Wölfe der Träume (German Edition)
antwortete.
»Nichts wirklich Wichtiges. Das wird ganz schnell gehen.« Also unterdrückte sie ihre Neugier und sah aus dem Fenster. Die Fahrt dauerte etwas länger als sie gedacht hatte und sie träumte mit offenen Augen vor sich hin, bis sie erkannte, in welcher Gegend sie sich befanden. Das konnte doch nicht sein. Sie hatte ihm nichts gesagt, also wie konnte er wissen, wo er hinfahren musste? Oder war das nur purer Zufall?
Spätestens als sie vor dem großen Haus hielten, das ihr immer wieder einen Schauer über den Rücken laufen ließ, sah sie ihn grimmig an.
»Was machen wir hier?« Das erste Mal, seit sie ins Auto gestiegen waren, sah er sie an.
»Wir kümmern uns um deinen Fluch. Steig aus.« Sie hielt ihn zurück.
»Woher wusstest du, wo sie wohnt? Ich habe dir nichts erzählt.« Er grinste selbstgefällig.
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich gewisse Verbindungen habe. Und ich nutze sie, wenn ich kann.« Er löste ihren Griff von seinem Arm und stieg aus. Iwan hielt ihr die Tür auf. Sie konnte nicht aussteigen und dieser Dämonin gegenübertreten. Ihre Beine zitterten ja jetzt schon, ohne dass sie ihr Gewicht tragen mussten.
»Gestern kamst du mir nicht so feige vor. Vielleicht war das doch nur ein Glückstreffer.« Wut überschattete ihre Angst einen Moment und trotzig stieg sie aus. Wenn er dachte, dass sie auf so etwas reagierte, dann hatte er recht. Mist.
Zusammen gingen sie zur Haustür und wurden von einem grimmig dreinblickenden Dämon hereingelassen.
»Die Herrin ist im großen Salon und erwartet sie bereits.« Diese wenigen Worte hörten sich in Annikas Ohren wie Totengeläut an.
Joel und Shirin trainierten an diesen Morgen allein, was sie schon überaus merkwürdig gefunden hatte. Und dann kamen immer wieder irgendwelche zweideutigen Kommentare von ihm, die in eine eindeutige Richtung wiesen. Es war zum Verzweifeln. Wie oft musste sie ihn noch abweisen und ihm irgendwelche Lügen auftischen, bevor er kapierte, dass er einfach keine Chance bei ihr hatte?
Als seine Hand ausversehen auf ihrer Brust landete, riss ihr Geduldsfaden und sie zischte ihn an: »Nimm deine Hände von mir!« In einem etwas ruhigeren Ton fügte sie hinzu: »Bitte sieh in mir nicht die Frau, sondern deinen Bodyguard. Ich werde dein Bett nicht teilen und ich werde dir auch sonst keine Freiheiten gewähren. Also nimm dir irgendeine andere Frau fürs Bett.«
Joel war wie vor den Kopf gestoßen. Wie konnte sie ihn mit diesen Worten so tief verletzen? Ohne die Miene zu verziehen, sagte er: »Keine Angst. Ich muss blind gewesen sein, als ich dich anziehend fand. Keine Sorge. Ich werde dich nicht mehr belästigen.« Und das würde er auch nicht. Seine Taktik würde sich ändern müssen.
Sie fuhren mit dem Training fort und es überraschte ihn immer wieder, wie ähnlich sich Amam und Shirin in Kraft und Kampfstil waren. Aber wenn sie wirklich Geschwister waren, konnte es ja nicht anders sein. Joel schlug kräftig zu. Plötzlich gab ihr Arm nach und das Schwert schnitt ihr in den Oberarm.
»Was sollte das denn? Warum hast du einfach nachgegeben?« Er warf das Schwert von sich und drückte ihr die Hand auf den Arm. Dann zerrte er sie zu Doro. »Sie hat sich beim Training verletzt.« Doro sagte nichts sondern verband sie schweigend und mit grimmiger Miene. Was war hier los? Er nahm sich ein Tuch und ging an die Tür.
»Ich mach das Blutbad im Trainingsraum sauber.« Als er draußen war, lehnte er die Tür nur an und lauschte.
»Du bist wirklich ein dummes und unvernünftiges Mädchen. Ich hab dir gesagt, dass du deinen Arm schonen sollst und du trainierst einfach weiter.« Dann entstand eine kurze Pause. »Amam war nicht so dumm.« Shirin stieß ein undamenhaftes Schnaufen aus.
»Ich hasse Amam. Wäre er nicht gewesen, hätte ich keine Probleme. Es ist alles seine Schuld.« Joel erstarrte. Dann ging er in den Trainingsraum. Jetzt wurde ihm plötzlich alles klar. Amam war nicht ihr Bruder, sondern ihr Liebhaber.
Deswegen war sie damals nackt in seinem Zimmer und hatte keine Bekleidung dabei. Hatte Amam sie gefangen gehalten? Nun wurde ihm auch klar, warum sie keine Männer mochte. Sie wurde, von Amam gewaltsam genommen. Ihm wurde übel. Aber er kannte Amam schon so lange. So etwas hätte er ihm nie zugetraut. Obwohl er ihn überhaupt nicht richtig kannte.
Evelyn erhob sich bei ihrem Eintreten von ihrem Sofa. Ihr langes Kleid floss förmlich an ihrem schlanken Körper herab. Ihr langes weißes Haar war mit
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