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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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erhalten blieb, wäre es ihnen im Traum nicht eingefallen, ihn selbst zu übernehmen, und zwar mit Recht. Wie hätten sie einen Laib Brot oder einen Laib Käse schneiden können, während ihnen der geteilte Staat Israel schwer auf dem Herzen lag und sie Fahnen schwenkten und Regierungen in die Knie zwangen, bis sie ihre Wünsche erfüllten.
    Als Jonathan sah, wie Amjad Waschpulver im Lager aufräumte, sagte er: »Fehlt es an Arbeitslosen unter unseren eigenen Leuten? Nächstenliebe beginnt zu Hause.«
    »Ein leerer Magen tut allen weh, dem Magen ist es egal, was für einen Pass ein Hungernder hat«, fuhr ich ihn an. »Passt euch das nicht? Dann übernehmt das Geschäft doch selbst, von mir aus könnt ihr ihn verpachten, verkaufen, macht einen Laden für Büstenhalter daraus, eine Filiale des Siedlerrats oder was immer ihr wollt.«
    Es war nicht der Laden, der mich aufregte, mich bedrückten auch nicht die Armen der Stadt, ich empfand bitteren Neid auf ihre Jugend und ihre Begeisterung, die Welt zu ändern, eine Begeisterung, die ich in Tamars angespanntem Gesicht sah, im Aufleuchten ihrer Augen, in ihrem heiligen Eifer. Ich besaß nichts außer dem Jungen, für den ich mein Leben riskiert hätte. Mein Bruder Jonathan überlegte, was er mir antworten sollte, inzwischen trank er den Kaffee, den ich mit dem elektrischen Kocher für ihn zubereitet hatte, und aß Kekse, Tamar aß und trank nichts, vielleicht musste sie ja für eine Untersuchung nüchtern bleiben. Weil sie das Gefühl hatten, meinen Zorn besänftigen zu müssen,ließen sie das Thema Laden sein und erkundigten sich nach Nadav und Gideon. Tamar sagte: »Nun, hat Gideon schon beschlossen, was er mit sich anfangen will? Pass auf, am Schluss kehrt er noch reumütig zur Religion zurück, oder er wird zum Jünger irgendeines Buddhas.« Als wäre es eine Unterlassung, sich einen Gott aus dem existierenden Fundus anzueignen. Jonathan war vorsichtig, wenn es um die Dinge des Himmels ging, er fragte lediglich: »Nun, hast du dich daran gewöhnt?«
    »Ich tue mein Bestes.« Ich erzählte ihnen nichts von dem nächtlichen Ereignis und Madonnas Eindringen in mein Haus, sie hatten sich nach oben gewandt, und warum sollte man die Welt da oben mit den Ungelegenheiten von hier unten behelligen?
    Damals, als wir in einem Zimmer schliefen, die Betten im rechten Winkel zueinander, hatte Jonathan sich nach etwas Großem gesehnt. Er wollte groß werden, wachsen, sich dem Mossad anschließen und Nazis jagen. Unsere Mutter sagte, die beste Rache an den Nazis wäre es, rosige Wangen zu haben und nachts acht Stunden zu schlafen. In unserem Viertel gab es keine Nazis, aber Jonathan kniff sich in die Wangen, um sie rosig zu bekommen, und war bereit. Als er groß wurde, schloss er sich statt dem Mossad dem Dienst der Erlösung an. Nun begnügte er sich mit den Schlagzeilen der großen Zeitungen, er versuchte, seine Bemerkung über jüdische Arbeitslose und Arme zu korrigieren, und sagte: »Nun, Schwesterchen, wann sieht man dich mal bei uns?«
    Ich ließ nicht locker. »Wollt ihr, dass wir den Laden verkaufen?«
    Erschrocken hoben sie den Kopf. »Wieso denn das?«, riefen sie im Chor, als wäre der Laden so etwas wie ein ewiges Licht für unsere Eltern. Die Wohnung hatten sie sofort verkauft,aber der Fortbestand des Ladens war ein Denkmal aus Eiern und Milch.
    Tamar zog ihren Ärmel hoch und schaute auf die Uhr. »Wir kommen zu spät, Jonathan.« Er erhob sich, sie verabschiedeten sich hastig und verließen den Laden. Ihre Schritte waren energisch, sie wussten, wohin sie gingen, ich gehörte nicht dazu. Ich war nur drei Jahre älter als sie, trotzdem klaffte zwischen ihnen und mir ein Abgrund. Sie waren fünf Jahre verheiratet und hatten noch keine Kinder. Sie ließen sich behandeln, sie beteten, sie taten alles Notwendige.
    Die Sonne verließ den Eingang zum Laden, der Himmel war von einem polierten gläsernen Blau, und während der Himmel höher und das Blau über den Vierteln heller wurde, schnitt ich Würfel aus magerem Käse und packte sie in Frischhaltefolie. Amjad ging hinaus, um sich eine Zigarette anzuzünden, und der bläuliche Rauch mischte sich mit den Abgasen des Subaru, der vor dem Laden hielt. Ein Mann stieg aus und knallte die Tür zu, schaute nach rechts und sah niemanden, schaute nach links, sah einen Araber, stellte fest, dass seine Rettung weder von rechts noch von links kommen würde, betrat den Laden und fragte, wo die Feigenstraße sei, die Adresse eines

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