Wofür schlägt dein Herz?
Werbepartner war Alex ein echter Volltreffer. Er verkörperte den Zeitgeist einer Generation, in der die Maxime höher, schneller, weiter galt.
Alex wollte sich gerade abwenden, um ins Haus zu gehen, als Eli Steeles schwarzer Sportwagen in der Einfahrt auftauchte. Mit einem breiten Lächeln ging Alex auf seinen PA zu. Eli war nicht nur ein exzellenter Mitarbeiter, er hatte auch noch ein Faible für heiße Schlitten. Wäre es anders, hätte er ihn nicht eingestellt.
„Ich nehme an, die neue Physiotherapeutin ist schon vom Hof?“, stellte er fest, nachdem er ausgestiegen war. „Wie ist es gelaufen?“
„Bestens“, versicherte Alex und klopfte seinem Freund und Assistenten kameradschaftlich mit dem gesunden Arm auf den Rücken. „Du hast deinen Job ausgesprochen gut gemacht.“
Eli fuhr sich mit der Hand durch das dichte schwarze Haar. „Also ist sie mit an Bord?“
„Ich habe mit offenen Karten gespielt und ihr erklärt, dass ich bis zum vierten Rennen wieder fit sein muss. Das sind zwar drei Wochen weniger als vom Teamarzt verordnet, aber so habe ich die besten Chancen, meinen Titel zu verteidigen.“
„Und sie kann sich damit arrangieren?“, fragte Eli leicht skeptisch.
„Gab es daran auch nur den leisesten Zweifel?“
„Offensichtlich nur von meiner Seite aus.“
Alex sah ihn eindringlich an. „Was soll das heißen?“
„Versteh mich nicht falsch. Ich bin davon überzeugt, dass sie ihr Handwerk versteht und großartige Arbeit leisten wird. Aber nach allem, was ich noch von ihr gehört habe, zeichnet sich Libby Henderson vor allem durch einen eisenharten Willen aus. Darum kann ich kaum glauben, dass sie sich so leicht geschlagen gegeben hat.“
Das musste Alex erst einmal verdauen. „Du scheinst gar nicht glücklich darüber zu sein, sie auf unserer Seite zu sehen.“
„ Du bist es, der Rennen fahren will“, gab Eli zurück, „und du bist es, der um jeden Preis siegen will. Dass du Schmerz aushalten kannst, steht außer Frage. Aber dies ist nicht das erste Mal, dass deine Schulter betroffen ist, Alex. Du riskierst nicht nur, dass es beim nächsten Zwischenfall viel länger als sechs Wochen dauert, um dich wiederherzustellen. Möglicherweise trägst du sogar dauerhafte Schäden davon, die dich ganz von der Rennpiste verbannen.“
Darauf wandte Alex sich ab und starrte blicklos auf die Wand, die mit gerahmten Schnappschüssen seiner Siege gepflastert war. Darunter standen auf Sideboards und in Glasvitrinen etliche glitzernde Pokale – lauter Trophäen seiner besonderen Begabung und seines legendären Muts.
Seine Lieblingsauszeichnung jedoch war eine handgefertigte Medaille aus einem billigen Schlüsselring und der Speiche eines Rennreifens. Diesen Glücksbringer hatte er vor etlichen Jahren von seinem Mentor bekommen. Dem Mann, dem Alex alles verdankte: Carter White.
Selbstvertrauen, Courage, Disziplin und Durchhaltevermögen.
Carter hatte das überragende Talent des rebellischen Teenagers erkannt und Alex weit mehr gegeben als seine Unterstützung im Rennsport. Er war ihm zur väterlichen Identifikationsfigur geworden, die Alex in seinem eigenen Erzeuger nie gehabt hatte.
Abrupt ging er zum Schreibtisch hinüber und nahm eines der Dokumente in die Hand, um die es morgen in der Videokonferenz gehen würde. Das neue trendige Alex-Wolfe-Logo sprang ihm förmlich ins Auge. Jeder, der geschäftlich an dieser Werbekampagne beteiligt war, spekulierte momentan aufgeregt, wie es auf dem Weltmarkt ankommen würde.
Eli war einer der führenden Ideengeber für das Label gewesen und immer dabei, neue Genieblitze und Strategien zu entwickeln. Und er war ein Erster-Klasse-Freund. Sie kannten sich zwar erst seit drei Jahren, trotzdem stand Eli ihm näher als jeder seiner Brüder. Nicht, dass Alex ihnen daraus einen Vorwurf machte. Wenn jemand die Schuld daran trug, dann allein William Wolfe, der despotische Patriarch, der seine eigene Familie zerstört hatte.
Möge er in der Hölle schmoren!
Alex schnitt eine angewiderte Grimasse und schüttelte den Kopf. Viel zu viel hatte er sich in der letzten Zeit mit diesem unerfreulichen Thema befasst. Doch irgendwie ließ es sich einfach nicht vermeiden.
Ausdruckslos starrte er auf das Blatt Papier in seiner Hand, während er daran dachte, was es ihn gekostet hatte, Annabelles Mail zu beantworten, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war.
Großartig, von Jacobs Rückkehr und Nathaniels bevorstehender Vermählung zu hören. Kann kaum glauben,
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