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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kleinigkeit schicken. Meinst du, das wäre richtig?«
    »Sie wird sich bestimmt darüber freuen, Sam.« Er streckte mir die Hand hin. »Und sag ihr alles Liebe von mir, Luke.«
    »Gern, Sam«, sagte ich. »Danke.«
    Die Post Street wimmelte von Leuten, die ihre Nachmittagseinkäufe machten. Nach dem kühlen, gedämpften Licht in der Galerie schlug mir die Sonne schmerzhaft auf die Augen. Ich fühlte, wie mir der Schweiß aus der Haut trat, und strebte einer kühlen Bar zu. Ich bestellte eine Flasche Bier. Ein paar Touristen kamen herein und blieben neben mir stehen. Auch sie bestellten sich Bier.
    »Herrgott, ist das heiß!« sagte der eine und hob das schäumende Glas an seinen Mund. »Aber stell dir bloß vor, wieviel heißer es noch für die armen Kerle da draußen sein muß, auf dem Felsen mitten in der Bucht! Ich wette, sie würden ihre Seele geben für ein kaltes Bier an einem solchen Tage!«
    Ich sah sie an und dachte an den Felsen, von dem sie sprachen. Alcatraz. Mit dem Zuchthaus darauf. Es gab noch andere Felsen. Meine Tochter war auch auf so einem Felsen. Und sie war doch noch ein Kind. Was mochte sie wohl tun, um sich in dieser Sommernachmittagshitze abzukühlen? Und was mochte Miss Spicer über sie erfahren haben? Wahrscheinlich Dinge, die ich nicht wußte. Nicht wissen konnte.
    Marian Spicer erkannte die Schuhe, ehe sie noch die Stimme hörte. Sie waren so blank geputzt, daß sie fast ihr Gesicht darin spiegeln konnte, und sie wußte, wenn der Fuß sich hob, würde sich das Leder ein wenig verschieben, so daß darunter die weiße Baumwolle der Socken vorkam. Sie hob den Blick von den Notizen, die sie vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte.
    »Ah! Wie gut wäre es, wenn die holde Maid Marian herauskäme, um mit Robin Hood zu spielen. möglichst in einer schattigen Schlucht des Sherwoodwaldes!«
    Sie lachte. »Setzen Sie sich, Red, ehe Sie Ihren Kaffee vergießen. Gut, daß ich Sie kenne und Ihren Unsinn nicht übelnehme!«
    Er stand lachend vor ihr, die blauen Augen blinzelnd, das rote Haar zerzaust wie immer. Er hielt zwei Tassen Kaffee, in jeder Hand eine. »Sie sahen so aus, als ob Sie auffüllbedürftig wären!« sagte er und stellte eine Tasse vor sie hin. - »Danke!«
    Er sah sich in der Kantine um. Sie war fast leer. »Es muß etwas geschehen! Die Arbeitnehmer machen zuwenig Gebrauch von den Segnungen ihrer Kaffeepause!«
    An einem andern Tisch saß eine Bewährungshelferin mit einem Mädchen und seiner Mutter. Das Mädchen war etwa fünfzehn, schwanger und mürrisch. Die Mutter redete das Blaue vom Himmel herunter, die Bewährungshelferin nickte geduldig.
    Marian konnte erraten, was die Frau sagte. Sie hatte allzuoft dieselben Worte gehört. »Ich wußte nichts davon. Ich ahnte
    überhaupt nichts. Meine eigene Tochter. Es waren diese Flittchen, mit denen sie.«
    Es war immer dasselbe. Die Kinder gerieten ins Unglück, und die Eltern waren höchst erstaunt. Immer. Natürlich hatten sie es niemals kommen sehen. Sie waren immer zu sehr mit andern Dingen beschäftigt gewesen. Manche von ihnen begründeterweise, manche nicht. Aber das Resultat war immer dasselbe -das Jugendgericht.
    »Wo sind Sie den ganzen Tag gewesen?« fragte sie, während sie ihre Notizen zu einem sauberen Bündel ordnete.
    Red schlürfte geräuschvoll seinen Kaffee. »Na, was meinen Sie? Natürlich hab’ ich diesen verflixten Lausebengel gesucht.«
    Marian wußte, wen er meinte - einen Sechzehnjährigen. Seine Eltern hatten ihn in eine Schule mit militärischer Zucht und Ordnung gesteckt, um einen Mann aus ihm zu machen, nachdem ihn die Polizei vor sechs Monaten aus dem Wasser gefischt hatte. Vier Tage später kam ein Anruf, daß er aus der Schule verschwunden sei.
    »Nun, und haben Sie ihn gefunden?«
    »Gefunden habe ich ihn. Genau dort, wo ich ihn vermutete. In der Männertoilette einer Bar am Nordstrand.«
    »Aber ich verstehe nicht, daß Sie dazu vier Tage gebraucht haben?«
    »Wissen Sie, wie viele solcher Kaschemmen dort sind?« fragte er entrüstet. Dann sah er, daß sie lächelte, und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Sie hätten das Früchtchen sehen sollen, als ich ihn fand! Er trug noch seine Schuluniform. Sie sah aus, als habe er vier Tage darin geschlafen. Als er mich entdeckte, spielte er völlig verrückt. Stieß um sich und brüllte und kratzte. Ich mußte einen Streifenwagen kommen lassen, um ihn herzubringen.« Er sah Marian an und grinste übermütig. »Aber auch dabei hab’ ich gar nicht so schlecht

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