Wohin die Liebe führt
hat ferner einige Räume in ihrem Haus ausgesucht, die sie neu einrichten und für das Kind beziehbar machen wird. Sie ist bereit, dem Kind all die Fürsorge physischer und moralischer Art angedeihen zu lassen, zu der sonst die Eltern verpflichtet sind. Hinsichtlich der Besorgnisse der Bewährungsbehörde über die körperliche Verfassung von Mrs. Hayden...«
Gordon nahm ein Glas Wasser, das vor ihm auf dem Tisch stand, und trank einen Schluck. Er stellte das Glas wieder hin und wandte sich erneut an den Richter.
»Mrs. Hayden ist zur Zeit Mitglied des Direktoriums von elf verschiedenen Gesellschaften und aktiv an der Leitung von vier dieser Firmen beteiligt. Sie gehört darüber hinaus dem Kuratorium des Kollegiums für Kunst und Wissenschaften der Universität an und hat ferner eine führende Stellung in der Gesellschaft der >Töchter der Gründer von San Franciscoc.
Vor einigen Tagen begab sich Mrs. Hayden auf meinen Rat in das >General Hospital< und ließ sich gründlichst untersuchen. Ich habe die schriftlichen Berichte darüber hier und würde sie gern verlesen.«
Er griff nach einem Bogen Papier. >»Nach Ansicht der untersuchenden Ärzte, die diesen Bericht unterzeichnet haben, ist Mrs. Maguente Cecilia Hayden, vierundsiebzig Jahre alt, bei bester Gesundheit und im Vollbesitz ihrer Kräfte. Es haben sich keinerlei ungewöhnliche gesundheitliche Schäden feststellen lassen, die sonst bei Menschen ihrer Altersklasse auftreten. Wir sind weiter der Ansicht, daß sich Mrs. Hayden, außer infolge eines Unfalls oder unvorhergesehener Ereignisse, ihres jetzigen Gesundheitszustandes noch viele Jahre erfreuen dürfte.««
Gordon machte eine Pause und sah den Richter an. »Dieser Bericht ist unterschrieben von Dr. Walter Llewellyn, Professor für Geriatrie an der Universität von Südkalifornien, Chefarzt der Untersuchungsstelle, sowie von fünf weiteren Ärzten.
Wenn das Gericht wünscht, werde ich die Namen verlesen.«
»Das Gericht akzeptiert die Feststellung des Anwalts. Es liegt kein Grund vor, die Namen der andern Ärzte zu verlesen.«
Gordon trank wieder einen Schluck Wasser. »Ich habe diesem Antrag kaum noch etwas hinzuzufügen, außer dem einen Hinweis.« Er sah über den Tisch zu Dani hin. »Wir bitten das Gericht, im Auge zu behalten, daß es für ein Kind keine wirksamere Behandlung geben kann, als geliebt zu werden und sich sicher zu fühlen in der Gewißheit, geliebt zu werden. Ohne solche Liebe ist alles medizinische und psychiatrische Wissen und Können machtlos. Mit solcher Liebe ist keine Heilung unmöglich.
Wir beharren auf dem Standpunkt, daß Mrs. Hayden alles für ihre Enkelin tun kann, was der Staat beabsichtigt, und mehr als das. Dazu käme dieser eine unendlich wichtige zusätzliche Faktor der Liebe zwischen Großmutter und Enkelin - Liebe, die keine Institution, so wohlmeinend sie auch sein mag, aufbringen oder ersetzen kann.«
Der Richter sah Miss Spicer an. »Haben Sie hinsichtlich dieses Antrags irgendwelche Fragen?«
Die Bewährungshelferin erhob sich. »Unsere Abteilung hat den Antrag von Mrs. Hayden sehr sorgfältig geprüft, ist aber dennoch nach wie vor der Meinung, daß dem Interesse des Kindes sowie des Staates am besten mit unserem eigenen Antrag gedient sein dürfte. Wären wir zu einem anderen Schluß gekommen, so hätten wir den Antrag von Mrs. Hayden mit unserer Empfehlung unterstützt.«
Der Richter sah herunter auf Dani. »Danielle, hast du irgendwelche Fragen über diese beiden Anträge zu stellen?«
»Nein, Sir«, antwortete sie mit leiser Stimme.
»Du verstehst doch, was ich jetzt zu entscheiden habe?« fragte er.
»Ich muß jetzt entscheiden, was mit dir geschehen soll. Ob du in Obhut des Staates bleiben oder zu deiner Großmutter kommen sollst. Je mehr ich von dir weiß, um so besser kann ich meine Entscheidung treffen. Hast du noch irgend etwas auf dem Herzen, was du mir gern sagen möchtest?«
Dani vermied seinen Blick. »Nein, Sir.«
»Du hast nicht nur eine furchtbare Tat begangen«, sagte er mit seiner ernstesten Stimme, »sondern du gibst es auch zu, ein höchst unmoralisches und unpassendes Leben geführt zu haben. Ein Leben, von dem wir beide, du und ich, wissen, daß es unrecht ist und unter keinen Umständen fortgesetzt werden darf. Kannst du mir etwas sagen, das mich überzeugen könnte, den Antrag deiner Großmutter zu genehmigen?«
Sie sah immer noch auf die Tischplatte. »Nein, Sir.«
»Wenn du hier vor Gericht nicht sprechen willst -
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