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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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platzte ich heraus. »Warum überlässt du das nicht der Polizei, die kümmert sich doch schon drum?«
    »Ich wette, die sind noch nicht so weit gekommen wie ich«, sagte er noch immer völlig ruhig.
    »Die können auch nur weiterkommen, wenn sie Informationen kriegen«, sagte ich. »Ich hätte ja ein paar wichtige Details, aber leider verplempere ich momentan meine Zeit vor einem Bürogebäude mit Nancy Drew .«
    An seinem Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass er keine Ahnung hatte, wer Nancy Drew war. »Oder mit den Hardy Boys oder wie immer die heißen«, fügte ich lahm hinzu.
    »Du musst ja nicht mitkommen«, sagte er. »Ich kann dich gerne nachher wieder abholen, wenn du willst. Schick mir einfach eine SMS. Oder – was auch immer.«
    »Gut«, sagte ich, winkte ihm zum Abschied, stampfte den Hügel hinunter und versuchte, selbstbewusst und entschlossen zu wirken.
    Als ich ankam, war das Morgenmeeting gerade vorbei. Trigger und Kate kamen lachend und plappernd ins Büro und bemerkten nicht einmal, dass ich an meinem Schreibtisch saß. »Habe ich viel verpasst?«, fragte ich schließlich, weil ich mich selbst vergewissern wollte, dass ich noch vorhanden war und unter den Lebenden weilte.
    »Ach was«, sagte Trigger. »Der DI hat sich total aufgeregt, weil heute Nachmittag vielleicht der Chef persönlich aufkreuzt. Da heißt es Schreibtisch aufräumen und Krawatte um den Hals, verstehst du. Übrigens, willkommen zurück! Geht’s dir – äh – gut?«
    Als hätte ich eine Grippe oder so gehabt und wäre krank zu Hause gelegen.
    »Danke«, antwortete ich. »Es geht mir schon wieder viel besser.«
    Kate lief nach nebenan, wahrscheinlich um ihre Kolleginnen zu einer Kaffeepause zusammenzutrommeln.
    Ich loggte mich ein, rief die Notrufprotokolle auf und suchte nach Lindsay Brown und der Adresse, an der ich und Sam heute Morgen Tee getrunken hatten.
    ANRUFERIN MELDET, IHRE FREUNDIN SEI DIESES WOCHENENDE NICHT NACH HAUSE GEKOMMEN
    *
    FREUNDIN HEISST AUDREY MADISON, 36 JAHRE ALT, DUNKELBRAUNE HAARE, BLAUE AUGEN, 165 CM, MOBILNUMMER 0 76 70 21 22 12
    *
    AUDREY WAR AM FREITAGABEND MIT FREUNDINNEN AUS UND WURDE SEITDEM NICHT MEHR GESEHEN – AM ARBEITSPLATZ HEUTE NICHT ERSCHIENEN
    *
    HANDY IST AUSGESCHALTET
    *
    AUDREYS FREUND, KORREKTUR, EXFREUND HEISST VAUGHN BRADSTOCK, WOHNHAFT IN BRIARSTONE, TELEFONNUMMER 0 76 72 39 29 13
    *
    REPORT AN INTEL, ABTEILUNG SCHWERVERBRECHEN – ANRUFERIN WURDE BELEHRT
    Das war’s auch schon. Das war im wahrsten Sinne des Wortes alles. Sonst stand nichts im Bericht. Was natürlich nicht bedeutete, dass nichts weiter unternommen worden war, sondern nur, dass die Datei nicht mehr aktualisiert wurde seit – ich sah erneut auf den Bildschirm – 9:15 Uhr heute Morgen.
    Und noch etwas ging mir nicht aus dem Kopf. Keith Topping hatte gesagt, sie seien mit der automatischen Nummernschilderkennung nicht weit gekommen, weil es an den richtigen Stellen keine Überwachungskameras gebe und das Zeitfenster einfach zu groß sei, um alle Daten auszuwerten. Doch das jetzige Zeitfenster war viel kleiner – und auf der Hauptstraße, die vom Market Square wegführte, war eine Überwachungskamera installiert.
    Ich öffnete das Programm für die Nummernschilderkennung und füllte den Fragebogen aus. Das Feld für das Nummernschild des Wagens ließ ich frei. Ich begrenzte den Suchlauf auf eine einzige Kamera – die an der Baysbury Road Richtung Norden. Und auf die Uhrzeit – wann hatte Cheryl Dann sich von Audrey verabschiedet?
    Ich holte mein Handy heraus und schickte Sam eine Nachricht.
    Frag Cheryl, wo und um wie viel Uhr sie sich von Audrey verabschiedet hat. Dringend. A.
    Während ich auf die Auswertung wartete, trug ich versuchsweise eine Zeit ein, einfach um zu sehen, was das Programm ausspuckte: von dreiundzwanzig Uhr bis Mitternacht. Ich hatte nur eine Stunde und eine Kamera eingetragen, trotzdem reagierte das System, als hätte ich es zur Schwerstarbeit gezwungen. Der Lüfter im Rechner begann bedenklich zu surren. Ich öffnete das Nationale KFZ-Register in einem anderen Fenster und suchte nach Fahrzeugen, die auf Mr. Colin Friedland in Briarstone zugelassen waren. Als meinen Vorgesetzten gab ich DI Frost ein.
    Er fuhr offenbar einen blauen Ford Fiesta.
    Eineinhalb Minuten später startete ich die Nummernschilderkennung: 1.759 Treffer. Ich gab das Kennzeichen von Colins Fiesta ein.
    Kein Ergebnis.
    Mein Handy piepte. Sam hatte geantwortet.
    Mitternacht, sie ist die Baysbury Road hinaufgelaufen.

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