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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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einem Wollmantel in leuchtendem Rot mit Pelzbesatz und den dunklen Wickelhosen ragte auf der linken Seite statt eines Beins ein Holzpflock hervor. Trotz der Wärme bedeckte eine Pelzkappe sein fahles Haar. Sein kunstvoll geflochtener Ledergürtel endete in einer Bronzeschnalle. Der Mantel wurde von Kordeln zusammengehalten, die sich als Zierblenden am Saum wiederfanden. Ebenso prachtvoll gekleidet war die Frau an seiner Seite. Sie war ebenfalls nicht mehr jung, mit fülligem Busen und grauem Haar. Sie trug mehrere farbige Kleider übereinander: weißes Leinen mit gestickten Borten, ein leuchtend rotes Unterkleid, das unter dem hellen Leinenkleid hervorschaute, und darüber einen blau gefärbten Mantel mit kunstvoll geschmiedeten Spangen an den Schultern. Mehrere Ketten aus Bronze, Bernstein und Gold bedeckten ihre Brust, im Haar schimmerte ein Reifen aus Leder mit Glasperlen. An beiden Armen trug sie breite bronzene Armreifen, die bei jeder Bewegung klirrten.
    Fast hätte Viviane zu der mütterlich erscheinenden Frau Zutrauen gefasst, wenn nicht ihr hochmütiger Gesichtsausdruck im Gegensatz zu ihrer Erscheinung gestanden hätte.
    Thoralf trat vor den alten Mann. »Björgolf Einbein, dein Sohn steht vor dir. Er kehrt heim in Ruhm und Ehre – und mit drei Schiffen voller Schätze!«
    Ohrenbetäubender Jubel folgte seinen Worten. Er drehte sich um und ließ sich bejubeln. Eine selbstzufriedene Miene zeugte von seinem Stolz auf seine Raubzüge. Viviane presste die Lippen aufeinander.
    Die Frau trat vor und legte ihre Hand auf Thoralfs nassen Haarschopf. »Dein Vater und ich sind stolz auf dich, mein Sohn!«
    Thoralf beugte das Knie. »Mutter, erlaube mir, dein Haus zu betreten.« Viviane horchte auf. So demütig kannte sie ihn nicht. Im Gegenteil!
    Es blieb ihr keine Zeit, sich zu wundern. Viviane ließ sich einfach im Pulk der jubelnden Menschen treiben. Mit Erstaunen betrat sie die hölzerne Burg. Hinter den Palisaden befand sich ein ganzes Dorf. Mittelpunkt war ein gewaltiges Gebäude, mindestens fünfzig Schritt lang. Darum scharten sich jede Menge kleinerer Häuser, alle aus Holzstämmen gebaut, die Dächer mit Reet und Grassoden gedeckt. Der Eingang befand sich an der Längsseite des Hauses, auf den nun alle zustrebten.
    Viviane konnte es nicht fassen, dass Menschen in einem derart großen Haus wohnten. Ihre Furcht vor der Ungewissheit wich der Neugier. Wie lebten die Wikinger hier? Waren sie wirklich solche Scheusale, wie man ihnen nachsagte?
    Das riesige Haus war in mehrere Räume aufgeteilt. Der mittlere, den sie zuerst betraten, war ein großer Wohnraum mit der Feuerstelle in der Mitte. An den Wänden entlang standen Liegen mit Fellen und Decken. Viviane erkannte typische Haushaltsgegenstände: Eimer, Kessel, Schüsseln, Töpfe, Schalen, Spieße, Pfannen aus Eisen und Holz, einen Webstuhl an der gegenüberliegenden Wand, auf dem ein gemusterter Stoff in Arbeit war. Bunte Wollstränge hingen von den Balken herab. Dem Geruch nach schloss sich auf der einen Seite des Hauses der Stall für das Vieh an. Eine geflochtene Tür verdeckte die Sicht.
    Die feierliche Prozession betrat jedoch den anderen Bereich des Hauses. Viviane blieb der Mund offen stehen. Es war eine Halle, eines Königs würdig. Doch war Björgolf Einbein ein König? Die Balken der Halle waren mit grünen Zweigen geschmückt, Öllampen hingen an dünnen Ketten von der Decke herab und tauchten den Raum in gelbes Licht. Zudem duftete es nach Kräutern, die auf den Boden gestreut worden waren. Das Imposanteste jedoch war der lange Tisch in der Mitte der Halle. Das hintere Ende wurde von einem Podest begrenzt, auf dem zwei mit Fellen behangene Stühle standen. Dort nahmen Björgolf Einbein und seine Frau Platz. Mägde schleppten Krüge voll Bier herein. Thoralfs Mutter reichte ihrem Sohn einen davon. »Willkommen daheim, Thoralf Björgolfsson. Überhäuft mit Ruhm, Ehre und Schätzen, sollst du uns willkommen sein.«
    Thoralf nahm den Krug entgegen. Ohne abzusetzen, leerte er ihn. Jubel und Beifall feuerten ihn an. Lachend zeigte er den leeren Krug herum.
    »Ich danke dir, Björgolf Einbein, und dir, Astrid, Gemahlin von Björgolf. Auch dir danke ich, Bruder Yngvar Björgolfsson, der du deine Eltern so hilfreich unterstützt und mir die Víking ermöglicht hast. Und dir, Schwester Dalla, ebenso dir, Schwester Halveig, die ihr der Mutter Stolz und Stütze seid. Euch allen ist der Ruhm gemein, den ich für euch errungen habe. Der Name unserer Sippe soll

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