Wölfe der Träume (German Edition)
zu gefallen. Zumindest sah sie begeistert aus.
Die Schwerter trafen sich immer öfter und Alex merkte, wie sie immer stärker statt schwächer wurden. Sie geriet in Raßerei. Das war ihm selbst schon mehrfach im Kampf passiert. Man schaltete alles um sich herum aus und konzentrierte sich nur noch auf eine Sache: den Feind.
Es fiel ihm immer schwerer, sich zu verteidigen und die oberflächlichen kleinen Wunden, die sie ihm zubrachte, zehrten auch an seinen Kräften. Dann war er nur für einen kurzen Moment unachtsam und sie stieß wie im Rausch zu.
Ein brennender Schmerz durchfuhr ihn und er sah verwundert auf ihr Schwert, an dem sein Blut nach unten lief. Sie hatte seine Brust getroffen. Gute drei Zentimeter waren in seinem Fleisch verschwunden und er war froh, dass sie lebenswichtige Organe verfehlt hatte. Lunge und Herz waren in Ordnung.
»Scheiße.« Er sah ihr bei diesem ernüchterten Ausruf in die Augen. Es war, als würde sie eben aus einem Traum aufwachen und erst jetzt richtig realisieren, was sie getan hatte. Ann ließ das Schwert fallen und wurde kreidebleich.
Gerade als er sie beruhigen wollte, kam Cass herein und blieb mit einem leisen Aufschrei in der Tür stehen. Ah. Seine Verbündete. Vielleicht sollte er die Situation ausnutzen, um Ann ein schlechtes Gewissen zu machen. Er wusste, wie fürsorglich Frauen waren, vor allem, wenn sie an einer Verwundung schuld waren, und ging in die Knie. Mit einem theatralischen Stöhnen.
»Großer Gott. Alex, du blutest ja!« Sie lief zu ihm und kniete sich neben ihn. Mit ihren kleinen Händen versuchte sie, die Wunde abzudrücken und sah dann ernst zu Ann. »Annika, schnell. Hol den Arzt!« Sie verlies rennend den Raum. Oh ja. Jetzt würde sie sicher nicht mehr nein sagen, wenn er sie mit zu sich nehmen wollte.
»Wie zum Teufel ist das passiert?« Cass übte etwas mehr Druck auf seine Brust aus, damit die Blutung schwächer wurde und er nicht zu viel davon verlor.
»Wir haben etwas trainiert.« Sie runzelte die Stirn, als er sich aufsetzte und Annika nachsah. Dann nahm er ihre Hände von seiner Brust und sah sich die Wunde etwas genauer an. Sie blutete zwar relativ stark, aber ansonsten war alles gut.
»Wenn wir trainieren passiert sowas nicht. Nimm Josis Blut.« Er schüttelte den Kopf und ließ sich wieder auf den Boden nieder. Dann legte er ihre Hände wieder auf seine Brust und zwinkerte ihr zu. Im gleichen Moment kam Annika mit dem Arzt rein. Das ging aber schnell. Sobald Alex sie gesehen hatte, wurde er richtig wehleidig und Cass schien ihn langsam zu verstehen. Sie nickte fast unmerklich und rückte etwas von ihm ab, damit sich der Arzt um die Wunde kümmern konnte. Auch Jonathan und Mark waren in das Zimmer gekommen und sahen sich nun verwundert um. Neben Alex lag ein sauberes Schwert, dass von Annika war zumindest an der Spitze blutig. Beide Männer gingen sofort auf Abstand zu ihr und stellten sich hinter Cass. Hatten die etwa Angst vor Annika? Diese Weicheier. Der Arzt entschied sich erst einmal für einen Druckverband und bat die beiden Männer, den Verwundeten in das Behandlungszimmer zu tragen.
So halfen Jonathan und Mark Alex die Treppen hinauf ins Arztzimmer, wo sie ihn vorsichtig auf der Liege ablegten. Als Ann das Zimmer betrat, konnte er deutlich riechen, dass die Männer eine leichte Panik bekamen. Lag es daran, dass sie eine Hexe war oder dass sie ihn so schwer verletzt hatte?
Im grellen Licht des Zimmers sah sich der Arzt die Wunde genauer an und nähte sie schließlich mit vier Stichen. Alex zuckte nicht bei einem einzigen Stich zusammen. Die Werkzeuge, die sie früher im Krieg für solche kleineren Verletzungen hatten, waren mit denen von heute nicht einmal ansatzweise zu vergleichen.
Als der Arzt fertig war, bat Annika die anderen, sie für einen Moment allein zu lassen. Also verließ der Arzt mit Cassandra und den beiden anderen Männern den Raum. Wie sie allein waren, kam Annika etwas näher zur Liege und stotterte eine Entschuldigung zusammen, die ihr wirklich schwer von den Lippen zu kommen schien. Alex packte daraufhin einfach ihren Arm und zog sie zu sich auf die Behandlungsliege. Sie war bedeutend leichter, als sie aussah.
»Hör auf Alex!« Er nahm sie in den Arm und küsste sie leidenschaftlich. Wenn sie ihn später fragen würde, was er sich dabei gedacht hätte, könnte er immerhin noch sagen, dass es an dem Schmerz der Verwundung gelegen hatte. Aber wenn er ehrlich war, bewunderte er sie und der Kampf hatte ihn ...
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