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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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bekam?«
    »Das würde ich nicht sagen. Sie hat zwar ein bisschen geheult, dann aber verabredete sie sich für den Abend mit ihren Freundinnen.«
    Ich runzelte die Stirn, als ich das hörte.
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«, fragte Sam und kehrte zu seiner Liste mit Fragen zurück.
    »Am Freitag. Sie wollte nach der Arbeit ausgehen – jemand hatte Geburtstag, glaube ich. Sie hat sich ziemlich darauf gefreut. Sie wollte ausgehen und jemanden aufreißen.«
    »Haben Sie sie aus dem Haus gehen sehen?«
    »Ja. Sie hatte sich total aufgetakelt; sie sah toll aus. Ich weiß noch, dass ich dachte, dass sie in diesem Look bestimmt jemanden aufreißen wird.«
    »Aber sie kam nicht nach Hause?«
    »Ich war das Wochenende über bei Freunden in York. Als ich am Sonntagabend zurückkam, wusste ich sofort, dass sie in der Zwischenzeit nicht heimgekommen war. Die Klamotten, die sie durchprobiert hatte, bevor sie losgezogen war, lagen immer noch auf dem Bett.«
    »Und dann haben Sie die Polizei verständigt?«
    »Ich habe ihr eine SMS geschickt und sie angerufen, aber ihr Handy ist ausgeschaltet. Ich hatte noch überlegt Vaughn anzurufen, aber dann dachte ich mir, dass sie vielleicht bei irgendeinem anderen Kerl ist. Ich wollte ihn nicht mit reinziehen.« Lindsay stellte die leere Tasse auf den Tisch und sah demonstrativ auf die Uhr.
    »Tut mir leid«, sagte Sam. »Nur noch eine Frage. Wann genau haben Sie ihr Verschwinden gemeldet?«
    »Ich habe sie gleich heute Morgen angerufen. Bei Arnold and Partners, da arbeitet sie. Ich wollte mich vergewissern, dass es ihr gut geht, immerhin hatte sie nichts mitgenommen, keine Klamotten oder so … Man sagte mir, sie sei nicht zur Arbeit gekommen – sonst ist sie immer sehr pünktlich. Die Frau, mit der ich gesprochen habe, hat sich große Sorgen gemacht, als ich ihr sagte, dass ich sie seit Freitag nicht mehr gesehen hätte. Daraufhin habe ich die Polizei verständigt.«
    »Wissen Sie noch, mit wem Sie gesprochen haben?«
    »Ich glaube, sie heißt Cheryl. Soweit ich mich erinnern kann, hat Audrey mal von ihr erzählt. Wenn ich mich nicht täusche, verstanden sie sich ganz gut. Cheryl sagte, sie hätte sie zum letzten Mal gesehen, als sie am Freitagabend den Hügel hinaufgegangen war. Sie wollte nicht auf ein Taxi warten. Sie ging zu Fuß nach Hause.«
    »Können wir jetzt bitte zum Revier fahren?«, fragte ich, als wir wieder im Auto saßen.
    Sam saß ganz still da. Bisher hatte er den Motor noch nicht angelassen; er hatte die Hände auf dem Lenkrad und starrte vor sich hin.
    »Sam?«
    »Willst du nicht mit Cheryl reden?«, fragte er mich. Seine Augen glitzerten vor Begeisterung. Ich hatte ihn noch nie zuvor so gesehen. Hatte er so auch bei unserem ersten Treffen ausgesehen, als wir in der Stadt Kaffee getrunken hatten? Damals war ich misstrauisch gewesen – vielleicht hatte er seine Begeisterung ja auch gut versteckt.
    »Ich will mich vergewissern, dass auch wirklich nach Audrey gesucht wird«, sagte ich.
    »Ruf doch noch mal an«, sagte er und ließ endlich den Motor an. »Sollte irgendwer rangehen, setze ich dich sofort ab.«
    Natürlich ging immer noch niemand ran. Sie saßen vermutlich alle beim Morgenmeeting, an dem auch ich teilnehmen sollte. Ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn ich nicht bei der Arbeit erschien. Ob es überhaupt jemandem auffiel?
    Das Büro von Arnold and Partners nahm den gesamten zweiten Stock eines Gebäudes hinter dem Market Square ein – mit Blick auf den Bingosaal, der früher, in meiner Jugend, ein Kino gewesen war. Wir fanden einen Parkplatz und gingen zum Gebäude hinüber.
    »Ist das immer so bei dir?«, fragte ich. »Läufst du immer herum und gehst den Leuten auf den Wecker?«
    »Ich gehe niemandem auf den Wecker«, sagte er. »Oder etwa doch?«
    »Hmm.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ich konnte das Dach der Polizeiwache am Fuße des Hügels sehen, ein Betonklotz aus den Sechzigerjahren, von dem unzählige Antennen und Übertragungsmasten in den Himmel ragten.
    »Normalerweise wäre ich jetzt bei der Redaktionskonferenz«, sagte er. »Aber heute habe ich frei; es wird mich also niemand vermissen.«
    »Und warum machen wir das an deinem freien Tag?«
    Er blieb stehen und sah mich an. »Langsam glaube ich, ich hätte dich gleich am Revier absetzen sollen.«
    »Ich auch.«
    Wir starrten einander an.
    »Willst du mir nicht helfen, Audrey zu finden?«, fragte er.
    »Es ist nicht deine Aufgabe, Audrey zu finden!«,

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