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Woche voller Samstage

Woche voller Samstage

Titel: Woche voller Samstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Maar
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Schreibtisch und schaute nachdenklich vor sich hin. Schließlich nahm er ein Stück Papier und schrieb mit dem Bleistift einige Worte untereinander. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf, strich alles wieder aus, was er sich notiert hatte, und dachte weiter nach.
    »Was machst du?«, fragte das Sams.
    »Ich überlege, was ich mir wünschen soll«, erklärte er ihm.
    »Es ist besser, ich gehe allein spazieren«, beschloss das Sams. »Dann kannst du ungestört nachdenken, und ich kann ungestört singen.«
    Herr Taschenbier nickte geistesabwesend.
    »Falls du ein Gedicht machen willst, wird es allerdings schwierig«, fuhr das Sams fort. »Denn auf ›Wunsch‹ reimt sich höchstens ›Punsch‹, und auf ›wünschen‹ reimt sich überhaupt nichts.«
    »Nein, danke«, sagte Herr Taschenbier lächelnd. »Punsch werde ich mir bestimmt nicht wünschen.«
    »Dann eben nicht«, meinte das Sams und kletterte aus dem Fenster.
    Herr Taschenbier saß den ganzen Nachmittag vor seinem Zettel und überlegte. Zwischendurch schrieb er, strich wieder aus, schrieb neue Worte hin, dachte weiter nach.
    Als das Sams am Spätnachmittag seinen Kopf durchs Fenster streckte und fragte: »Na, Papa, was wünschst du dir denn jetzt? Unzerreißbare Hosenträger oder ein Auge am Hinterkopf oder einen karierten Elefanten?«, blickte er von seinem Blatt auf und meinte:

    »Ich werde nie den richtigen Wunsch finden. Jedes Mal glaube ich, jetzt hätte ich das Richtige. Dann denke ich darüber nach, und schon scheint es mir das Falsche zu sein. Was nützt einem Geld, wenn man krank wird! Was nützen Gesundheit und hohes Alter, wenn man sein Leben in einem Gefängnis zubringen muss! Was nützt einem Freiheit, wenn man bettelarm oder blind ist! So geht das weiter. Ich muss noch mehr nachdenken.«
    »Dir wird bestimmt etwas einfallen«, tröstete ihn das Sams und kletterte wieder nach unten.
    Als es am Abend wiederkam, saß Herr Taschenbier strahlend auf seinem Bett.
    »Hast du dir etwas Schönes ausgedacht?«, fragte das Sams.
    Herr Taschenbier nickte.
    »Was ist es denn?«, wollte das Sams wissen.
    »Ich wünsche mir eine Wunschmaschine, die Wünsche erfüllen kann!«
    »Sehr gut! Sehr guter Wunsch!« Das Sams freute sich. Gleich darauf klingelte es draußen an der Wohnungstür. Frau Rotkohl klopfte an die Tür und sagte: »Herr Taschenbier, hier ist ein Paket für Sie abgegeben worden. Ich finde es sehr nett, dass so spät am Abend noch Leute klingeln. Darf ich es Ihnen ins Zimmer bringen?«
    Herr Taschenbier riss die Tür auf, nahm ihr das Paket ab und stellte es auf den Schreibtisch. Dann verschloss er die Tür. Als er die Schnur und das Einwickelpapier mit zitternden Fingern entfernt hatte, stand eine wunderschöne, metallglänzende Wunschmaschine auf der Schreibtischplatte. In ihrem Gehäuse spiegelte sich das entzückte Gesicht von Herrn Taschenbier wider.
    »Sehr schön!«, rief das Sams.
    »Wirklich sehr schön«, stimmte Herr Taschenbier zu. »Wo kann man sie anstellen?«
    »Überhaupt nicht«, sagte das Sams.
    »Überhaupt nicht? Wieso?«, fragte Herr Taschenbier empört.
    »Es gibt Wunschmaschinen mit Drehgriff und Wunschmaschinen, die man mit einem Druckknopf anstellt«, erklärte das Sams. »Du hast nur gesagt, dass du dir eine Wunschmaschine wünschst. Ich wusste nicht, welche Sorte es sein soll. So habe ich erst einmal die Maschine bringen lassen. Jetzt kannst du dir einen Drehgriff oder einen Druckknopf dranwünschen. Du hast ja noch einen Wunsch.«
    »Dann wünsche ich mir einen Druckknopf an die Wunschmaschine. Einen roten, damit man ihn besser sieht«, sagte Herr Taschenbier sofort. Aber mit der Maschine geschah nichts. Er ging um sie herum, das Sams aufgeregt hinterher. Von einem Knopf war nichts zu sehen. Herr Taschenbier versuchte es noch einmal.

    »Ich wünsche mir eine Wunschmaschine mit einem roten Druckknopf zum Anstellen«, sagte er laut und deutlich. Aber es kam kein roter Knopf an die Maschine und auch keiner in einer anderen Farbe. Herr Taschenbier schaute das Sams an und rief dann: »Du hast ja überhaupt keinen Punkt mehr! Kein Wunder, dass sich an der Maschine nichts rührt.«
    »Keinen Punkt?«, fragte das Sams. »Du hast doch gesagt, es wären noch zwei da!«
    »Es waren ja auch zwei.«
    »Wie sahen sie denn aus?«
    »Sie lagen ganz dicht beieinander. Der eine genau unter dem anderen.«
    »Ich habe es ja geahnt«, klagte das Sams. »Das waren nicht zwei Punkte. Das war ein Punkt, und zwar ein Doppelpunkt. Er gilt

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