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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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weshalb er Daphne und Marcus angegriffen hatte, blieb ein Rätsel. Unter großer Neugier und vielen Mutmaßungen wurde der Mann auf dem Armenfriedhof beigesetzt, in Charles’ Augen ironischerweise genau neben der Frau, deren Leichnam am Strand gefunden worden war. Das Grab hatte keinen Stein mit Namen oder sonst einem Zeichen, was es von den anderen unterschied, aber Charles wusste, dass er die Stelle nie vergessen würde. Wie Raouls Todesschrei würde sie ihn nie loslassen.
    Julian und Nell waren in Begleitung eines inzwischen genesenen Marcus am Tag nach dem Begräbnis abgereist. Die beiden Herren wären gerne noch geblieben, um die Geheimtreppe zu erkunden, aber Nell sehnte sich nach ihren Kindern.
    Mit der Abreise der Gäste kehrte das Leben auf Beaumont Place fast wieder in geordnete Bahnen zurück. Aber nur fast. Die Treppe mit den zahllosen Gängen, die davon abzweigten, musste noch näher untersucht werden, und dann war da auch noch die zugemauerte Kammer … wenigstens
war Adrian davon überzeugt, dass etwas hinter den Steinen war.
    Drei Tage nach der Beerdigung bestand Adrian dann darauf, dass die Mauer eingerissen werde. Die alten Schießscharten waren geöffnet worden, und Laternen und Fackeln brannten in allen Wandhaltern in der Nähe. Zusammen mit dem Tageslicht von draußen sorgten die künstlichen Lichtquellen innen zwar nicht für strahlende Helligkeit im Treppenhaus, aber es war auch nicht mehr in undurchdringliche Finsternis gehüllt.
    An diesem sonnigen Morgen machte sich Charles, während Adrian seine Handwerker sammelte und sich anschickte, der Mauer zu Leibe zu rücken, auf die Suche nach Goodson. Er fand den Butler schließlich im Anrichteraum, wo er Silber polierte. Charles betrachtete ihn einen Moment.
    Goodson bemerkte Charles und schaute ihn erstaunt an. »Haben Sie geläutet, Sir? Es tut mir leid, aber ich habe es nicht gehört.«
    »Nein, ich habe nicht geläutet«, erklärte Charles. An seinem Ohr zupfend fügte er hinzu: »Ähm, es ist ein bisschen seltsam, aber ich frage mich, ob ich mir einmal Ihr Kruzifix leihen könnte.«
    Goodson versteifte sich, seine Miene wurde missbilligend. »Sir, bitte sagen Sie jetzt nicht, dass Sie den unsäglichen Geschichten meiner Schwester Glauben schenken.«
    »Ist Ihnen nie etwas an diesem alten Haus merkwürdig vorgekommen? Haben Sie nie Kälte gespürt, wo keine sein dürfte?«, erkundigte sich Charles ruhig und mit festem Blick. »Haben Sie nie Wind heulen hören, sodass es wie das leise Weinen einer Frau klingt? Niemals aus dem Augenwinkel etwas gesehen, das nicht mehr da war, wenn sie hingeschaut haben?«

    Einen Moment blickten sie einander stumm an, dann seufzte Goodson. »Ich werde es Ihnen holen.«
    So also war es. Goodson wollte es vielleicht nicht zugeben, aber der Butler war sich nicht zu schade, an Gespenster zu glauben.
    Mit dem Kreuz bewaffnet begab sich Charles erleichtert zu Adrian und den beiden Dienern auf den Absatz.
    Daphne und April standen mit erwartungsvollen Mienen ein paar Stufen weiter oben auf der Treppe. Aufregung und Spannung lagen in der Luft, als der kräftige Stallbursche den Vorschlaghammer hob und dem Mauerwerk einen heftigen Schlag versetzte. Der andere Bursche ließ einen ebenso wuchtigen Hieb mit der Spitzhacke folgen.
    Steinsplitter flogen in alle Richtungen, während die beiden Dienstboten rhythmisch ihre Werkzeuge schwangen. Die Arbeit ging flott voran, und Charles begann fast zu glauben, dass Sir Wesley gar nicht erscheinen würde, als er mit einem Mal die durchdringende Kälte spürte.
    Er schaute zu Daphne. Sie fühlte es auch. Alle taten das, und die beiden Diener unterbrachen ihre Arbeit, als wären sie festgefroren.
    Adrian schaute sich verwirrt um. »Es ist auf einmal reichlich kalt hier, oder?«
    »Hm, ja, stimmt«, erwiderte Charles gedehnt und überlegte, aus welcher Richtung Sir Wesley zuschlagen würde. Er schaute die Treppe hinab und war beinahe erleichtert, als er sah, wie sich schwach eine dunkle Form aus den Schatten bildete. Niemand außer ihm hatte sie bis jetzt bemerkt. »Diese alten Häuser«, erklärte er unbekümmert, »da gibt es seltsame Luftströmungen, nicht wahr?« Seine Finger schlossen sich um das Kruzifix, er machte einen Schritt auf den Rand des Absatzes zu und stellte sich der
aufziehenden Gefahr direkt in den Weg. Die Augen fest darauf gerichtet, murmelte er: »Sollen wir weitermachen? Je eher wir entdecken, was sich hinter der Wand verbirgt, desto eher können wir uns vor

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