Woge der Begierde
ist. Ein Sohn ist alles, wovon er spricht, und ich fürchte seinen Zorn, wenn ich ihm keinen Erben gebäre. Bete für mich.
Gebete, überlegte Daphne bitter, während sie den Brief beiseitelegte, hatten Katherine und ihre Tochter vor Sir Wesleys Wut nicht retten können. So sehr, als hätte sie es mit eigenen Augen gesehen, war sie davon überzeugt, dass Sir Wesley in blindem Zorn seiner neugeborenen Tochter den Schädel eingeschlagen und dann seine Frau erstochen hatte. Sie wusste es. Sie konnte es nur nicht beweisen. Niemand konnte das.
Es war nicht viel, aber anhand der Beweise, die sie hatten finden können, kam der Vikar zu dem Schluss, dass die Frau und ihr Kind höchstwahrscheinlich Katherine und ihre neugeborene Tochter waren.
Und so kamen alle an einem schönen Juninachmittag auf dem Friedhof zusammen und sahen zu, wie die Inschrift in den Marmorsockel der Engelsstatue auf Katherines Grab
gemeißelt wurde. Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, sammelte der Steinmetz aus Penzance seine Arbeitsgeräte ein und machte sich auf den Heimweg.
Der Rest der Familie ging nach und nach, sodass schließlich Daphne und Charles allein am Grab zurückblieben.
Charles, der die bedrückte Miene seiner Frau sah, legte ihr einen Arm um die Mitte und erklärte: »Es ist vor so langer Zeit geschehen, mein Lieb. Du hattest nichts damit zu tun.«
Daphne versteifte sich und wischte sich die Augen. »Ich weiß, aber es ist nur so traurig. Sie war so jung. Selbst nur ein Kind. Sie hat es nicht verdient, von einem grässlichen alten Mann ermordet zu werden, der auf sie wütend war, weil er keinen Sohn gezeugt hatte. Ich hoffe nur, er schmort in der Hölle. Nichts davon war ihre Schuld.« Sie schaute Charles an. »Wir schulden ihr so viel. Sie hat mich vor Raoul gerettet. Sie konnte sich selbst nicht retten, aber sie hat mich gerettet.«
Charles nickte. »Sie war tapfer und erfinderisch, so wie du.«
»Oh, Charles!«
»Oh, Daphne!«, neckte er sie. Sein Blick blieb an dem Marmorengel hängen. »Sie hat uns unsere Zukunft gegeben; die sollten wir nicht verschwenden.«
»Nein. Das werden wir nicht.« Daphne umarmte ihn. »Wir können von Glück sagen, dass wir einander haben und unsere Liebe.« Und nächsten Januar, überlegte sie verträumt, werden wir unser eigenes Kind haben. Sie legte sich eine Hand auf den noch flachen Bauch. Ein Mädchen. Und ich werde sie … Katherine nennen.
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
»Seduction Becomes Her«
bei ZEBRA Books, Kensington Publishing Corp., New York.
Verlagsgruppe Random House
1. Auflage Deutsche Erstveröffentlichung September 2009 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Copyright © der Originalausgabe 2008 by Jeffery Deaver
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009
by Blanvalet Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagmotiv: Agentur Luserke / Slark Illustration / Night of Passion
Redaktion: Sabine Wiermann
UH. Herstellung: RF
eISBN : 978-3-641-03449-0
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