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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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betrifft, ungewöhnlich günstig. Sie ist die Beste in ihrer Klasse. Im Umgang mit ihren Klassenkameradinnen wird sie allgemein akzeptiert, obwohl diese finden, daß sie ihnen gegenüber auf dem Gebiet des Intellektuellen und der Allgemeinbildung eine gewisse Überlegenheit zur Schau trägt. Die wenigen Knaben, mit denen sie ausgegangen ist, hatten alle den Eindruck, daß sich Danielle in ihrer Gesellschaft ziemlich gelangweilt hat.
    Wir haben auch mit Miss Hayden Rücksprache genommen; die Mutter des Kindes drückte größtes Erstaunen über unsere Feststellung aus, daß die Jugendliche sexuellen Verkehr gehabt hat. Sie behauptet, niemals etwas davon bemerkt zu haben. Unsere Feststellungen über Miss Hayden ergaben, daß trotz ihrer Sorgfalt in bezug auf das physische Wohl des Kindes das Niveau ihrer eigenen Moral sowohl im Haus wie außerhalb keineswegs ein annehmbares moralisches Klima für ihre Tochter darstellt. Ohne uns ein Urteil über Miss Hayden anmaßen zu wollen, die, wie wir zugeben, als Künstlerin in einer besonderen und eigenen Welt lebt, sind wir der Meinung, daß die Begriffe eben dieser Welt und ihre Lebensführung Danielle nicht günstig beeinflussen können in dem, was man normalerweise mit Recht und Unrecht bezeichnet. Ohne auf einzelne Beispiele aus Miss Haydens Lebensführung einzugehen - wir haben zahlreiche solcher Beispiele -, kommen wir zu dem Schluß, daß diese Sachlage allein es außerordentlich gefährlich erscheinen läßt, das Kind ihrer Aufsicht anzuvertrauen.«
    Ich blickte auf Nora. Ihre Lippen waren fest zusammengepreßt; sie sah die Bewährungshelferin starr an. Wenn Blicke töten könnten, wäre Miss Spicer eine Leiche gewesen.
    Miss Spicer erwiderte den Blick nicht, sondern hatte ihre ganze Aufmerksamkeit weiterhin auf den Richter konzentriert. »Wir haben auch mit Danielles Großmutter mütterlicherseits, Mrs. Hayden, Rücksprache genommen; sie möchte die Verantwortung für dieses Kind übernehmen. Mrs. Hayden hat einen ausgezeichneten Ruf in der Gemeinde und wird von jedermann hochgeachtet. Es besteht hier jedoch ein Hindernis, das uns äußerst bedenklich erscheint. Mrs. Hayden ist zur Zeit vierundsiebzig Jahre alt, und obwohl sie sich offenbar bester Gesundheit erfreut, stehen wir doch der Tatsache gegenüber, daß sie sich nicht ständig persönlich um das Kind kümmern kann. Sie muß es notgedrungen anderen Personen überlassen, eine ganze Reihe von Handlungen vorzunehmen, denen sie selbst nicht gewachsen ist. So bewundernswert ihre Absichten sind, bezweifeln wir doch, daß sie in der Lage ist, all die Pflichten zu erfüllen, die sie auf sich zu nehmen bereit ist. Bei größter Hochachtung für Mrs. Hayden haben wir dennoch Bedenken, das Kind jetzt ihrer Obhut anzuempfehlen.« Die Augen der alten Dame blieben gelassen. Sie sah die Bewährungshelferin ruhig an. Offenbar hatte sie diesen Einwand von vornherein erwartet.
    Jetzt kam ich an die Reihe. Miss Spicer sprach weiter: »Wir haben auch mit dem Vater der Jugendlichen gesprochen, mit Colonel Carey. Er kommt schon automatisch als Vormund des Kindes dadurch nicht in Betracht, daß er außerhalb des Staates Kalifornien wohnt. Dazu treten aber auch noch andere Faktoren, die es ausschließen, daß er diese Verantwortung übernimmt. Er hat jahrelang keinerlei Verbindung mit seiner Tochter gehabt. Sie haben sich auseinandergelebt und sind durch mehr als die beim Aufwachsen eines Kindes normalen Umstände voneinander getrennt. Wir bezweifeln, daß er finanziell wie persönlich die Erfahrung und die Fähigkeit besitzt, die Verantwortung für seine Tochter zu übernehmen.«
    Jetzt konnte ich verstehen, warum sie mir gesagt hatte, daß sie nicht viele Fälle verpfuschen. Ich sah den Richter an, welchen Eindruck er wohl haben mochte. Sein rötliches Gesicht glänzte von der feuchten Hitze im Sitzungsraum. Aber seine Augen hinter den Brillengläsern verrieten mir nichts.
    »Angesicht der vorgetragenen Informationen«, fuhr Miss Spicer fort, »beantragen wir, daß das Gericht das Kind dem Kalifornischen Jugendamt übergibt, und zwar der Nordkalifornischen Aufnahmezentrale in Perkins. Wir hoffen, daß man sie von dort nach genauer Prüfung nach dem Los-Guilicos-Erziehungsheim in Santa Rosa überweisen wird, wo sie unter wirksamer Aufsicht steht und die geeignete psychiatrische Therapie erhält, bis sie das gesetzliche Alter erreicht hat und in eigene Verantwortung entlassen werden kann.«
    Als die Bewährungshelferin sich setzte,

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