Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
ihr zuteil geworden war, und er hatte sie über die Gründe nicht aufgeklärt. Er war sich ziemlich sicher gewesen, dass sie darüber entsetzt gewesen wäre.
Und er hatte recht behalten.
Sie schluckte. „Du meinst, sie dachten … sie denken … großer Gott.“
„Sie hoffen, dass die Dame uns durch dich helfen wird.“
„Aber du hast ihnen gesagt, dass das nicht so ist.“ Das war keine Frage, sondern eine Forderung.
„Was hätte ich ihnen sonst sagen können? Ich kenne die Absichten der Dame nicht.“
„Du kannst unmöglich annehmen, dass ich eine Art Sprachrohr für eure Göttin bin, eine Prophetin oder … wie nennt man das noch? Ein Avatar.“
„Die DAME benutzt keine Avatare.“
Er konnte fast ihre Zähne knirschen hören. „Dann nenne es eben anders. Großer Gott. Ich verfüge noch nicht einmal über das geeignete Vokabular, über so etwas zu sprechen. Es ist doch offensichtlich, dass ich … He! Du hast die Ausfahrt verpasst.“
„Nein, habe ich nicht.“
Einige Herzschläge lang erwiderte sie nichts. Als sie dann anfing zu sprechen, klang ihre Stimme gepresst. „Ich komme nicht mit in deine Wohnung.“
„Sie wussten genug über dich, um dich auf der Hochzeit deiner Schwester zu erwischen. Dann werden sie auch ganz sicher wissen, wo du wohnst.“
„Rule …“
„Um Himmels willen, Lily, sei doch vernünftig! Dein Schloss an der Tür ist ja ganz in Ordnung, aber es wird niemanden davon abhalten, das schöne große Wohnzimmerfenster einzuschlagen und einfach hindurchzuspazieren. Vor den meisten Dingen kann ich dich beschützen, aber wenn dieser Dämon …“
„Ich habe dich nicht darum gebeten, mich zu beschützen. Wenn du …“
„Sie haben versucht, dich in Besitz zu nehmen, und sind gescheitert. Wer weiß, was sie als Nächstes versuchen werden? Wenn die Göttin der Azá hinter all dem steckt – und davon müssen wir ausgehen –, dann wird sie sich rächen wollen. Dich zu töten wäre noch die einfachste Variante. Benedict hat ein paar von seinen Männern heute Abend zu meiner Wohnung geschickt, die die Überwachung übernehmen werden, und dort gehen wir hin.“
„Na großartig. Aber wenn du glaubst, ich führe eine Untersuchung mit Bodyguards im Schlepptau, kann ich nur sagen: Träume ruhig weiter! Und heute Nacht kann ich nicht bei dir schlafen. Wenn du also bitte …“
„Verflucht, Lily, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu streiten, wo wir wohnen! Oder grundsätzlich zu erwägen, ob wir zusammenwohnen oder uns nur jede Nacht treffen wollen. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie stark Dämonen sind?“, fragte er und scherte hinter einem langsam fahrenden Lieferwagen aus. „Du bist vielleicht vor einem magischen Angriff gefeit, aber das hilft dir wenig, wenn der Dämon beschließt, dir den Kopf abzureißen.“
„Fahr bitte langsamer! Deine Reflexe mögen ja gigantisch sein, aber die Fahrer, die du überholst, müssen mit ganz normalen menschlichen Reaktionszeiten klarkommen. Wenn du so weitermachst, fährt noch einer vor Angst von der Straße oder in einen anderen Wagen.“
Er warf einen Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige. Seine Lippen wurden schmal, als er sich zwang, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Ohne es zu merken, hatte er die Hundert weit überschritten.
„Außerdem musst du umdrehen. Und mir zuhören. Die ganze Zeit versuche ich dir zu sagen, dass …“
„Was? Was für einen schwachsinnigen Grund kann es geben, dass du dich nicht in größtmögliche Sicherheit bringen willst?“
„Dirty Harry.“
Rule schluckte das, was er gerade hatte sagen wollen, herunter und verfluchte stattdessen ihre Katze – das verwünschte, verdammte, ungesellige, wolfhassende Biest von einer Katze, die sie zurückgelassen hatten, weil die Ausgeburt der Hölle, als sie zur Hochzeit aufgebrochen waren, gerade unterwegs gewesen war, um irgendwelche dummen Katzendinge zu tun.
Aber Lily hatte nun einmal die Verantwortung für das Tier übernommen, und man ließ ein Wesen, das von einem abhängig war, nicht allein, wenn Gefahr drohte. Das verstand Rule, auch wenn es ihm im Moment nicht gefallen mochte. Der Nachbar, den Lily manchmal bat, ihre Katze zu füttern, war nicht in der Stadt. Niemand sonst hatte einen Schlüssel für ihre Wohnung, und es war mitten in der Nacht.
Kurz nachdem sie die Autobahn verlassen hatten, gingen ihm die passenden Bezeichnungen für das Untier aus.
„Fühlst du dich jetzt besser?“, fragte sie trocken.
„Nein.“ Er schlug
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