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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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verkalkte, ihr helfen sollte, das Bestehende zu bewahren. »Warum machst du dir das Leben schwer«, hatte sie zu mir gesagt. »Lass dich treiben, was geschieht, muss geschehen, kämpfe nicht, lass dich einfach treiben.«
    Ich streckte die Hand nach dem leeren Haken aus und versuchte, mich entsprechend Schoschanas Methode treiben zu lassen. Ich würde das Schloss nicht auswechseln, ich würde zum Laden gehen, der Junge zum Kindergarten, und was geschehen musste, würde geschehen. Sollte Madonna doch kommen und klauen, außer zwei silbernen Kerzenleuchtern, die ich von meiner Mutter geerbt hatte, hatte ich nichts wirklich Wertvolles in dieses Haus mitgebracht, die meisten Dinge waren in unserer Stadtwohnung geblieben,die an niemanden vermietet worden war, denn wir hatten sie aus einer Laune heraus verlassen und befanden uns in einer Interimsphase, und für den Fall, dass wir in unsere Vergangenheit zurückkehren wollten, hätten wir wenigstens einen Platz. Während ich noch darüber nachdachte, was Madonna Böses planen könnte, fiel ein Sonnenstrahl auf den Gemüsekorb in der Küche, traf eine Kartoffel und ließ den Schlüssel aufleuchten, der in sie hineingesteckt worden war. Eins zu null für die Besucherin. Sie war aus dem Nirgendwo aufgetaucht, hatte uns etwas von unserer Ehre genommen und war verschwunden. Ich hätte es leichter ertragen, wenn sie uns Unterhosen oder einen Ring geklaut hätte.
    Trotzdem, Schoschanas Methode hatte funktioniert: Es hatte eine Bedrohung gegeben, wir hatten nichts dagegen unternommen, das Leben war weitergeströmt und wir mit ihm, und nun stellte sich heraus, dass es sich gelohnt hatte.
    »Komm, mein Schatz, wir müssen den Tag beginnen«, sagte ich zu Nadav.
    Er sprang hinter Dieben her, er schoss auf Verbrecher, er wählte eins null null auf seinem Plastiktelefon, sagte die Parole, mit der sich die Tür der Polizeistation öffnen ließ, und wollte seinen Vater anrufen, um ihm von den aufregenden Ereignissen zu berichten. Er hatte vergessen, dass sein Vater sich allen Aufregungen entzogen hatte, dass er auf der Suche nach Schweigsamkeit zu den Fischen gegangen war.
    »Nicht jetzt, wir sind schon zu spät dran«, sagte ich und ärgerte mich, dass er die Entscheidung akzeptierte, er stampfte nicht mit dem Fuß auf, er nahm die Tasche mit dem Essen und kreuzte die Riemen über seiner Brust. Er sollte nicht feige sein, das Leben rechnet nicht mit denjenigen, die sich nicht wehren und nicht kämpfen. DieHand, die er mir auf dem Weg zum Auto hinhielt, war weich und nachgiebig. Ich drückte seine Schulter, ich wollte, dass er sich wehrte und schrie, aber er drückte meine Hand nur fester. Der Rand eines weißen Blattes ragte aus unserem Briefkasten, ich zog ihn heraus und las: »Merket doch, ihr Narren unter dem Volk! Und ihr Toten, wann wollt ihr klug werden?« Auch aus den anderen Briefkästen ragten weiße Papierzungen. Nach der Erfahrung der alkoholgetränkten Nacht änderte der strafende Prophet, der bei uns auftauchte, nichts mehr. Ein freies Land. Jeder darf gegen alles protestieren. Ich zerknüllte das Papier und stopfte es in meine Tasche, Nadav stieg ins Auto, ich ebenfalls, wir machten die Türen zu, schnallten uns an, und ein Wiedehopf hüpfte über den Weg und reckte seine Krone. Ich fuhr los, und Nadav drückte seine Stirn an die Scheibe und rief dem Vogel zu: »Geh weg, sonst wirst du überfahren, nun flieg schon weg, kleine russische Hure.«

2
    »Habe ich schon Sünden, Mama?«, fragte Nadav.
    »Noch nicht mal eine Viertelsünde, du bist so unschuldig wie ein Vogel.«
    Er hob den Kopf und schaute den Vögeln am Himmel hinterher, dann senkte er ihn und betrachtete einen schnabeltragenden Unschuldigen, der in der Erde pickte, und als wir durch das Tor des Kindergartens traten, sagte er: »Ich rieche Brot.«
    Der Kindergarten befand sich nicht weit vom Laden, und der Brotschrank stand nur einen Schritt von der Tür entfernt, der Duft brauchte keine Schritte, er drang mit Leichtigkeit nach allen Seiten. Der Junge hängte seine Tasche an einen Haken, schaute mich an und sagte: »Heute bleibe ich bis vier Uhr hier, nicht wahr?«
    Ich küsste ihn mitten auf den Kopf. Sein Kopf war noch frei, und solange unser Verhältnis zum Himmel noch nicht geklärt war, gab es nichts Trennendes zwischen seinen Haaren und dem Himmel. Uns blieb noch ein Jahr, um uns mit der Frage herumzuschlagen, wie weit Gott in seiner Erziehung eine Rolle spielen sollte, und um eine entsprechende Schule für

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