Wogen der Leidenschaft - Roman
Geschwindigkeit gewann. Emma deutete mit ihrem Paddel auf das Ufer im Südosten. Ben steuerte das Kanu in diese Richtung und legte an.
» In der Dunkelheit kann der Kanutransport ziemlich tückisch werden«, sagte sie und kletterte unbeholfen an Land. Auch Beaker zeigte wenig Anmut, als er mit seinem Sprung das Ufer verfehlte und japsend wieder im Wasser landete. Ben packte ihn am Nackenfell und schleppte ihn ins Trockene. Der Hund schüttelte sich energisch und durchnässte alles innerhalb von drei Metern Entfernung.
Emma lachte erleichtert, wenn auch ziemlich matt.
» Glaubst du, dass Beaker lieber in der Stadt wäre?«
» Ehrlich gesagt wäre ich selbst gern dort.« Ben blickte den Bach entlang, der immer schmaler wurde und in einiger Entfernung in der Schwärze der Nacht verschwand.
Verdammt, wie müde er war. Seine Arme brannten so heftig, dass er wünschte, sie würden ihm abfallen. Sein Rücken schmerzte, in den Augen glaubte er Sand zu spüren, beide Handflächen zeigten Blasen.
Und vor ihnen lagen noch acht Meilen Wasser, von Stromschnellen durchsetzt.
» Kannst du laufen, Emma?«, fragte er und ging näher, um über dem Tosen des Wassers gehört zu werden.
» Ich schaffe es. Ich muss nur die Steifheit loswerden.«
» Soll ich dein Knie untersuchen und es bandagieren?«
Er glaubte ein Lächeln zu erkennen, ebenso gut aber konnte es ein schmerzliches Zusammenzucken sein. Im schwachen Mondschein war es schwer zu unterscheiden.
» Danke, aber ehe ich nicht etwas dagegen tun kann, ist es mir lieber, wenn ich nicht weiß, wie schlimm es ist.«
Er streckte die Hand aus und umfasste ihre Wange.
» Emma Sands, du bist ganz erstaunlich.« Er küsste sie auf ihre schmutzige Nase.
Emma fasste nach seiner Hand.
» Ich bin so froh, dass du da bist, Ben. Ohne dich hätte ich es wohl nicht geschafft.«
Nun küsste er sie voll auf die Lippen, und sie erwiderte seinen Kuss mit Leidenschaft, Wärme und ein wenig Verzweiflung.
» Du bist süßer als das süßeste Cookie«, flüsterte sie, dann schlang sie die Arme um seine Mitte und drückte ihn an sich.
» Du frierst ja! Da, nimm für eine Weile den Parka«, sagte sie und schlüpfte mit den Armen heraus.
Ben wehrte ab.
» Noch nicht. Wenn ich das Kanu am Wasserfall vorbeischaffe, werde ich vor Schweiß triefen. Behalte den Parka an«, befahl er liebevoll und zog den Reißverschluss wieder hoch.
Ganz plötzlich stand Beaker mit gesträubtem Nackenhaar neben ihnen. Ein leises Knurren drang aus seiner Brust. Ben erstarrte, die Pistole in der Hand, und versuchte, Beakers Blickrichtung folgend, in dem dichten Gestrüpp etwas zu erkennen.
» Wayne«, hauchte Emma atemlos und raffte sich auf.
» Er könnte auf unsere Spur gestoßen sein und weiß jetzt, dass ich auf dem Rückweg bin. Wir haben unsere Fährte ja nicht verwischt. Er wird versuchen, mir den Weg abzuschneiden, und quer durch den Wald gehen.« Sie starrte Ben entsetzt an.
» Und er weiß jetzt, dass ich nicht mehr allein bin.«
» Und warum gehen wir nicht quer durch den Wald?«
» Mit meinem kaputten Knie hätte ich das nie geschafft. Das Gelände ist zu schwierig.«
» Beaker könnte ja geknurrt haben, weil er ein Tier wittert.«
» Willst du warten und es herausfinden?«, fragte sie.
» Wir müssen das Boot jetzt hinter den Damm schaffen! Sobald wir wieder im Wasser sind, kann Wayne uns zu Fuß nicht mehr einholen.«
Er reichte ihr Flinte und Rucksack und steckte die Pistole in den Gürtel. Ungeachtet seiner brennenden Muskeln hob er das schwere Kanu aus dem Wasser und zerrte es über eine Geländekante auf der linken Seite des Wasserfalls.
Beaker verdrückte sich still in die Dunkelheit.
Plötzlich peitschte ein Flintenschuss durch die Nacht, eine Kugel schlug im Baum neben Emma ein, Rinde splitterte ab.
Ben sprang auf sie zu, warf sie zu Boden und bedeckte ihren Kopf mit seinen Armen.
» Das kam vom anderen Ufer«, sagte sie und wandte ihm ihr Gesicht zu.
» Ich habe sein Mündungsfeuer gesehen.«
» Er schießt blindlings. Er konnte nur Bewegung sehen. Gut möglich, dass er noch immer nicht weiß, dass ich hier bin«, sagte Ben und gab sie frei.
» Ich werde das Kanu im Schutz der Bäume weiterziehen. Der Wasserfall wird das Geräusch übertönen.« Er reichte ihr das Gewehr.
» Gib mir Feuerschutz.« Er fasste unter ihr Kinn und sah ihr direkt in die Augen. » Schaffst du es trotz der bescheidenen Sicht?«
Mit vor Angst geweiteten Augen versuchte sie die Dunkelheit zu
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