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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wollen Sie ihm einen schenken?«
    »Wenn ich einen gebrauchten finde, für fünfzig Pipen. »Er sah hinunter auf den Tisch. »Ich weiß, ich mach mir selbst was vor. Es gibt nämlich keine für das Geld.«
    »Vielleicht haben Sie Glück, Red.«
    »Drücken Sie mir den Daumen! Aber manchmal habe ich Angst.«
    »Angst? Wie meinen Sie das?«
    »Stevie ist ein guter Junge. Aber ich denke an all die Dinge, die er nicht kriegen kann. Sie wissen, wie ich’s meine. Vielleicht ist es nicht gut, daß wir hier so vieles kennenlernen.« Sie nickte.
    »Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf«, sagte Red, »weil ich träume, daß ich im Dienst bin, und es wird ein Junge hereingebracht. es ist Stevie. Wenn ich ihn dann frage, warum und wieso, sagt er zu mir: >Was hast du erwartet, Paps? Daß ich mein Leben lang glaube, der Mond ist aus grünem Käse?««
    Sie sah ihn einen Augenblick an. Natürlich, daran litten sie alle.
    Sie sahen zuviel - und sie fühlten zuviel. Freundschaftlich legte sie ihm die Hand auf die Schulter. »Heute war ein langer, heißer Tag, Red. Warum machen Sie nicht für den Nachmittag Schluß und gehen nach Hause?«
    Er ergriff ihre Hand und klopfte sie dankbar.
    »Wozu?« fragte er und lächelte. »Damit sich Anita halb tot sorgt, ob ich krank bin oder etwas passiert ist?«
    Das gerahmte Diplom an der Wand über dem kleinen, übervollen Schreibtisch in der ebenfalls kleinen Glaszelle war das eines Magisters Artium in Psychologie, ausgestellt von der Universität Wisconsin. Der Name auf dem Diplom - geschrieben in schöner Fraktur - war Sally Jennings. Das Datum Juni 1954.
    Sally Jennings war achtunddreißig gewesen, als sie das Diplom bekam. Davor lagen fünfzehn Jahre praktischer Arbeit als Bewährungshelferin, in denen sie weiter sparte und studierte. Als sie das nötige Geld beisammen hatte, nahm sie zwei Jahre Urlaub und kam mit dem Diplom zurück. Dann dauerte es noch zwei Jahre, bis eine Stelle in ihrer jetzigen Abteilung frei wurde.
    Sie hatte ein noch jugendliches Gesicht, angegrautes Haar, ein gelassenes, sympathisches Auftreten und ein echtes Gefühl für die Kinder, die zu ihr kamen. Meistens spürten sie das und faßten Vertrauen zu ihr. Nur manchmal kam eins, das ihrer sonst so unwiderstehlichen Anziehungskraft widerstand. Und zu diesen wenigen gehörte offenbar Dani.
    Sally Jennings blickte über den Schreibtisch hin auf Dani. Diese saß schweigend mit gefaßtem Gesicht vor ihr, die Hände manierlich auf dem Schoß gefaltet. Sally hatte schon vorher bemerkt, daß das Kind gutmanikürte Fingernägel hatte. Das deutete ebenfalls auf Selbstbeherrschung. Sie griff nach einer Zigarette und spürte, wie Danis Augen ihrer Bewegung folgten.
    »Möchtest du gern eine Zigarette, Dani?« fragte sie höflich und hielt ihr die Schachtel hin.
    Dani zögerte.
    »Es ist schon in Ordnung, Dani. Hier drin darfst du rauchen.«
    Dani nahm die Zigarette und ein Streichholz. »Danke, Miss Jennings.«
    Die Psychologin zündete sich ihre Zigarette an und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. Sie blickte in den Rauch, der sich langsam zur Decke hinaufzog. »Ich sehe gern zu, wie der Rauch aufsteigt«, sagte sie beiläufig. »Ähnlich wie die kleinen Wolken am Himmel, die alle möglichen Formen und Gestalten annehmen.«
    »So ein ähnliches Spiel hatten die Mädchen in Miss Randolphs Schule. Wir nannten es Schnellsehen.« Sally beobachtete Dani. In den Augen des Kindes war ein Schimmer von Heiterkeit. »Sie würden sich wundern, was manche Mädchen da sahen - manchmal wirklich ganz ausgefallene Dinge.«
    »Du verstehst allerlei von Psychologie für dein Alter.«
    »Ich habe viel darüber gelesen. Einmal dachte ich sogar daran, selbst Psychologin zu werden, aber dann habe ich es mir doch anders überlegt.«
    »Warum, Dani? Ich könnte mir vorstellen, daß du etwas leisten könntest.«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht, weil mir die Vorstellung nicht gefiel, meine Nase in anderer Leute Seele zu stecken. Oder vielleicht nur, weil ich überhaupt nicht spionieren mag. Überhaupt nicht.«
    »Meinst du, daß ich spioniere?«
    Dani sah sie offen an. »Das gehört doch zu Ihrem Beruf, nicht wahr?« fragte sie unverblümt. »Sie müssen doch herausfinden, warum ich spinne, nicht wahr?«
    »Das ist nur ein Teil meiner Aufgabe, Dani. Der kleinste Teil. Die Hauptsache ist, einen Weg zu finden, wie ich dir helfen kann.«
    »Wenn ich aber keine Hilfe haben möchte?« »Ich glaube, wir brauchen alle Hilfe, ob wir uns das selbst

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