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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die
    Minderjährige eine solche Tat begangen hat, und was nach Möglichkeit geschehen kann, um einen ähnlichen Vorfall seitens der Jugendlichen in Zukunft zu verhüten.
    Sie werden aus unserem Bericht ersehen, Euer Ehren, daß wir gründliche Nachforschungen über die bisherige Umwelt des Kindes angestellt haben, ebenso über die Umstände, unter denen sich diese Tat abgespielt hat. Wir haben das Kind, soweit wir das unter den vorliegenden Gegebenheiten konnten, physisch und psychisch überprüft.«
    Sie sah Nora einen Augenblick an. »Aufgrund der physischen und medizinischen Untersuchung sind wir zu der Feststellung gekommen, daß sie im allgemeinen in guter körperlicher Verfassung ist, daß sie aber während der Zeit unmittelbar vor ihrer Einlieferung bei uns intensive sexuelle Beziehungen gehabt haben muß. Nach Ansicht des untersuchenden Arztes hat sie seit mindestens einem Jahr sexuellen Verkehr gehabt. Danach wäre sie erst etwas über dreizehn Jahre alt gewesen, als sie damit begonnen hat.«
    Ich sah Dani an. Mit bleichem Gesicht sah sie starr auf den Tisch. Die Bewährungshelferin fuhr fort:
    »Als wir Dani darüber befragten, verweigerte sie jede Auskunft. Sie wollte uns nicht sagen, mit wem sie diese Dinge getan hatte, sie wollte auch weder bestätigen noch leugnen, daß sie sexuellen Verkehr gehabt hat. Als wir darauf hinwiesen, daß ihre Weigerung, über diese Dinge zu sprechen, sich ungünstig auf ihre Lage auswirken könne, blieb sie hartnäckig dabei, daß dies nichts mit der Angelegenheit zu tun habe, deretwegen sie zu uns gebracht worden ist.«
    Der Richter räusperte sich. »Dani«, sagte er ernst, »verstehst du, was Miss Spicer sagt?«
    Dani sah nicht auf. »Ja, Sir.«
    »Du weißt natürlich, daß solche Dinge sehr unrecht sind?« fuhr er im gleichen strengen Ton fort. »Daß anständige Mädchen so etwas nicht tun? Daß ein solches Betragen allen moralischen Grundsätzen zuwiderläuft und als sehr sündhaft gilt?«
    Dani sah weiter auf den Tisch. »Ja, Sir.«
    »Dann hast du uns also nichts zu sagen, womit du dich irgendwie rechtfertigen könntest?« Jetzt sah ihn Dani an.
    »Nein, Sir!« antwortete sie mit fester Stimme.
    Der Richter betrachtete sie einen Augenblick prüfend, dann wandte er sich wieder an Miss Spicer. »Bitte, fahren Sie fort.«
    »Das Kind hatte mehrere Aussprachen mit Miss Sally Jennings, der Psychologin unserer Abteilung; auch hierbei weigerte sie sich, über diese Dinge zu sprechen, mit der Begründung, sie seien ihre private Angelegenheit. Über andere Dinge hat sie aber offen mit Miss Jennings gesprochen; der Bericht hierüber liegt der Eingabe unserer Abteilung bei.«
    Miss Spicer nahm ein Blatt vom Tisch. »Hier ist der zusammenfassende Bericht von Miss Jennings. Ich lese ihn wörtlich vor.
    >Nach mehreren Aussprachen mit Danielle Nora Carey bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen: Hinter der äußerlichen Gefaßtheit und Fügsamkeit des Kindes liegt tief verwurzelt und wohlverborgen ein Gefühl des Grolls und der Eifersucht auf ihre Mutter. Dies hat sich - nach eigenen Worten des Kindes - viele Male in Auseinandersetzungen und heftigen Szenen mit der Mutter Luft gemacht. Danielle findet eine gewisse Beruhigung in der Tatsache, daß ihre Mutter sie liebt, was sie aus der Aufmerksamkeit schließt, welche die Mutter ihr in solchen Augenblicken der Rebellion zeigt. Zu anderen Zeiten empfindet Danielle mit Sicherheit, daß ihre Mutter nicht das mindeste Interesse für sie hat. Dani sprach über ihr Gefühl, daß die Mutter sie von jedem Menschen trenne, der sie mehr liebt als ihre Mutter, und daß ihre Mutter eifersüchtig auf sie sei, widersprach sich aber durch die wiederholte Versicherung, daß ihre Mutter sie liebe. Es sind einige Anzeichen dafür da, daß hinter diesen Bemerkungen eine leichte Form von Paranoia steckt, was aber im derzeitigen Stadium unserer Beobachtungen des Kindes schwer zu beurteilen ist. Ob diese latente Paranoia stark genug ist, unter gewissen Umständen zu einem Ausbruch von Gewalttätigkeit zu führen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich würde dringend empfehlen, das Kind unter staatlicher Obhut zu behalten, bis alle diese Momente ausreichend überprüft sind und richtig eingeschätzt werden können.««
    Miss Spicer legte den Bogen hin und sah wieder den Richter an. »Wir haben wie üblich auch genaue Nachforschungen über das schulische und häusliche Leben des Kindes vorgenommen. Der Bericht ihrer Schule ist, was die Leistungen

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