liiipenstiiift. Bring mich irgendwohin, wo ich machen kann schön Gesicht.« Sie spitzte den Mund und warf Sophie einen verschmitzten Blick zu. »Du hast Zimmer, wo schlafen?«
    Zehn Minuten später stand Sophie immer noch vor ihrem eigenen Zimmer draußen. Die Frau brauchte erstaunlich lange, um ein bisschen Lippenstift aufzutragen. Schließlich stürmte sie zur Tür heraus, in eine Duftwolke gehüllt und mit entschlossener Miene.
    »Fotografie am Fenster«, sagte sie. »Ist dein Vater?«
    »Ja …«, erwiderte Sophie vorsichtig. Warum hatte die Frau sich in ihrem Zimmer umgesehen, statt ihr eigenes Gesicht im Spiegel zu betrachten?
    »Er lebt im Ausland?«
    Etwas in ihrer Stimme ließ Sophie mit der Antwort zögern. Sie hasste Fragen über ihren Vater, aber die direkte, unverblümte Art dieser Frau stieß sie noch mehr ab.
    »Nein. Er ist …«, fing sie zögernd an.
    »Tot?«
    Sophie nickte.
    Und das Seltsame war, dass die Frau dabei lächelte. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und stürzte den Flur entlang – sie dachte nicht daran, auf Sophie zu warten. Und dieser seltsame Ausdruck in ihrem Gesicht – beinahe triumphierend hatte sie ausgesehen!
    In Französisch passte Sophie an diesem Morgen überhaupt nicht auf. Der Traum von ihrem Vater und vom Winterwald, die Löcher in ihrem Pulli, die Mr Tweedie bemängelt hatte, die seltsame Russin … der ganze Tag hatte etwas Unwirkliches. Die assistante trällerte weiter vor sich hin, aber Sophie starrte aus dem Fenster auf die nassen Londoner Platanen und träumte sich in einen verschneiten Winterwald hinein. Es war so ungerecht, dass sie nicht nach St. Petersburg

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