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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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leichtsinnig sein und den Hof so schlecht bewachen? Vielleicht war das Feuer außer Kontrolle geraten. Er hatte Truud, die Großmagd, bei Yngvar zurückgelassen.
    »Yngvar!« Es war Astrids Aufschrei, der ihn wieder zur Besinnung brachte. Yngvar lag hilflos im Haupthaus.
    Im nächsten Augenblick geriet alles in Aufruhr. »Wir müssen Yngvar retten!« – »Wir müssen Skollhaugen retten!« – »Die Schätze!« – »Verrat!« Es war ein heilloses Durcheinander. Mehrere Leute gerieten ins Moor und schrien um Hilfe. Andere versuchten, sie herauszuziehen. Die Pferde tänzelten, Björgolf wurde von seinem Pferd abgeworfen. Er fluchte fürchterlich. Niemand kümmerte sich mehr um Viviane.
    Verächtlich blickte Asgeir auf Björgolf herab. »Du jämmerlicher Wurm«, spuckte er. »Du willst Hohepriester sein. Nicht einmal eine Opferung bringst du fertig. Kein Wunder, dass die Götter uns nicht gnädig sind.«
    »Du steckst dahinter«, empörte sich Björgolf. »Du hast uns verraten. Du hast auf dieser Opferung bestanden. Skollhaugen war unbewacht.«
    »Klug erkannt«, höhnte Asgeir. »Und du warst so eitel, darauf hereinzufallen. Schutt und Asche bleiben dir statt Gold und Edelsteinen, Vieh und Waffen. Du wolltest mächtiger als alle anderen sein, du halber Mann. Dabei hat dein Sohn Thoralf dir deinen Reichtum ermöglicht.«
    »Warum fahrt ihr nicht selbst auf Víking, du und Hoskuld?«, schrie Björgolf. »Ihr seid ehrlose Verbrecher, habgierige Lumpen. Es war eine Intrige, ein List.«
    »Ganz recht«, grinste Hoskuld. »Aber wir sind Krieger, deshalb kämpfen wir jetzt Mann gegen Mann.« Er entriss dem auf dem Boden liegenden Björgolf den Speer, drehte ihn und durchbohrte Björgolf damit. Im Todeskampf bäumte der sich auf, sein grausiger Schrei ließ einen Schwarm schwarzer Krähen von einem verkrüppelten Baum auffliegen.
    »Odins Raben kommen!«
    »Vater!« Dalla kreischte ohrenbetäubend und versuchte, den Speer aus seiner Brust herauszuziehen.
    »Rettet Yngvar!« Es war Astrids Stimme, die sich kaum gegen Dalla durchsetzen konnte. »Yngvar, mein Sohn!«
    Doch sie wurden von Ragnvalds Leuten angegriffen. Eingekreist im Moor, hatten sie kaum Chancen zu entkommen.
    In all dem Durcheinander, das sie gar nicht so recht begreifen konnte, spürte Viviane plötzlich, wie jemand ihre Fußfesseln durchschnitt. »Lauf, Viviane, lauf!« Es war Oleif, der ihr das kleine Messer zwischen die gefesselten Hände drückte. »Nun lauf doch!«
    Einen Moment zögerte sie, dann sprang sie wie ein Hase davon, hüpfte von einem dicken Grasbüschel zum anderen, ohne sich umzuschauen. Sie hielt das Messer umklammert, das Blut pochte in ihren Ohren, ihr Atem ging keuchend und stoßweise. Sie konnte nicht anhalten, Luft holen, nachdenken. Sie musste fort, fort, fort. Sie lief um ihr Leben, und sie fand die Kraft, dem tödlichen Moor und der tobenden Menschenmenge zu entkommen. Dort entbrannte eine erbitterte Schlacht zwischen den Leuten von Skollhaugen und Ragnvalds und Asgeirs Männern. Sie kämpften gnadenlos und unerbittlich. Es ging um viel. Es ging um die Macht.
    Das alles konnte Viviane nicht mehr sehen. Wie ein Tier auf der Flucht lief sie um das Einzige, was sie besaß, um ihr Leben. Die bis dahin so kraftlosen Beine trugen sie plötzlich, als wäre sie eine Feder. Nichts schreckte sie mehr, kein Wald, keine Kälte, kein Moor, auch keine Menschen. Als sie endlich einhielt, stand sie vor dem hügelförmigen Grab, in dem sie auf der Suche nach Yngvar übernachtet hatte. Gott musste sie hierhergeführt haben. Hier war sie in Sicherheit!

[home]
Der Stein aus dem Himmel
    Ü ber Nacht war Schnee gefallen, viel Schnee. Er hüllte den Hügel in eine dicke weiße Decke. Viviane hatte sich völlig entkräftet und von panischer Angst getrieben in das uralte Grab gerettet. Diese Angst überwog auch die Furcht vor dem Bösen, das nach Yngvars Worten in diesem Hügel hauste. Schon einmal hatte sie hier eine Nacht verbracht, und es war ihr nichts geschehen. Es blieb ihr überhaupt keine andere Wahl. Ihre Beine versagten den Dienst, die kalte Luft bohrte sich schmerzhaft in ihre Lungen. Mit dem kleinen Messer, das Oleif ihr zugesteckt hatte, versuchte sie, die Fesseln an ihren Handgelenken aufzuschneiden. Sie klemmte das Messer zwischen ihre Füße und rieb den groben Strick an der Schneide. Mit einem kurzen Ruck kamen ihre Hände frei. Dann kroch sie in die Höhle. Das Laub lag noch immer in der Ecke. Sie rollte sich zusammen und fiel sofort in

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