Wofür schlägt dein Herz?
dass der Bengel schon alt genug ist, den Knoten zu knüpfen. Werde mich bald wieder melden. Hoffe, dir geht es gut. In Liebe … Alex.
Natürlich hatte er darüber nachgedacht, sie anzurufen. Aber er wusste, dass sie E-Mails bevorzugte. Nicht, dass seine Schwester und er überhaupt nie miteinander sprachen, aber wenn, dann ganz sicher nicht über jene Nacht. Und auch nicht darüber, was von dem neugierigen, lebensfrohen Mädchen übrig geblieben war, das den Fehler gemacht hatte, sich wenigstens einmal so amüsieren zu wollen wie ihre Schulkameradinnen.
Alex setzte sich in den ledernen Schreibtischsessel und bekam nur mit halbem Ohr mit, was Eli sagte.
„… Ich bin sicher, das hat Libby Henderson dir auch erklärt.“
Offenbar sprach Eli immer noch über die Gefahr einer bleibenden Einschränkung, sollte er die Reha nicht ernst genug nehmen. Alex zwang seine Gedanken zurück in die Gegenwart. „Dass ich meine Übungen regelmäßig machen und beibehalten soll, um nichts zu riskieren …“, leierte er herunter.
„Was geschehen würde, wenn du deine Renntätigkeit zu früh wieder aufnehmen solltest“, ergänzte sein Assistent.
„Ach, hör auf mit der Unkerei! Ich war doch ganz brav bis jetzt, oder?“
Als Eli den Blick senkte und die Narbe an seinem Handgelenk rieb – wie immer, wenn ihm etwas auf der Seele brannte –, seufzte Alex gereizt und sagte: „Na los, spuck es schon aus!“
„Ich glaube, ich bin einfach nur enttäuscht, dass Libby Henderson nicht einmal versucht hat, den Kampf mit dir aufzunehmen.“
Wenn er ehrlich war, musste Alex zugeben, dass er ebenfalls genau das von ihr erwartet hätte. Irgendwie war die ganze Angelegenheit viel zu glatt über die Bühne gegangen. „Geld ist eben ein starker Motivator“, führte er an und hörte selbst den verächtlichen Unterton in seiner Stimme. „Mit dem Batzen Kohle in der Tasche und der Aussicht auf die Annehmlichkeiten, die ich ihr versprochen habe, wäre sie ein ausgemachter Dummkopf, wenn sie die einmalige Chance nicht ergreifen würde.“
„Trotzdem hätte ich bis eben noch Stein und Bein geschworen, dass sie sich von Geld ebenso wenig beeindrucken lassen würde wie du.“
„Wie kommst du darauf?“
„Willst du etwa sagen, dass du nicht weißt, wer sie ist? Respektive war ?“
„Keine Ahnung.“
„Elisabeth Henderson war vor einigen Jahren mehrfache Surf-Weltmeisterin.“
Dunkel erinnerte Alex sich daran, dass ihm diese undefinierbare Aura eines Siegers an ihr aufgefallen war. Auch der entschlossene Ausdruck in den wundervollen bernsteinfarbenen Augen sprach für einen Siegertyp, ganz zu schweigen von der silberblonden Mähne und dem sonnengebräunten Teint … beides Attribute, die das perfekte Surfer-Girl auszeichneten!
Na wunderbar! Dann passt ja alles noch besser zusammen!
„Ich hatte tatsächlich nicht die leiseste Ahnung“, gestand er. „Aber Wassersport war noch nie mein Ding.“ Hatte er das nicht auch schon Libby gegenüber geäußert? „Und für Frauensport habe ich mich auch nie besonders interessiert. Werden Surf-Weltmeisterschaften von Frauen überhaupt im Fernsehen übertragen?“
„Für einen smarten Typen bist du ein ganz schöner Chauvinist, mein Freund“, erwiderte Eli nicht unfreundlich und griff nach dem Dokument auf dem Schreibtisch.
„Das verletzt mich zutiefst“, behauptete Alex. „Aber keine Sorge, wenn Libby Henderson tatsächlich so tough und entschlossen ist, wie du behauptest, kann das meinem Heilungserfolg doch nur zuträglich sein, oder?“
Ohne darauf zu antworten, richtete Eli seine Aufmerksamkeit auf das Schriftstück in seiner Hand.
Das ärgerte Alex. „Warum hast du mir nicht schon vorher von Libby Hendersons Hintergrund erzählt?“
Sein Assistent schaute nicht einmal hoch. „Ich wollte, dass du ihr ganz unvoreingenommen begegnest.“
„Ich wüsste nicht, was für einen Einfluss ihre verflossene Sportlerkarriere auf mein persönliches Urteil über sie haben könnte.“ Als Eli sich immer noch weigerte, ihn anzuschauen, spürte Alex ein nervöses Kribbeln im Nacken. Gab es vielleicht noch etwas an seiner neuen Physiotherapeutin, mit dem sein Assistent hinterm Berg hielt?
Maßgeblich für eine Einstellung waren ihre medizinischen Fähigkeiten gewesen, darum interessierte er sich auch nur mäßig für Libbys persönlichen Hintergrund. Ihr erstes kurzes Treffen hatte gereicht, um ihn neugierig auf die ehemalige Surf-Prinzessin zu machen, die ihren Sportthron so einfach gegen
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