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Woche voller Samstage

Woche voller Samstage

Titel: Woche voller Samstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Maar
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betrachtet hatte.
    »Einen Spazierstock? Wozu denn das?«, fragte Herr Taschenbier. »Langsam glaube ich, du spielst mir einen dummen Streich, und ich helfe dir auch noch dabei.«
    »Aber nein, Papa, wie kannst du nur so was denken«, sagte das Sams gekränkt. »Du brauchst den Spazierstock, damit du dir vom Bett aus das Körbchen mit der Knackwurst angeln kannst, wenn es durchs Fenster kommt. Du darfst doch nicht aufstehen.«
    »Wie soll das Körbchen denn kommen? Du redest Unsinn«, sagte Herr Taschenbier.
    »Natürlich kommt das Körbchen. Du musst nur ›Frau Grünkohl, Frau Grünkohl‹ rufen, wenn ich draußen pfeife«, erklärte das Sams eifrig.
    »Ich kann nicht ›Frau Grünkohl‹ rufen, sonst fühlt sich Frau Rotkohl beleidigt und kommt schimpfend ins Zimmer«, wehrte Herr Taschenbier ab.
    »Sie kann nicht ins Zimmer, ich habe abgeschlossen«, sagte das Sams. »Du musst ›Frau Grünkohl‹ rufen, sonst funktioniert die KBA nicht.«
    »Na gut«, sagte Herr Taschenbier. »Obwohl ich nicht an deine Knackwurst-Bring-Anlage glauben kann.«
    »Wirst schon sehen«, versprach das Sams und stieg aus dem Fenster.
    Herr Taschenbier hatte ungefähr eine Viertelstunde gewartet, als das Sams mit den Knackwürsten unter dem Fenster anlangte. Es zog den Korb zu sich heran und legte Brot und Wurst hinein. Dann steckte es zwei Finger in den Mund und pfiff.
    Herr Taschenbier oben im Bett hörte den Pfiff. Aber er traute sich nicht recht, »Frau Grünkohl« zu rufen. Ihm kam das Ganze zu lächerlich vor. Erst als das Sams unten vor dem Fenster immer lauter pfiff, sagte er sich: Wenn die Rotkohl das Pfeifen hört, schimpft sie sowieso. Also kann ich auch gleich rufen.
    Er holte tief Luft und schrie, so laut er konnte: »Frau Grünkohl, Frau Grünkohl!« Dann wartete er, ob nun irgendetwas geschehen würde.
    Kaum hatte er gerufen, stand auch schon Frau Rotkohl vor seiner Tür und schimpfte: »So eine Frechheit! Was erlauben Sie sich denn eigentlich noch alles, Herr Flaschenbier?« Dabei rüttelte sie an der verschlossenen Tür und drückte die Klinke hinunter.
    Und damit war die KBA in Gang gesetzt! Denn als Frau Rotkohl draußen die Klinke nach unten drückte, fiel drinnen der Stiefel herunter, der daraufgelegen hatte. Weil er an der Lampe festgebunden war, fiel er nicht zu Boden, sondern schwang an der Schnur zurück und stieß gegen den schräg gestellten Stuhl. Durch den Anprall bekam der Stuhl das Übergewicht und fiel gegen den Besenstiel. Der wurde beiseite geschleudert, und die Aktentasche, die gestanden hatte, stürzte zu Boden. Da das eine Ende der Schnur an der Tasche befestigt war und mit ihr nach unten gezogen wurde, stieg das Körbchen am anderen Ende in die Höhe und hing mit seinem knackigen Inhalt unter der Gardinenstange. Und Herr Taschenbier brauchte wirklich nur noch den Spazierstock zu nehmen und das Körbchen zu seinem Bett herüberzuziehen.
    Wenig später kam das Sams durch das Fenster geklettert und fragte: »War das nicht eine schöne KBA?«
    »Ganz erstaunlich«, musste Herr Taschenbier zugeben, der essend im Bett saß. »Allerdings hätte es genügt, wenn du einfach das Körbchen an einer Schnur hinuntergelassen und später wieder heraufgezogen hättest.«
    »Das stimmt schon«, gab das Sams zu. »Aber es hätte nicht halb so viel Spaß gemacht.«
    »Und nicht ein Viertel so viel Krach«, fügte Herr Taschenbier hinzu. Aber er war nicht ärgerlich dabei.
    »Bleibst du jetzt den ganzen Tag im Bett?«, fragte das Sams.
    Herr Taschenbier nickte.

    »Sehr gut«, lobte das Sams. »Ich werde spazieren gehen. Es ist mir zu langweilig hier. Immer im Zimmer. – Immer im Zimmer?«, wiederholte es. »Da habe ich ja gereimt, ohne es zu wollen. Ich bin ein so guter Dichter, dass ich sogar dichte, wenn ich nicht will.«
    »Ganz erstaunlich«, sagte Herr Taschenbier noch einmal, und das Sams kletterte aus dem Fenster, während es vor sich hin sang:
    »Immer im Zimmer,
    im immer Zimmer,
    Zimmer im immer,
    im Zimmer immer.«
    Es schlenderte die Straße entlang und spielte Fußball mit einer leeren Dose, die aus einem Mülleimer gefallen war. Es schepperte so schön, wenn die Dose gegen den Rinnstein oder gegen eine Hauswand knallte. Schließlich trat es zu heftig gegen die Dose, und sie flog im Bogen über einen Zaun.
    Eine Weile überlegte das Sams, ob es über den Zaun klettern und sein Spielzeug wiederholen sollte. Dann beschloss es, sich nach einer anderen Dose umzusehen, und ging weiter.
    Nach einigen Schritten

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