Wogen der Leidenschaft - Roman
eines der Fenster der winzigen holzverkleideten Kirche zerbrochen und eine Blumenvase umgestoßen hatte, weil er sehen wollte, was die Liebe seines Lebens vorhatte.
Sie zuckte auch nicht mit der Wimper, als der Boden unter ihren Füßen leise grollend erbebte.
Es zählte nur, dass Ben vor dem Altar auf sie wartete.
Und erst, als sie sich das Jawort gegeben, die Ringe getauscht und sich geküsst hatten, fiel Emma Mikeys und Bens Knopflochschmuck auf, und sie lachte schallend.
Beide Herren trugen Mooszweiglein am Jackettaufschlag.
– ENDE –
Brief vom Lake Watch
Lieber Leser,
wenn ich meine Geschichten beginne, schreibe ich sie eigentlich nicht für Sie, sondern für mich. Knapp vor meinem vierzigsten Geburtstag wurde in meinem Gehirn buchstäblich ein Schalter umgelegt, und ich wurde von unsichtbaren Kräften an den Computer gedrängt, da die Fantasiecharaktere aus meinen Träumen lautstark forderten, ich solle ihre Geschichte erzählen. Meine ersten Bücher schrieb ich in seliger Unkenntnis in punkto Stil, Grammatik, Tempo, Dramatik oder Handlungsentwicklung mit dem alleinigen Ziel, die lästigen Typen zum Schweigen zu bringen.
Rückblickend erscheint es mir als Ironie, dass ich, die ich Bücher verschlinge, nicht auf die Idee kam, ein anderer wäre daran interessiert, meine Geschichten zu lesen. Ich schrieb sie nur, damit ich sie lesen konnte, legte sie in einem Schrankfach ab und begann die nächste. Schließlich aber wurde mir klar, dass meine Charaktere nicht wirklich existierten, wenn kein anderer Leser sie zum Leben erweckte.
Ein Gedanke ist nichts weiter als ein Hirngespinst, wenn man ihn nicht mit jemandem teilt. Erst dann wird er greifbar. Solange niemand meine Geschichten liest, handelt es sich um eine bloße Anhäufung von Wörtern. Schließlich ist die Sprache ein Mittel zum Gedankenaustausch zwischen den Menschen.
Richtig cool, finden Sie nicht? Wenn jemand meine Bücher liest, ist es einerlei, ob er sich in Europa, Afrika, Australien, Asien, Süd- oder Nordamerika oder gar auf dem Mond befindet. Wo immer jemand liest, erweckt er meine Charaktere zum Leben. Er sieht sie gemäß seiner eigenen, auf seiner Lebenserfahrung beruhenden Perspektive; er beurteilt sie nach seiner eigenen persönlichen Moral, seinen Hoffnungen, Träumen und emotionalen Bedürfnissen.
Deshalb danke ich meinen Lesern, weil sie diese Menschen aus meiner Gedankenwelt in ihre übertragen.
Und ich bin sicher, dass auch meine Buchcharaktere es Ihnen danken.
Wenn Sie mit ihnen in Verbindung treten– und ihnen Liebe oder Hass entgegenbringen–, habe ich gute Arbeit geleistet. Wenn Sie laut auflachen, verwirrt sind, Tränen vergießen, entsetzt oder richtig wütend sind, ist es mir gelungen, Ihnen eine echte Erfahrung zu verschaffen.
Nur wenn Sie gleichgültig bleiben, habe ich das Gefühl, versagt zu haben.
Nicht allen Menschen, denen ich begegne, bringe ich Sympathie entgegen. Ihnen geht es sicher ähnlich. Ich bin auch nicht mit allem einverstanden, was gesagt wird, und akzeptiere nicht alle Situationen, in die ich gerate. Und schon gar nicht gefallen mir die Wendungen, die das Leben zuweilen nimmt. Deshalb erwarte ich auch nicht, dass meinen Lesern alles an meinen Büchern gefällt, und ehrlich gesagt, hoffe ich, dass es so ist.
Wenn ich nach einem Buch greife– sei es von einem Lieblingsautor oder von einem mir bis dato unbekannten–, suche ich meist einen emotionalen Fixpunkt, der von meiner momentanen Stimmung abhängt. Persönlich stelle ich nur eine Bedingung: Eine Story soll mich nicht mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit belasten. Ich lese gern romantische Romane, weil ich ein Happy End liebe, und allein aus diesem Grund schreibe ich sie.Und ich liege nicht weit daneben, wenn ich davon ausgehe, dass auch Sie Romane lesen, weil Sie glauben wollen, dass es immer Hoffnung gibt, mag alles noch so düster aussehen. Das Bedürfnis nach einem glücklichen Ende einer Geschichte ist nur menschlich und gilt für alle. Hoffnung ist die letzte menschliche Emotion. Sie ist so kraftvoll, dass sie uns immer wieder allmorgendlich aus dem Bett hilft, auch wenn ein glücklicher Ausgang unmöglich erscheint, und sie ist so unendlich und zeitlos wie der Ozean. Erst als mein erstes Buch Das Herz des Highlanders erschien, wurde mir klar, dass ich nicht nur für mich schrieb, sondern auch für Sie. Als ich anfing, mich mit Verlegern, Buchkritikern und Bestsellerlisten auseinanderzusetzen, sagte eine gute und sehr kluge
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