Wogen der Liebe
Schwertern, Speeren und Bögen, herausgeputzten Frauen mit blendendem Schmuck aus Gold, Silber, Bernstein und Glasperlen, zahlreichem Fußvolk und mehreren Ochsengespannen.
Man begrüßte die Gäste lautstark mit Hochrufen auf Ragnvald und seine Sippe, auf den Tag, den er mit seiner Anwesenheit erhelle, und die Freude, die Björgolfs Leute dabei empfanden. Alles drängte sich durch das Tor. Es war unglaublich, aber der Hof nahm auch diese Zahl von Menschen und Tieren auf, ohne dass es eng wurde.
Auch Thoralf begrüßte Ragnvald und einen jungen Mann, den er Hoskuld nannte. Er musste Ragnvalds Sohn sein. Er ähnelte seinem Vater nicht nur in den Gesichtszügen, sondern auch im Prunk seiner Kleidung und Ausrüstung.
Bevor Ragnvald der einladenden Handbewegung Björgolfs folgte, wandte er sich zu seinen Leuten um und nickte kurz. Aus einer Sänfte, die aus einem hölzernen Stuhl auf zwei Tragestangen bestand, erhob sich eine junge, hochgewachsene Frau. Viviane hatte noch nie eine so schöne Frau gesehen.
Abgesehen von ihrer kostbaren Kleidung besaß sie auch eine natürliche Schönheit. Ihre Haut war makellos hell wie Sahne, das ebenmäßige Gesicht wurde von nussbraunem Haar umrahmt, das in zwei dicken Zöpfen über ihre Schultern fiel. Auch sie trug Schmuck und betonte damit ihren Reichtum und ihre Stellung. Doch wer war sie?
Thoralf eilte auf sie zu und nahm ihre Hände in seine. Seine Blicke verrieten seine Gefühle. Viviane war augenblicklich klar, sie war Thoralfs Braut.
»Gunnardviga Eiriksdotter! Dir zum Ruhme habe ich all meine Heldentaten vollbracht. Du sollst stolz sein auf Thoralf Björgolfsson und seine ganze Sippe. Überall, wo ich war auf der Welt, habe ich nur an dich gedacht. Und natürlich Geschenke für dich mitgebracht.«
Gunnardviga verzog ihre schmalen Lippen zu einem Lächeln und neigte huldvoll den Kopf. »Ich habe dich sehnsüchtig erwartet, Thoralf Björgolfsson. Es war eine lange Zeit, und ich hoffe, die Schätze aus dem Bauch deines Schiffes entschädigen mich für das Warten.«
Astrid reichte den Gästen gefüllte Bierkrüge.
»Die Kunde von der erfolgreichen Fahrt deines Sohnes Thoralf drang bis zu uns«, setzte Ragnvald nach dem ersten Schluck an. »Björgolf, du bist ein reicher Mann. Lass dich beglückwünschen.«
Björgolf Einbein lächelte geschmeichelt, dann wandte er sich Thoralf zu. »In der Tat hat uns unser Sohn sehr viel Ehre bereitet. Mit drei Schiffen, prall gefüllt mit Schätzen, kehrte er von seiner Fahrt zurück.«
»Wir sind gekommen, um sie zu bewundern«, erwiderte Ragnvald mit dünnem Lächeln.
»Gewiss, gewiss! Es ist in der Halle aufgebaut. Tritt ein und erfreue dich an dem Anblick: Gold, Perlen, Pelze, Gewürze, Waffen, Stoffe, Bernstein, Wein, Werkzeuge, Metalle, edle Steine, Walrosszähne, Figuren fremder Götter, Walspeck, seltene Hölzer, Weizen, Sklaven.«
Ragnvald schwieg beeindruckt.
Nun wurden die Gäste in die Halle geführt und nahmen an der Tafel Platz, Ragnvald und sein Sohn am Kopfende, Björgolf und Astrid neben ihnen. Zu beiden Seiten schlossen sich Thoralf und Yngvar sowie Hoskuld und Thoralfs Braut an. Es war insofern außergewöhnlich, als die anderen Frauen, auch Thoralfs Schwestern, mit einem Platz weiter unten an der Tafel vorlieb nehmen mussten.
Musikanten nahmen auf den hinteren Bänken Platz und begleiteten auf ihren Instrumenten eine Vorführung der besonderen Art. Thoralf ließ nun in einer Prozession alle seine geraubten und eingetauschten Schätze vorführen. Jedes Stück wurde mit Beifall und bewundernden Rufen bedacht. Es war eine lange Vorführung von Waffen und Schmuck, Stoffen und Pelzen, Hausratsgegenständen wie auch seltsamen Dingen, deren Verwendung Viviane völlig unbekannt war. Bier und Wein, Fleisch und Fisch, Getreide und Gewürze, Lederzeug, kleine Figuren aus Gold, aber auch christliche Kreuze aus Gold und Silber, mit Edelsteinen besetzt, Abendmahlskelche, ein Taufbecken aus Marmor, Altarteile, alles wurde auf einen großen Haufen neben den Durchgang gepackt. Der Berg wurde höher und höher.
Hoskuld verließ seinen Platz, befühlte die Stoffe, Pelze und goldenen Figuren. Während er die Lippen zusammenpresste, glänzte in seinen Augen die Gier. Er hatte dunkle, etwas eng stehende Augen. Eine braune Locke fiel ihm in die Stirn.
Björgolf ließ seinen Gästen Zeit, alles gebührend zu bewundern. »Fürwahr, eine erfolgreiche Víking«, bemerkte Hoskuld. »Gebt gut acht auf Eure Schätze, dass sie Euch
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