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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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würdest du mir vielleicht allein etwas zu sagen haben? Drüben in meinem Zimmer, wo uns kein anderer hört?«
    »Nein, Sir.«
    Er seufzte. »Du weißt wohl selbst, daß du mir kaum eine Wahl läßt, nicht wahr?«
    Jetzt war ihre Stimme sehr matt. »Nein, Sir.«
    Ich glaubte einen Schimmer von Traurigkeit in den Augen des Richters zu sehen, als er sich in seinen Sessel zurücklehnte. Er saß einen Augenblick ganz still, dann wandte er sich ein wenig zur Seite und musterte uns alle. Sein Gesicht war feierlich. Er räusperte sich, als er zum Sprechen ansetzte.
    Wir sahen ihn so gespannt an, als sei er der letzte Mensch auf dieser Welt. Er räusperte sich nochmals, dann griff seine Hand nach dem Hammer.
    »Euer Ehren!« rief ich plötzlich und stand auf.
    »Ja, Colonel Carey?«
    Ich sah mir die Runde um den Tisch an. Ich sah die Überraschung und den Schrecken in allen Gesichtern, aber das einzige Gesicht, das ich tatsächlich sah, war Danis Gesicht.
    Sie blickte mich groß an, ihre Augen standen weit geöffnet und rund in dem blassen Gesicht. Ich sah die mattblauen Schatten unter ihnen und wußte, daß sie geweint hatte, ehe sie in den
    Sitzungssaal kam. Ich wandte mich ab und blickte den Richter an. Es war meine letzte Chance, etwas für meine Tochter zu tun.
    Ich hüstelte nervös: »Habe ich das Recht, einige Fragen zu stellen, Euer Ehren?«
    »Sie haben vor diesem Gericht dieselben Rechte wie Ihre Tochter, Colonel Carey«, erwiderte der Richter. »Sie haben das Recht auf einen juristischen Berater, das Recht, Zeugen beizubringen und die Aussagen anderer Zeugen hinsichtlich aller Dinge im Rahmen dieser Verhandlung anzufechten.«
    »Ich danke Ihnen, Euer Ehren«, sagte ich. »Ich habe zunächst eine Frage an Miss Spicer.«
    »Bitte, stellen Sie Ihre Frage.«
    Ich wandte mich zu der Bewährungshelferin.
    »Miss Spicer, glauben Sie, daß meine Tochter eines Mordes fähig ist?«
    Gordon sprang auf. »Ich erhebe Einspruch, Euer Ehren!« sagte er gereizt. »Colonel Carey stellt eine Frage, die ein Vorurteil gegen meine Klientin hervorrufen könnte.«
    Der Richter sah ihn scharf an. »Mister Gordon«, sagte er, mit ebenfalls etwas gereizter Stimme, »ich meinte Ihnen bereits erklärt zu haben, daß alle Einwände zugunsten der Jugendlichen automatisch genehmigt sind.« Er wandte sich an Miss Spicer.
    Die Bewährungshelferin zögerte. »Ich weiß es nicht.«
    »Sie haben gestern zu mir gesagt, es falle Ihnen schwer zu glauben, daß ein Kind wie Dani einen Mord begehen könne. Daß Ihnen wohler wäre, wenn Sie einen stichhaltigen psycholo-
    gischen Grund für diese Tat entdecken können. Warum hatten Sie diese Empfindung?«
    Marian Spicer sah den Richter an. »Es ist weder Miss Jennings noch mir gelungen, einen so engen Kontakt mit Danielle herzustellen, daß wir beurteilen können, wozu sie wirklich fähig ist und wozu nicht. Wir sind der Meinung, daß sie ein für einen so jungen Menschen außergewöhnliches Maß an Selbstbeherrschung an den Tag legt.«
    »Sie waren bei der Verhandlung vor dem Untersuchungsrichter zugegen und haben die Aussagen dort gehört. Waren Sie mit dem Spruch der Geschworenen einverstanden?«
    Sie sah mich an. »Ich habe ihren Spruch akzeptiert.«
    »Danach frage ich nicht, Miss Spicer. Glauben Sie nach dem, was Sie jetzt über meine Tochter wissen, daß sie einen Mann getötet hat, wie dies bei der Verhandlung angenommen wurde?«
    Sie zögerte wieder. »Für möglich halte ich es.«
    »Aber Sie haben noch immer Ihre Zweifel?«
    Sie nickte. »Zweifel hat man immer, Colonel. Aber wir müssen uns mit den Tatsachen abfinden. Wir können und dürfen uns nicht von unseren persönlichen Empfindungen beeinflussen lassen. Die Tatsachen, vor denen wir stehen, rechtfertigen den Spruch der Geschworenen. Deshalb müssen wir entsprechend handeln.«
    »Ich danke Ihnen, Miss Spicer.«
    Ich wandte mich wieder dem Richter zu. Er hatte sich ein wenig vorgebeugt und beobachtete mich. Offenbar war er neugierig, was ich weiter vorbringen würde.
    Gordon war schon wieder aufgestanden.
    »Ich muß protestieren, Euer Ehren«, sagte er. »Ich kann nicht einsehen, was Colonel Carey zu erreichen hofft, wenn er solche Fragen stellt. Die ganze Form seines Vorgehens erscheint mir höchst, ungewöhnlich.«
    Der Richter wandte sich an mich. »Ich muß zugeben, daß auch ich etwas betroffen bin. Genau: Was hoffen Sie denn zu erreichen?«
    »Ich weiß es nicht genau, Euer Ehren, aber da sind einige Dinge, die mich

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