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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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liebsten wäre sie an Ort und Stelle eingeschlafen, aufrecht stehend, während das heiße Wasser über ihren Körper floss – auch, um nicht Rule gegenübertreten zu müssen.
    Was für ein Feigling sie doch war. Wütend über sich selbst, drückte Lily sich Shampoo in die Hand. Das konnte sie mit der Linken gerade noch, aber sie schaffte es nicht, den Arm über den Kopf zu heben. Sich das Haar mit nur einer Hand zu waschen war mühsam, aber um nichts in der Welt wäre sie mit blutverklebtem Haar schlafen gegangen.
    Seitdem sie verletzt worden war, hatte Rule ihr die Haare gewaschen.
    Sie machte sich Vorwürfe. Was bedeutete es schon, dass er älter war als sie? Viele Frauen hatten ältere Männer als Partner. Wo lag das Problem?
    Sie schloss die Augen und ließ das Wasser über ihren Körper strömen. Er war vierundfünfzig, sie achtundzwanzig. Dann war er sechsundzwanzig Jahre älter als sie. Für sie waren sechsundzwanzig Jahre praktisch ein ganzes Leben. Nicht für ihn jedoch. Das war das Problem.
    Sie stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und befahl der Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf, die sie ermahnte, ihre Haut zu pflegen, ruhig zu sein. Um dann doch zu der Lotion zu greifen.
    Stritt er ebenfalls im Geiste immer noch mit seiner Mutter? Oder vielleicht eher mit seinem Vater, schließlich war er ein Mann … aber mit vierundfünfzig hörte er sicher nur noch auf seine eigene Stimme.
    Lily streifte T-Shirt und Unterhose über, ging mit einem groben Kamm über ihr Haar und überlegte ernsthaft, ob sie ohne es zu trocknen zu Bett gehen sollte. Bei der Aussicht auf ein nasses Kopfkissen zog sie jedoch den Fön hervor und drückte den Stecker in die Steckdose.
    Hatte es bereits Haartrockner gegeben, als er ein Kind gewesen war? Er musste um 1950 geboren sein. Föne waren doch erst sehr viel später auf den Markt gekommen, oder nicht?
    Sie hatte immer angenommen, er sei um die dreißig. Es tat weh, jetzt herauszufinden, dass das nicht stimmte. Dass er sie in diesem Glauben gelassen hatte. Sie hatte gedacht, sie beide hätten ungefähr den gleichen kulturellen Hintergrund, aber sie hatte sich wohl geirrt. Als sie jung gewesen war, hatte sie Disco-Musik gehört. Welche Musik hatte er wohl gehört? Die Beatles? Elvis? Sie war mit Cagney und Lacey, Cheers und Happy Days aufgewachsen. Rule war mit Happy Days aufgewachsen.
    Sie machte den Fön aus, wickelte das Kabel auf und legte das Gerät in den Schrank zurück. Erst wollte sie frischen Mull auflegen, entschied dann aber, dass sie keinen Verband mehr brauchte. Netties religiöse Version von Magie schien gewirkt zu haben – eine Feststellung, die sie verwirrte, aber sie würde später darüber nachdenken, was das zu bedeuten hatte.
    Dann holte sie tief Luft und öffnete die Tür. Rule saß im Bett, auf der rechten Seite – sie schlief immer links – und hatte das Laken über Beine und Hüfte gezogen. Unter dem Laken war er nackt. Pyjamas fand er albern.
    Aufmerksam beobachtete er sie. Seine Augen erinnerten sie an nächtliches Wasser – undurchdringlich und voller Geheimnisse und Andeutungen.
    Doch von Geheimnissen hatte sie die Nase voll. „Warum hast du mir nichts gesagt?“
    „Bevor du in den Clan aufgenommen wurdest, konnte ich nicht. Und dann … aus Angst wahrscheinlich. Ich bin nicht stolz darauf, aber es stimmt.“
    „Hattest du Angst, dass ich sauer sein würde?“
    „Bist du etwa nicht sauer?“
    Nun, sauer war nicht das richtige Wort. Verwirrt, desorientiert vielleicht. Schmerzhaft wurde ihr bewusst, wie viel sie beide trennte.
    „Du hattest auch deine Geheimnisse. Und das habe ich respektiert.“
    „Wovon redest du?“
    „Von deiner Großmutter.“
    Verblüfft sah sie ihn an. „Aber du weißt doch über sie Bescheid. Ich habe dich nicht vorgewarnt, aber du hast sie in Aktion gesehen. Und Benedict hat sogar zugesehen, wie sie sich gewandelt hat.“
    Er zog die Mundwinkel nach unten, lächelte aber nicht. „Ich weiß auch, dass es keine, äh … Wertiere gibt, und doch ist sie eines. Ich habe dich nie um eine Erklärung gebeten.“
    „Dein Glück. Ich habe nämlich keine.“
    „Ich wollte ja auch keine.“
    Sie knirschte mit den Zähnen. „Du hörst mir nicht zu. Ich habe nicht gesagt, dass ich es dir nicht erklären würde. Ich kann es nicht, weil ich auch nicht mehr als das weiß. Wenn es jemanden gibt, der noch geheimnistuerischer als dein Vater ist, dann ist es meine Großmutter.“
    Er schwieg einen Moment lang. Dann schnitt er eine

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