Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Anschlag, eilte sie die letzten Stufen hinauf. Dann hörte sie ihn jedoch jemanden mit normaler Stimme fragen, was er hier mache.
„Gute Frage“, sagte sie und ging langsamer. Verdammt, für einen weiteren Adrenalin-Cocktail war sie zu müde. Ihr Herz hämmerte immer noch, aber sie zitterte nicht mehr am ganzen Körper. Sie hoffte nur, dass sie nicht einfach zusammenklappen würde. „Man könnte auch fragen, wer, wie und warum, aber ich glaube, ich passe und sage gleich ‚Gute Nacht‘.“
„Ich tue mein Bestes, damit wir möglichst schnell ‚Gute Nacht‘ sagen können.“ Rule trat ein, und Lily bekam die Antwort auf zumindest eine ihrer Fragen.
In ihrem kleinen, einfach möblierten Wohnzimmer gab es nur einen Stuhl, doch darauf saß ihr unerwarteter Besucher nicht. Stattdessen hockte er auf dem Bodenkissen neben dem Couchtisch und spielte mit der Luft zwischen seinen Fingern. Er trug ein dunkelblaues Hemd ohne Kragen, das nur halb zugeknöpft war. Seine Füße waren nackt, und sein zimtfarbenes Haar hatte dringend einen Schnitt nötig. Den Kopf hielt er gesenkt, so dass sein Gesicht nicht zu sehen war, aber sie wusste, dass es herzzerreißend schön war.
Cullen sah auf. „Hallo, Liebes. Was für ein hässliches Kleid. Ist das dein Blut?“
Lily seufzte. „Ich weiß mit Sicherheit, dass ich die Tür abgeschlossen habe, und doch bist du hier. Uneingeladen.“
„Ach, ich habe mir gedacht, dass du nicht wollen würdest, dass ich draußen auf dem kalten Betonboden warte, und ich war ganz sicher, dass mir das auch nicht gefallen würde. Ich bin hier seit …“ Seine Finger standen still. „Großer Gott, es muss schon nach Mitternacht sein.“ Er musterte sie von oben bis unten mit funkelnd blauen Augen, an die sie sich immer noch nicht ganz gewöhnt hatte. Vor drei Wochen waren an dieser Stelle nur schorfige Augenhöhlen gewesen. „Du siehst aus, als hättet ihr einen schönen Abend gehabt. Wilder Sex?“
Sie ließ ein kehliges Knurren hören und ging in Richtung Küche. „Komm, Harry.“ Als Rule sie plötzlich hochhob, konnte sie gerade noch ein erschrockenes Kreischen zurückhalten. Das wäre peinlich geworden. „Tu das nicht, wenn ich bewaffnet bin.“
„Da hat sie recht“, sagte Cullen.
Rule setzte sie in einen überdimensionierten Sessel. „Die Waffe kannst du jetzt wegstecken. Ich kümmere mich um Harry und werde dann Cullen versuchen loszuwerden. Und bevor du dich aufregst“, sagte er und ging vor ihr in die Hocke, „denk daran, dass ich es gewöhnt bin, angeschnauzt zu werden, wenn ich anderen sage, was gut für sie ist.“
Cullen lachte leise. „Er meint den Rho. Der alte Herr erholt sich, aber in seinem Alter dauert es länger. Ist wirklich spaßig mit ihm. Letzte Woche hat er Rule den Arsch aufgerissen, weil er Netties Anweisungen bezüglich des Ratstreffens befolgt hat.“
Rule hatte ihr gesagt, dass er am letzten Donnerstag Clanangelegenheiten zu regeln hatte. Er hatte nicht gesagt, dass es ein Ratstreffen gewesen war. Er musste ihr nicht alles sagen, aber schließlich war sie jetzt Mitglied des Clans, oder etwa nicht? Hätte er es ihr denn nicht sagen können?
Sie sah ihm in die Augen, die unverwandt ihren Blick erwiderten. Dunkle Augen – nicht hellblau wie die seines Freundes – in einem Gesicht, das gut aussehend, aber nicht perfekt war. Die Nase war zu schmal, ein wenig zu lang. Die Lippen waren zu dünn, und die Ohren … Rules linkes Ohr war höher angesetzt als sein rechtes.
Komisch. Das war ihr noch nie aufgefallen.
Sie beugte sich vor, um vorsichtig ihre Waffe neben dem Sessel abzulegen. Dann richtete sie sich wieder auf, aber so, dass sie eins dieser asymmetrischen Ohren streifte. Gefühle stürzten auf sie ein wie eine Akrobatentruppe – hüpfend, rollend, über- und untereinander kletternd und nur mühsam das Gleichgewicht haltend. Und sie bemerkte, dass sie lächelte. „Ich muss mir wohl was ganz Besonderes einfallen lassen, um mit einem Wutanfall deines Vaters konkurrieren zu können. Ich glaube, das schaffe ich nicht.“
„Du bist selbst etwas ganz Besonderes.“ Er lehnte sich vor und gab ihr einen sanften Kuss. „Immer.“
„Sehr süß“, sagte Cullen. „Und normalerweise würde ich eurem Vorspiel gern zusehen, aber ich bin nicht ohne Grund gekommen. Also bitte, hört auf mit dem Geknutsche.“
„Ich bin zu müde, um ihn umzubringen“, sagte Lily. „Mach du es.“
„Nachdem ich Harry gefüttert habe“, sagte Rule und stand auf. „Der
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